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4 Meister-Psychos

4 Meister-Psychos

Titel: 4 Meister-Psychos
Autoren: Hans Gruhl
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Verlauf an einem
ganz normalen Tag.
    Walter war aufgestanden und
hatte sich einen Kaffee gemacht. Ein Brot dazu vielleicht. Zeitung gelesen. War
ins Bad gegangen, hatte sich am Waschbecken rasiert und das Wasser eingelassen.
Mit Fichtennadelschaum. Als er in der Wanne war, hatte es geklingelt. Er war
aufgestanden, hatte den Bademantel angezogen, es konnte die Post sein, was
Wichtiges, ein Mädchen. Sie waren gekommen, und Walter hatte sie begrüßt und
war zurückgegangen ins Bad und in seine Wanne. Bekannte.
    »Setzt euch. Schnappt euch was
zu trinken. Bin sofort fertig. Kann sich nur um Stunden handeln.«
    Er lag in seinen Fichtennadeln.
Sie hatten sich ein Messer geholt aus der Küche oder eins mitgebracht. Waren
hineingegangen zu ihm. Walter lag, er konnte sich nicht wehren. Seine Brust war
frei für die Klinge, kein Stoff dazwischen, kein Hindernis. Walter war
gestorben, ohne zu verstehen. Aber ich begann zu verstehen.
    Bekannte.
    »Wiedersehen, Walter«, sagte
ich von der Tür her. »Ich glaube, ich komme dahinter. Die werden auch keine
Freude haben, denke ich.«
    Ich schloß die Tür hinter mir.

XVII
     
     
    Das Telefon war im Wohnzimmer.
    »Morgen, Herr Kommissar«, sagte
ich, als die Verbindung durch war, »ich habe ein Päckchen bekommen.«
    »Päckchen?« sagte Sandmann.
    Ich erzählte. »Kommen Sie her?«
    »Wird nicht lange dauern«,
antwortete er.
    Es dauerte auch nicht lange.
    Sandmann ging stumm durch die
Wohnung. Ich saß da und rührte mich nicht. Die Walther lag schwer in meiner
Tasche.
    Sandmann kam zurück. Am
Schreibtisch klappte er das Päckchen auf und nahm die Holzwolle weg.
    »Merkwürdig«, sagte er.
    »Was?«
    »Daß Ihr Bruder umgebracht
worden ist.«
    »Finde ich eigentlich nicht. Es
kommt meiner Theorie entgegen. Jemand arbeitet weiter.«
    »Warum er? Warum nicht Sie oder
Ihre Frau?«
    Ich hatte eine Erklärung, aber
ich behielt sie für mich. »Wir kommen schon noch dran. Er mußte weg, denn er
erbt, wenn Tessa und ich erledigt sind. Einer nach dem anderen. Die Reihenfolge
ist gleichgültig. Richtet sich nach der Laune und dem Wetter.«
    Es war Sandmann nicht
anzusehen, ob er diese Ansicht teilte.
    »Haben Sie etwas dagegen, wenn
ich nach Hause fahre, Herr Kommissar? Ich war lange genug hier drin. Tessa holt
mich zum Essen ab. Bei der Gelegenheit erzähle ich ihr die Geschichte.«
    Sandmann nickte noch langsamer
als sonst. »Wo sind Sie heute abend?«
    »Bei mir.«
    »Sehr gut.«
    »Außerdem finden Sie mich
sowieso überall. Ich laufe nicht mehr weg.«
    »Haben Sie Ihre Waffe schon
gekauft?«
    »Noch nicht dazu gekommen.«
    »Passen Sie auf.«
    »Bestimmt.«
    Ich ging und ließ ihn zurück
mit Walter und Walters Hand. Ich wollte ihn noch darauf aufmerksam machen, daß
meine Fingerabdrücke auf dem Päckchen wären, aber ich unterließ es. Es würde
sich alles folgerichtig entwickeln. Alles.
    In meiner Wohnung zog ich die
Jacke aus. Ich nahm die Pistole heraus und steckte sie in die linke hintere
Hosentasche. Sie trug kaum auf, die Tasche war groß genug. Im Zimmer setzte ich
mich hin, machte ein paar Notizen in meinem Tagebuch und trank noch einen Gin.
Konnte sein, daß ich lange keinen mehr bekam.
    Tessa rannte herein um Viertel
nach eins. Sie war fröhlich und erhitzt, und ihre Worte sprudelten. »Beim
Anwalt ging’s ganz schnell. Börsenvollmacht zum Aktienumtausch. Mir gehören ein
paar von Royal Dutch Oil. Ich hab’ gleich gefragt, ob wir jetzt umsonst tanken
könnten. Wer gut schmiert, der gut fährt. Pack die Aktie in den Tank. Und dann
hatte ich noch Zeit, ein Haus anzusehen. Der Anwalt hat’s empfohlen, ein
Mandant will verkaufen. Du, zauberhaft. Ein Bungalow allerdings, ach, aber groß
wie eine Markthalle. Vorn ist... Hast du was?«
    Ich sah sie an.
    »Ist was passiert? Nun red
schon! Sitz nicht da wie’n toter Fisch!«
    »Schlechte Nachrichten mit der
Post«, sagte ich.
    »Was denn? Finanzamt? Oder« —
ein Schatten ging über ihr Gesicht — »oder irgendeine Drohung?«
    »Keins von beiden. Ein Päckchen
ist gekommen. Klein und flach. Walters linke Hand war darin. Walter liegt tot
in seiner Badewanne. Sandmann ist schon dort.« Ich ließ die Augen nicht von
Tessa, als sollte mein Blick unter ihre Haut gehen. Ihre Haut bekam einen
Elfenbeinton. Die Pulswelle ihrer Halsschlagader wurde schneller, aber ihre
Pupillen blieben eng im Tageslicht.
    Plötzlich preßte sie die Hand
vor die Zähne. »Paul! Nein...«
    »Doch. Erstochen. Wie Mara.«
    Die Hand fiel herunter.
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