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38 - Wiedergeborenes Scorpio

38 - Wiedergeborenes Scorpio

Titel: 38 - Wiedergeborenes Scorpio
Autoren: Alan Burt Akers
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fährst auf dem Karren. Bequem ist das bestimmt nicht. Je schneller du wieder zu dir kommst, desto angenehmer kann deine Reise werden.«
    Mevancy äußerte Opaz' feierliche Wahrheit, bei den Unsichtbaren Zwillingen!
    Der verdammte Karren war unbequem. Schrecklich unbequem. Allerdings bin ich ein alter Seemannsknochen aus der härtesten Marine, die die alte Erde je erlebt hatte. Ich war nicht zum erstenmal verwundet, wurde nicht zum erstenmal auf einem Karren befördert. Es ist nicht ratsam, sich in einer Schlacht verwunden zu lassen. Mein Unglück hatte mich auf das Produkt eines Wagenbauers verschlagen, der von Federungen nichts hielt. Ich nehme nicht an, daß die Räder dreieckig waren, wie man hätte vermuten können, aber vier Ecken hatten sie bestimmt. Das Gebilde hüpfte hoch und ruckte nieder und warf mich wie eine Kugel hin und her, die ein Kind in einem Becher herumschleudert. Ich war zwar gelähmt und konnte mich nicht bewegen oder sprechen; aber spüren konnte ich etwas, bei Vox!
    Als die vornehme junge Dame mich aus dem Feuer zog, hatte ich gespürt, wie mein Rücken über den Boden rutschte. Ich überlegte, daß ich wohl mit Hinterkopf und Nacken gegen einen harten Vorsprung geprallt und mir dabei die Lähmung zugezogen haben mußte. An dem herabstürzenden Balken hatte es wohl nicht gelegen. Jedenfalls spürte ich einiges. Jeder Ruck und Stoß des schrecklichen Wagens teilten sich mir mit – eine körperliche Folter, die die seelische Folter meiner Lage ergänzte.
    Ich werde noch mehr zum Thema Folter zu sagen haben, die oft so behandelt wird, als sei sie eine Ware, die man im Laden kaufen kann. Wer sich beruflich mit der Folter abgibt, kann natürlich nicht zu den guten Menschen gerechnet werden, so hehr ihre Absichten auch erscheinen mögen; dies geht auch aus den Lehren San Iwanhans hervor, der unter wohlmeinenden Folterknechten zu leiden hatte. Dieser Karren war eine ziemlich gedankenlose Art der Folter, kein Zweifel; ich tobte innerlich und verwünschte alle finsteren Götter und Geister Kregens wegen ihrer schlechten Angewohnheiten.
    Wie die Dinge aber liegen, versanken Teile meiner Reise wie hinter dichten Nebelschleiern. Zweimal wurde ich mit Schwämmen abgetupft, was mir verriet, daß wir durch wasserarmes Gelände zogen. Wenn ich nicht bald wieder auf die Beine kam, würde mein Körper Wundmale bekommen, die nicht nur für mich unangenehm sein würden, sondern mit ihrem Geruch auch für meine Umwelt.
    Die beiden Burschen, die Mevancy als Helfer eingestellt hatte, paßten irgendwie schlecht zusammen. Nafty kicherte viel und war zu allerlei Scherzen aufgelegt; Pondo gab sich wortkarg und mürrisch. Ein- oder zweimal wurde ich auf die Seite gedreht und konnte über den Rand des Wagens einen Eindruck von der Umwelt gewinnen. Meistens sah ich flache trockene Hügel, einige Dornefeubüsche und den fernen Umriß eines Wachreiters. Einige der angeheuerten Karawanenwächter ritten Zorcas, andere unförmige sechsbeinige Satteltiere, die offenbar mit Sectrixes verwandt waren. Doch selbst wenn ich auf der Seite lag, wurde mein Blickfeld meistens von den Maserungen und Astlöchern der Seitenplanken des Karrens ausgefüllt.
    In diesem Holz befanden sich ganze Welten, Landkarten Kregens und der Erde, Gesichter von Freunden und Feinden, eine Bildergalerie, mit der sich mein betäubter Geist Stunde um Stunde beschäftigte. Wenn man mich dann auf die andere Seite drehte, fand ich dort ein verzerrtes Spiegelbild, denn mein Gehirn destillierte aus den hölzernen Maserungen dieselben Gesichter und Bilder; nur die Landkarten waren anders. Schließlich wurde ich wieder auf den Rücken gerollt und konnte das gleichförmige weiße Blau des Himmels studieren.
    Der Doppelschatten der Sonnen bewegte sich im Lauf der Tage immer wieder über den Wagen, das jadegrüne und rubinrote Licht der Sonnen von Scorpio strahlte vermengt herab. Dann vernahm ich eines Tages mürrische Worte Pondos und eine muntere Antwort Naftys.
    »Wir hätten eine ständige Finsternis im Lande, Pondo, wollten Luz und Walig auf dein erstes Lachen warten, ehe sie morgens aufgehen.«
    Da wußte ich, wo wir uns befanden.
    Natürlich ist mir klar, daß Sie, die Sie meine Geschichte angehört haben, vielleicht schon ermittelt haben, wo ich war. Aber bedenken Sie, daß ich nicht ich selbst war. Ich war nicht der echte Dray Prescot, Lord von Strombor und Krozair von Zy, ehemals Herrscher von Vallia. Ich war ein armes Geschöpf, das an einer schlimmen
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