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4 Meister-Psychos

4 Meister-Psychos

Titel: 4 Meister-Psychos
Autoren: Hans Gruhl
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Tessas
Schultern sackten nach vorn, ihr Kopf fiel herunter, daß ich ihren Scheitel
sehen konnte.
    »Paul.«
    »Ja.«
    »Du hast mich belogen.«
    »Mir wären bessere Lügen
eingefallen. Walter ist tot.«
    »Das meine ich nicht.«
    »Was meinst du?«
    Ihr Blick schob sich in meinen.
»Du hast Mara und Ronald nicht umgebracht. Du wolltest mich nur beruhigen und
mir die Angst nehmen. Deswegen hast du die Geschichte erfunden. Aber jetzt ist
die Angst wieder da. Es ist doch jemand anders hinter uns her. Er hat Walter
umgebracht, und er wird uns umbringen.«
    Es war ganz plausibel. Es war,
um an sich selbst irre zu werden. Das konnte ich nicht gebrauchen.
    »Du lieber Kerl«, sagte Tessa,
»du hast dich als Mörder hingestellt für mich. Du hast riskiert, daß ich
davonlaufe oder die Polizei hole. Das soll erst mal einer machen.«
    Ich faßte ihre Handgelenke.
»Hör zu.« Ich sprach kalt und mit ruhiger Deutlichkeit. »Es ist nett von dir,
das zu denken. Es ist besser, als wenn du glaubtest, ich hätte nun auch noch
Walter auf dem Gewissen. Aber es stimmt nicht. Leider nicht. Mara und Ronald
waren meine Leute. Dein Vater war dein Mann. Und jetzt ist jemand aufgetaucht,
der uns einen Strich durch die Rechnung machen will. Jemand, der
dahintergekommen ist. Einer, mit dem wir nicht gerechnet haben.«
    Tessa schwieg. Ich ließ sie los
und ging zum Fenster und sah hinaus.
    »Warum Walter?« fragte sie von
hinten.
    »Vermutlich soll ich erst mal
ein bißchen mit den Knien schlottern. Außerdem gehörte er zur Familie.
Unerwünschter Miterbe.«
    »Wer kann es sein?«
    Ich zog meine Schultern hoch
und ließ sie fallen. »Wahrscheinlich das englische Lager. Wüßte nicht, wer
sonst.«
    Tessa kam zu mir ans Fenster.
Ihr warmer Arm preßte meine Schultern. »Paul!«
    »Hm.«
    »Gib jetzt nicht auf, Paul. Wir
halten durch. Bestimmt halten wir durch.«
    »Es wird uns nicht viel anderes
übrigbleiben.«
    Tessa ging zur Küche und kam
mit zwei Gläsern Whisky zurück.
    »Du bist fabelhaft ruhig«,
sagte sie.
    »Diesmal muß ich dich trösten.
Du hast es bei mir auch getan.«
    »Kann mich nicht erinnern.«
    »Doch. Schon allein, daß du da
warst. Bei mir.«
    Ich trank den Whisky.
    »Sandmann ist auch noch da,
Paul. Er findet das raus.«
    Ich lachte kurz auf. »Sandmann.
Bis jetzt hat er nicht viel gefunden. Zum Glück. Wenn er so weitermacht, findet
er nichts. Und wenn er dahinterkommt, findet er uns auch.«
    Es klingelte kurz an meiner
Tür. Wir erschraken nicht.
    »Da hätten wir ihn schon«,
sagte ich.
    Tessa ging mit ruhigen
Schritten zur Tür. Sandmann kam hinterher und setzte sich zwischen uns. »Der
Form halber muß ich nach Ihren Alibis fragen. Für gestern.«
    Wir hatten keine
Schwierigkeiten. Tessa war beim Makler gewesen, anschließend mit mir bei einer
Freundin. Vorher saß ich beim Zahnarzt. Abends Kino. Für die Nacht hatten wir
keine Zeugen.
    »Ist er gestern erstochen
worden?« fragte ich.
    »Der Doktor war dieser Ansicht.
Frühestens vorgestern. Das Päckchen wurde gestern aufgegeben. Ihre
Fingerabdrücke sind dran und ein Haufen andere. Wahrscheinlich alle von der
Post.«
    Wir brachten auch mühelos
zusammen, wo wir vorgestern gewesen waren. »Was ist mit dem Messer?« fragte
ich.
    »Muß ein ziemlich großes Ding
gewesen sein«, erwiderte Sandmann. »Ihr Bruder hat kein solches unter seinen
Bestecken. Der Besucher hat es mitgebracht, anscheinend hinterher im Badewasser
abgewaschen und wieder mitgenommen.«
    »Besucher«, murmelte ich. »Es
kann nur jemand gewesen sein, den Walter gut gekannt hat.«
    »Vollkommen klar. Es kommt etwa
der gleiche Kreis in Betracht, der auch bei Mara in Frage kam. Den muß ich mir
nun noch mal vornehmen.«
    »Meinen Sie, es führt ein Weg
hinein?« fragte Tessa.
    Sandmann stand auf.
»Irgendeinen Zusammenhang gibt es bestimmt«, sagte er, »wenn wir den Mörder
Walter Hollands finden, haben wir auch den Ihrer Schwester.«
    »Und wie lange kann das
dauern?«
    »Das kann unter Umständen
schnell gehen«, antwortete Sandmann, und dann brachte ich ihn zur Tür.
    Langsam ging ich zum Wohnzimmer
zurück. Vom Fenster aus sah ich Sandmann auf der Straße.

XVIII
     
     
    »Tröstlich«, sagte ich und
drehte mich vom Fenster weg, »da wäre fast zu hoffen, daß Sandmann Walters
Mörder nicht schnappt.«
    »Ich habe Hunger«, sagte Tessa.
    Ich nickte. »Gut. Essen wir
noch mal, bevor wir besucht werden.«
    »Du meinst...«
    »Aber sicher meine ich. Warum
sollte er mittendrin aufhören?«
    Wir aßen
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