Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
41 Rue Loubert: Kriminalroman (German Edition)

41 Rue Loubert: Kriminalroman (German Edition)

Titel: 41 Rue Loubert: Kriminalroman (German Edition)
Autoren: Mara Ferr
Vom Netzwerk:
Geschenk in Form von Erste-Klasse-Flügen zu überraschen, war somit hinfällig, doch das spielte angesichts der besorgniserregenden Entwicklung keine Rolle mehr.
    Alette selbst hatte in der Zwischenzeit den Verdacht, dass es sich bei Louises Reisen keineswegs um einen Irrtum handelte. Alle Anzeichen deuteten darauf hin, dass Louise ein neues Leben, unerkannt von allen, beginnen wollte. Dass sie ihr das Haus überschrieben hatte, war ein weiteres Indiz für Alettes Vermutungen. Louise wollte die Rue Loubert Nummer 41 in guten Händen wissen, wenn sie nicht mehr da war, um sich darum selbst zu kümmern. Das Haus war der Lohn ihrer harten Arbeit, seit sie an ihrem ersten Tag in Paris angekommen war und sie wollte bestimmt verhindern, dass sich ein Fremder in das gemachte Nest setzte oder Alette und Marta auf der Straße standen und sich einen neuen Zufluchtsort für ihre private Liebhaberei suchen mussten.
    Alette konnte Louise gut verstehen und sie beneidete sie um ihren Mut und ihr Durchhaltevermögen. Dass sie alle hinters Licht geführt hatte und glauben ließ, sie wäre eine unbedarfte ältere Dame, die sich rührend um ihre schwer kranken Verwandten kümmerte, rang Alette ein bewunderndes Lächeln ab. Sie hatte immer gewusst, dass Louise sehr intelligent und keinesfalls unbedarft oder naiv war, doch dass es Louise gelungen war, auch sie als ihre einzige Vertraute zu täuschen, war nahezu genial.
    Alette würde alles in ihrer Macht Stehende unternehmen, um Louise zu helfen, ihre Pläne zu verwirklichen. Denn dass Louise die Männer umgebracht haben sollte, glaubte sie keine Sekunde lang. Nach wie vor sah Alette kein Motiv, keinen Grund, warum sich Louise zu solchen Taten hätte hinreißen lassen sollen. Marcel war auf dem Holzweg, ganz sicher, doch er war eine ernsthafte Bedrohung für Louises Zukunft.
    Alette blieb nichts anderes übrig, als darauf zu warten, dass sie nach der Arbeit Louise einen Besuch abstatten könnte, um ihr ausführlich alles zu erzählen. Um fünf hatte Luc seinen Termin, um halb sechs übergab ihn Louise wieder an Hendrik und Alette würde im Treppenhaus auf sie warten. Hoffentlich war es noch nicht zu spät und sie kam Marcel zuvor.
    Sie würde sich kurz fassen müssen, damit Louise ihren Flug nach Frankfurt nicht verpasste.

Luc
    Luc hatte in der Nacht fleißig geübt.
    Er hatte nicht einschlafen können, aber seine Augen fest geschlossen, während Hendrik ihm aus einem muffigen Buch eine langweilige Geschichte über die Entdeckungsreisen eines furchtlosen Christoph Columbus vorlas. Hendrik musste glauben, dass er tief und fest schlief, damit er unbehelligt sein Fingertraining durchführen konnte. Hendrik war immer sehr besorgt und wenn er bemerkte, dass Luc unruhig war, kam er in der Nacht des Öfteren ins Zimmer, um nach dem Rechten zu sehen.
    Das sollte heute nicht passieren und darum bemühte er sich ganz besonders, schläfrig und müde auszusehen. Er quengelte nicht beim zu Bett Gehen, er verlangte nicht nach heißer Milch mit Honig, er spielte nicht mit Hendrik Verstecken hinter dem Vorhang und er stand auch nicht fünf Mal wieder auf, um die Toilette zu benutzen, wie er es gewöhnlich an jedem Abend tat, um die Schlafenszeit mit allen möglichen Mitteln hinauszuzögern. Aber genau das erregte wiederum Hendriks Aufmerksamkeit, der seine trockene Hand auf Lucs Stirn legte, um zu prüfen, ob er Fieber hätte und ihn hundert Mal fragte, ob es ihm gut gehe, ob er Schmerzen habe, ob er nicht doch vielleicht eine kleine Tasse süßer Milch wolle. Luc hüpfte halbherzig ein wenig im Bett herum, um Hendriks Bedenken zu zerstreuen und es funktionierte. Während der Geschichte gähnte er noch ein paar Mal auffällig, bis Hendrik endlich das Buch schloss, das Licht löschte und sich in sein eigenes Zimmer begab.
    Luc tastete nach dem Druckschalter seiner Nachttischlampe, die einem kleinen Globus nachgebildet war und bläuliches, gedämpftes Licht im Zimmer verbreitete.
    Er betrachtete seine Hände mit den verbogenen Fingern und begann mit seinen Übungen.
    Er fixierte mit den Augen den kleinsten Finger seiner linken Hand und grub dabei vor Anstrengung seine Zähne in die Unterlippe. Es war so schwierig, die Hand ruhig zu stellen, sodass der kleine Finger einfach nicht still halten wollte! Als seine linke Hand dann doch einige Sekunden lang regungslos auf seinem Oberschenkel ruhte, zog er die Finger seiner rechten Hand vorsichtig zusammen, bis sie aussahen wie die gebogene Schaufel von seinem
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher