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42 - Die Trommeln von Scorpio

42 - Die Trommeln von Scorpio

Titel: 42 - Die Trommeln von Scorpio
Autoren: Alan Burt Akers
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tut, und mir dabei das Haar ins Gesicht geklatscht, so daß ich fast geblendet und erstickt worden wäre.
    Ich zerrte das tropfende Haar beiseite und fauchte: »Kannst du schwimmen, Mädchen?«
    Es war gleichgültig, ob sie es konnte, denn im Notfall würde ich für sie schwimmen, doch in diesem Augenblick war es die höflichste Bemerkung, die mir einfiel.
    Die Fesseln um ihre Handgelenke waren schnell entfernt.
    Als ich sie losgelassen hatte, tauchte sie unter und kam wieder an die Oberfläche. Sie schaute mich sofort böse an. »Ja.«
    »Dann schwimm ans andere Ufer, bevor die Leute dorthingelaufen sind.«
    »Das werden sie nicht tun.«
    Sie sprach mit arrogantem Selbstbewußtsein. Trotzdem drehte sie sich um, teilte das Wasser mit ein paar konzentrierte Schwimmbewegungen im Bruststil und bewegte sich wie ein Frosch mit gleichmäßigen wellenförmigen Bewegungen vorwärts. Die Leute hatten uns gesehen. Sie sprangen auf und nieder und kreischten Verwünschungen. Einige liefen am See entlang. Die meisten allerdings blieben an der Stelle stehen, wo sie das Mädchen ins Wasser geworfen hatten. Nach kurzer Zeit blieben auch jene stehen, die sich an die Umrundung des Sees gemacht hatten, und kehrten zurück. Sie hatte recht behalten.
    Ich brauchte ihr nicht zu helfen, als wir den See durchschwammen. Zwar blieb ich für alle Fälle hinter ihr, doch nach dem wenigen zu urteilen, was ich über sie gehört hatte, war sie eine Frau, die sich selbst zu helfen wußte.
    Sie entstieg dem Wasser, und auf ihrem gebräunten Körper funkelten Wassertropfen, denn sie war genauso nackt wie ich. Ich wollte ihr nicht zeigen, daß ich ihre Identität kannte; und das aus ureigenen, offensichtlichen und möglicherweise falschen Beweggründen.
    Ein Stück vom Ufer entfernt stand eine Baumgruppe, und das dahinter liegende Land wurde von einer kleinen Anhöhe verborgen. Die junge Frau hob die Arme – ihr Körper war fest und straff – und drehte sich einige Male im Kreis. Sie hatte mit dem Leben abgeschlossen, und nun war sie gerettet worden. Auch wenn sie stark war, so würde sie doch einige Zeit und Ruhe brauchen, um mit dieser Erfahrung fertigzuwerden.
    »Ich danke dir, Walfger. Ich stehe in deiner Schuld.«
    Ihr Gesicht konnte die Ehrlichkeit ihres Ausdrucks nicht verbergen. Ich nickte. Meiner Meinung nach gab es darauf nichts Passendes zu sagen.
    »Ich bin Mu-lu-Manting. Lahal. Wer bist du?«
    »Drajak, den man den Schnellen nennt. Lahal.«
    Das letzte – und einzige – Mal, als ich sie gesehen hatte, hielt sie vor der Menge auf dem zentralen Kyro von Changwutung eine leidenschaftliche Ansprache, angetan mit einem feinen Seidengewand, einer gewölbte Lederrüstung über Brust und Hüften, Schwertern und einem lohischen Langbogen. Sie hatte das rote Haar echter Loher. Meine Informanten berichteten mir viel über sie, und ich reimte mir den Rest zusammen. Ich war mir nicht sicher, ob sie eine voll ausgebildete Jikai-Vuvushi war, ein Kriegsmädchen. Sie trug zwar keinen Schleier, was der Vorstellung Vorschub leistete, daß sie den kämpfenden Frauen angehörte, doch sie konnte genausogut eine Hexe aus Loh sein. Das heißt, früher einmal, denn sie hatte gegen die Hexen und Zauberer aus Loh gewettert und sie mitsamt den Königen für den Zusammenbruch und Verlust des alten Reiches von Walfarg, dem Reich von Loh, verantwortlich gemacht. Ihr Ziel, das sie mit fanatischer Inbrunst predigte, war es, das alte lohische Reich wiederauferstehen zu lassen – wie in der Vergangenheit unter der Herrschaft einer Königin der Schmerzen.
    Sie musterte mich offen. Ihr Gesicht, dieses harte, starke Gesicht, das auf frauliche Weise ebenmäßig war, konnte man nicht als hübsch bezeichnen. Wie bei Mevancy lag ihre Schönheit in inneren Wahrheiten und Stärken begründet. Ein hohlköpfiger Bursche würde nichts in ihr sehen; für einen Mann, der den Blick dafür hatte, besaß sie eine starke Anziehungskraft.
    Nach einer Weile sagte ich: »Warum haben sie uns nicht weiter verfolgt?«
    Sie deutete kurz auf die baumbewachsene Anhöhe.
    »Dahinter liegt der Bezirk von Scharn, ein Ibdrin. Ich wußte, daß du ein Fremder bist, als du sagtest, ich solle an dieses Ufer schwimmen.«
    »Ibdrins jagen mir keine Angst ein, Mu-lu-Manting.«
    »Mir auch nicht. Nun brauche ich etwas zu essen, etwas zu trinken und Kleidung, und zwar in dieser Reihenfolge.«
    Ich lächelte nicht, doch mir gefielen ihre Wertmaßstäbe.
    Wir stiegen zusammen die Anhöhe hinauf. Sie machte
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