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41 Rue Loubert: Kriminalroman (German Edition)

41 Rue Loubert: Kriminalroman (German Edition)

Titel: 41 Rue Loubert: Kriminalroman (German Edition)
Autoren: Mara Ferr
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Sie wusste zwar nichts, doch sein stechender Blick verleitete sie dazu, verlegen sinnloses Zeugs zu plappern.
    Es machte keinen Sinn, Louise zu alarmieren, während der Arbeit ging sie nie ans Telefon. Aber sie konnte versuchen, Hendrik und Marcel zu belauschen.
    Sie brachte Marcel seine Bestellung an den Tisch und sah dabei aus dem Augenwinkel, wie Alette an das Tor trat, den Code eingab und im dunklen Inneren des Hauses verschwand.
    Marta entspannte sich. Alette hatte mit Sicherheit Marcels Wagen und Hendrik gesehen.
    Sie würde wissen, was zu tun war.

Louise
    Die beiden Schokoladenbonbons lagen am rechten unteren Rand der Keramikschale, ein wenig abseits von den anderen glitzernden Bonbons, Hendriks poliertes Weinglas stand am spiegelnden Couchtisch, daneben die entkorkte Rotweinflasche, der Töpferofen wartete auf seinen letzten Einsatz.
    Louise ging zum Bildschirm im Flur und beobachtete, wie Hendrik und Luc sich dem Tor näherten. Der eine alt und gebrechlich, der andere jung und verkrüppelt. Sie drückte auf den Summer und ging nach unten, um Luc von Hendrik zu übernehmen.
    Sofort spürte sie die eigenartige Veränderung, die von Luc ausging. Zwar strahlte er voll Vorfreude, doch er zappelte nicht ungeduldig, seine Zuckungen wirkte verhalten und als er sich die Treppe hinauf abmühte, wehrte er ihre stützende Hand ungeduldig ab und erklomm, beide Hände fest um den Handlauf geklammert, Stufe um Stufe ohne ihre Hilfe. Sie war beeindruckt, welche Fortschritte er in einer kurzen Woche gemacht hatte und ermunterte ihn mit lobenden Worten.
    In ihrem Gästezimmer setzte sie ihn auf das Sofa und holte einen kalten Lappen, um ihm über die schweißnasse Stirn zu wischen. Er legte den Kopf in den Nacken, schloss die Augen, wiegte seinen Körper leicht vor und zurück und summte leise vor sich hin. Louise betrachtete ihn aufmerksam.
    Er kam ihr plötzlich so erwachsen vor, als ob er über Nacht seine kindliche Unschuld verloren und dafür Reife und Erfahrung empfangen hätte. Sie brachte ihm ein Glas Wasser, das er hastig trank. Seine Hände zitterten kaum und er verschüttete keinen Tropfen. Louise nahm ihm das Glas wieder ab und stellte es in die Spüle.
    Jetzt zitterten ihre Hände und ihr Herz schlug schneller als sonst. Dunkle Flecken bildeten sich unter den Armen auf ihrem Kleid, die Handflächen wurden unangenehm feucht. Ihr Mund war ausgetrocknet und die Zunge klebte ihr am Gaumen. In den Ohren hörte sie das Blut pumpend rauschen und als sie zur Couch zurückkehrte, bemerkte sie ein stechendes Vibrieren in den Fingerspitzen. Sie fühlte sich maßlos erschöpft und ließ sich schwer neben Luc sinken. Er saß kerzengerade und lächelte sie arglos an. Speichel tropfte aus einem Mundwinkel auf seine Finger, die ineinander verschränkt auf seinen Oberschenkeln lagen. Sie zuckten nicht, auch seine Beine hielt er ganz still.
    Louise entfuhr ein klagender Seufzer. Sie griff in die rechte untere Ecke der Schale nach dem Bonbon.
    „Hier, mein Kleiner. Ich hab dir doch beim letzten Mal Schokolade versprochen, nicht wahr?“ Sie schälte das Bonbon vorsichtig aus der goldenen Hülle und drehte sich leicht zu Luc, um es ihm in den Mund zu stecken.
    Dies war die Sekunde, die Luc so begierig herbeigesehnt hatte.
    Mit erwartungsvoll geöffnetem Mund löste er seine Finger voneinander, hob beide Hände ein Stück an, drückte sie sacht an Louises Busen, neigte seinen Kopf und legte die Stirn behutsam in die Falte von Louises Dekolleté. Dabei schmatzte er leise und schluckte genüsslich den weichen Schokoladenbrei. Louise ließ ihn gewähren, tätschelte mit einer Hand sanft seinen Rücken und streichelte mit der anderen zärtlich über seinen Kopf.
    Er gurrte behaglich, sein Gesicht zutraulich an Louises Brust gepresst.
    Tränen der Trauer und Wehmut, aber auch der Erleichterung strömten über Louises Wangen und sickerten in Lucs Haar.
    Langsam erschlaffte er und wurde schwer in ihren Armen. Sie richtete sich auf, schob ihn von sich und bettete ihn sorgfältig auf die Zierkissen des Sofas.
    Dabei verhedderte sich sein linker Fuß an einem Bein des Couchtisches und seine Sommersandale rutschte mitsamt der blau geringelten Socke von der Ferse.
    Hendrik zwang Luc, auch bei hochsommerlichen Temperaturen Socken zu tragen, weil er Lucs hässlich verwachsene Knochen nicht zusätzlichem Spott oder angewiderten Blicken aussetzen wollte. Louise bückte sich, um sein Bein auf die Couch zu heben und ihm Socke und Sandale wieder an
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