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5 Tage Liebe (German Edition)

5 Tage Liebe (German Edition)

Titel: 5 Tage Liebe (German Edition)
Autoren: Adriana Popescu
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entspannt mich gehörig. Für Maya ist das so einfach, so ungehemmt. Aber sie hat sich ja auch nicht gerade verliebt.
    „Lach du nur ...“
    Und genau das tut sie. Laut und selbstbewusst, als wären ihr die Blicke der anderen Gäste vollkommen egal. Ich kann nicht anders, ich bewundere sie, wie leicht sie das alles nimmt.
    „Man kann Döner nicht essen, ohne sich einzusauen. Das weiß doch jeder.“
    Sie nimmt die Serviette vom Tisch und tupft mir über den Mund und das Kinn. Ich erstarre, sobald sie mich berührt. Falls sie es bemerkt hat, lässt sie sich nichts anmerken, als wäre es das Normalste der Welt. Aber für mich ist es einer dieser magischen Momente. Ich sitze da, sehe sie an und bewundere erneut ihr Gesicht. Die Mütze liegt neben uns auf dem Tisch und ihre Locken tummeln sich wild um ihr Gesicht. Sie scheint es aufgegeben zu haben, die Mähne bändigen zu wollen. Wenn sich eine Locke in die Nähe des verschmierten Mundes verirrt, wird sie mit einer achtlosen Geste wieder hinters Ohr geklemmt. Ist sie sich denn nicht bewusst, wie wunderschön sie aussieht?
    Es gibt Frauen, die ohne Zweifel wunderschön sind, wenn sie fünfundvierzig Minuten im Bad für sich alleine haben. Maya ist das genaue Gegenteil. Sie trägt zwar noch immer das etwas stärkere Augen-Make-up vom Tanz, aber sonst wirkt ihre Haut rein und zart. Nichts erinnert mehr an die verführerische Hüftenschwingerin von der Junggesellenparty vorhin. Sie könnte auch eine junge Studentin sein, die hier mit einem Mann einen Döner genießt. Erschrocken stelle ich fest, dass nicht mehr besonders viel von unserem Essen übrig ist. Vielleicht möchte sie dann ja schon nach Hause, und mir gehen die Ausreden aus. Ein Kaffee vielleicht noch, aber die Chance einer Ablehnung stehen gut. Ich werde unweigerlich traurig.
    „Woran denkst du?“
    Sie lehnt sich zurück in den Stuhl und zerknüllt den Rest des Döners in der Alufolie. Wenn ich ehrlich wäre, könnte ich ihr sagen, woran ich denke. An sie und niemanden sonst, aber so ehrlich kann ich dann doch nicht sein. Ich schaue peinlich berührt weg.
    „Frag ruhig, Jonas. Die meisten wollen wissen, wie es ist. Ich habe damit kein Problem, ehrlich.“
    Aber ihr Gesicht scheint das Gegenteil zu sagen. Die Augen werden schmaler, die Lippen verziehen sich zu einem strengen Strich. Sie versucht eine Mauer um sich aufzubauen, und so sehr ich wissen möchte wie es ist, ich habe Angst zu fragen.
    „Ist das kein Problem für deinen Freund?“
    Meine Stimme klingt fremd in meinen Ohren. Ich bin nicht sicher, wieso ich von allen möglichen Dingen ausgerechnet das gefragt habe. Ich hätte auch gefühlte hundert andere Fragen gehabt, aber diese war die erste, die ausbrechen wollte – und vielleicht war meine Neugierde ja tatsächlich stärker als mein Verstand.
    „Ich habe keinen Freund. Mein letzter kam damit gar nicht klar, hat sich betrunken und wurde dann unheimlich aggressiv.“
    Bilder flackern kurz vor meinem inneren Auge auf, ich verkrampfe mich automatisch. Er wurde aggressiv? Hat er sie geschlagen? Unwillkürlich bilden meine Hände Fäuste, und sie bemerkt es.
    „Er hat mich nur einmal geschlagen, dann habe ich ihn vor die Tür gesetzt, keine Sorge. Ich bin ja nicht blöd.“
    Ich nicke. Das habe ich sofort gemerkt. Wieso sie dann nicht irgendwo an einer Uni studiert, sondern stattdessen lieber einen solchen Job ausübt, werde ich vermutlich selbst nach einer Erklärung nicht verstehen.
    „Naja, ich halte ohnehin nicht viel von Beziehungen.“
    Oh. Sie ist also jemand, der sich nicht binden will. Das kommt mir vertraut vor. Jedes Mal, wenn eine Frau mich mit den Worten „Ist das jetzt eine Beziehung?“ zu einer klaren Aussage zwingen wollte, bin ich verschwunden. Auf Nimmerwiedersehen.
    „Das passt doch ganz gut in deinen Lebenswandel, oder?“
    Ich versuche, alles so zu fragen, dass sie auf keinen Fall meinen könnte, ich würde sie von oben herab betrachten. Allerdings fällt es mir auch verdammt schwer, ihren Job einfach nur als Job zu sehen.
    „Du meinst, weil ich eine Prostituierte bin?“
    Schulterzucken. Ich will es mir gar nicht bildlich vorstellen.
    „Darum geht es mir gar nicht.“
    Sie greift nach ihrer Bierdose und stellt fest, dass sie leer ist. Da, unser Date – so nenne ich es heimlich in meinem Kopf – neigt sich dem Ende entgegen.
    „Hast du was dagegen, wenn wir noch eine Runde Getränke anhängen?“
    Sie stellt die Frage nicht ganz so beiläufig wie vorhin. Begeisterung
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