Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

43 Gruende, warum es AUS ist

Titel: 43 Gruende, warum es AUS ist
Autoren: Daniel Handler , Maira Kalman
Vom Netzwerk:
verspürte ich Heißhunger darauf. Mein erstes Essen als Erwachsene, dachte ich unwillkürlich, und was will ich? Kinderkram!
    Als der Bote kam, habe ich mich verschämt im Bad versteckt. Du hast dich völlig normal mit dem Typen unterhalten und sogar über irgendwas gelacht, so als wäre alles total normal, während du da in der Tür standest, in T-Shirt und Boxershorts, und die Pizzakartons mit dem Wechselgeld obendrauf entgegennahmst. Ich kauerte derweil neben dem Waschbecken und kämmte mir mit diesem Ding hier durch die Haare. Ich kam mir vor wie ein Fahrrad oder ein Hund, irgendwo angebunden, während der Besitzer ganz entspannt irgendwo plaudert und mich völlig vergessen hat. Das war es, begriff ich auf einmal, diese totale Lockerheit, deine Lockerheit und dein souveränes Auftreten, die stanken mir wirklich. Ich griff mir den Kamm und das Kärtchen von der Handtuchstange, so als wollte ich peinliche Beweise verschwinden lassen. Ich selbst hatte noch nie solche Gefühle gehabt wie hier mit dir, aber du hattest das alles schon öfter erlebt.

    Â 

 
    Â 
    Gleich bei meinem ersten Biss in die Pizza spritzte mir Soße auf mein Top, und ich musste es ausziehen, so sehr sah der Fleck nach Blut aus. Du hast mir das hier gegeben, noch einer von den erstaunlich vielen Gegenständen in deinem schier unerschöpflichen Rucksack. Ich habe darin geschlafen, erst neben dir und seitdem in vielen Nächten zu Hause; so lange hatte ich es am Körper, dass es sich anfühlte, als wäre ich in dir, als streckte ich mich in deinen langen Beinen aus und kuschelte mich in deiner Brust zusammen, nahe bei deinem Herzschlag. Was uns vielleicht wieder auf Augenhöhe brachte. Trotz Mundgeruchs und der im Tageslicht noch hässlicheren Bettdecke küssten wir uns beim Aufwachen zärtlich. Aber dann mussten wir uns auch schon beeilen, damit wir noch irgendwo einen Kaffee bekamen, bevor womöglich Lauren anrief oder irgendwer uns auf die Schliche kam. Es war bereits Nachmittag, und der Himmel war missbilligend grau. »Ich liebe dich auch«, habe ich gesagt, daran erinnere ich mich, und das kann nur eine Antwort gewesen sein, also musst du es zuerst gesagt haben, doch selbst jetzt, während ich dieses T-Shirt anschaue, versuche ich, an gar nichts zu denken, mir gar nichts vorzustellen. Das Einzige, was ich denke, Ed, ist, dass ich dieses Hemd getragen habe wie eine Schutzhülle, wie eine zweite Haut, in jener Nacht, die ich allein auf unserem Garagendach verbracht habe. Mein Bett fühlte sich zu leer an, um darin zu schlafen, also bin ich in die Nacht hinaus und habe ein paar von diesen Streichhölzern abgebrannt – Majakowskis Traum. Als wäre das Ewigkeiten her, fühlte es sich an, und die winzigen Flämmchen erstarben im Wind, kaum dass sie meine Hand verlassen hatten. Mir war kalt ohne Grund, heiß ohne Grund. Ich habe gelächelt, habe geweint oder nur dagesessen und gar nichts getan, und mein einziger Gefährte in jener Nacht und in so vielen danach war dieses Hemd. Ich habe es getragen, dieses unbekümmerte Ding aus deinem Rucksack, das du mir gegeben hast, auch wenn du das gar nicht mehr weißt. Es war kein Geschenk, dieses Teil, das ich dir hier zurückgebe. Es war eine Geste, weiter nichts, längst vergessen, dieses Ding, das ich getragen habe, als läge es mir am Herzen. Das tat es auch, Kein Wunder, dass es aus ist mit uns.

    Â 

 
    Â 
    Okay, die hier waren tatsächlich ein Geschenk. Ich fand sie am Montag in meinem Schließfach. Inzwischen kanntest du meine Kombination, deshalb konntest du solche Sachen machen. So hässlich oder eigentlich nicht hässlich, aber absolut unpassend für mich. Ich will nicht daran denken – Will! Nicht! Daran! Denken! Verdammt! –, wer dir dabei geholfen hat, sie auszusuchen. Oder was du dir dabei gedacht hast. Sieh sie dir doch an, mit diesem albernen Gebaumel. Was hast du dir dabei gedacht?
    Â 
    Â 

 
    Â 
    Und diese Überbleibsel hier kannst du auch haben. Al hat mir gerade erzählt, wo er die herhatte, vom Schreibwarenladen Papillon , da hätten sie aus einem dieser großen Körbe hervorgelugt, als stünde gleich eine Schlangenbeschwörung an. Aber als er sie mir in die Hand gedrückt hat, hat er mir das nicht erzählt. An dem Morgen gab es zu viel anderes zu reden. Er hatte an unserem gewohnten Platz gesessen, auf der Bank gleich rechts, die ich
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher