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3,6 Millionen Schritte Himmel & Hölle - Pilgerreise auf dem Jakobsweg (German Edition)

3,6 Millionen Schritte Himmel & Hölle - Pilgerreise auf dem Jakobsweg (German Edition)

Titel: 3,6 Millionen Schritte Himmel & Hölle - Pilgerreise auf dem Jakobsweg (German Edition)
Autoren: Alexander Kamps
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Ausdünstungen Pilger nach monatelangen Pilgerreisen gehabt haben müssen. Also führte man kurzerhand den Botafumeiro ein, damit der würdige Rahmen der Pilgermessen nicht von Schweißgeruch gestört, sondern durch den Weihrauch zu etwas Besonderem wurde.
     
    Nach der Pilgermesse steht selbstverständlich auch die Krypta auf dem Programm. Weil das natürlich für alle braven Pilger Pflicht ist, muss man erst mal Schlange stehen, um dann endlich auch einen Blick auf den silbernen Schrein werfen zu können, der letzten Ruhestätte des heiligen Apostels Jakobus.
     
    Wir lassen uns von der Atmosphäre der Stadt einfangen, schlendern durch die alten, von Pilgern und Touristen überfüllten Gassen, schauen uns die wichtigsten Sehenswürdigkeiten an, essen in einem viel zu hektischen Restaurant zu Mittag und abends in einer spanischen Tapas-Bar mitten in der Altstadt.
     
    Besonders gut gefallen mir die vielen Straßenmusikanten mit den unterschiedlichsten Instrumenten. Von Flöte über Dudelsack bis Kontrabass, nehmen sie dieser wunderschönen Stadt, besonders abends, etwas von ihrer würdelosen und unpassenden Hektik.
     
    Nach dem Abendessen genießen wir stundenlang die Atmosphäre vor der Kathedrale und es gibt ein Wiedersehen mit vielen bekannten Pilgern, natürlich auch mit Lukas, Brigitta und Sabina, den Pilgern, die genausoweit wie ich oder noch weiter gepilgert sind, um hierher zu kommen.
     
     
     
    Fazit des Tages: Santiago ist so schön!
     
     
     

Freitag, 29. August, 109. Tag:
     
     
     
Santiago - Negreira, 23 km
     
     
     
    Irgendwie komme ich nicht so recht von dieser schönen Stadt los. Ich lasse mich auch heute wieder von ihrem Flair verzaubern und von der Atmosphäre auf dem Praza do Obreiro in Bann ziehen. Ich habe mich entschlossen, nach meiner Ankunft am Atlantik via Santiago mit dem Bus nach Barcelona zu fahren und von dort weiter mit der Fähre nach Mallorca, um meine Schwester Miriam, die dort lebt, zu besuchen und noch ein paar Wochen richtig faul Strandurlaub zu machen. Also buche ich voller Vorfreude auf das Wiedersehen mit meiner Schwester in einem Internetcafe die Tickets.
     
    Obwohl der Flug ab Santiago nach Palma de Mallorca nur 20,- - Euro teurer wäre, entscheide ich mich für die Reise per Bus und Fähre. Nicht weil ich sparen, sondern weil ich unterwegs sein will. Ich habe momentan noch keine Lust, in ein Flugzeug zu steigen und in etwa die gleiche Distanz, die ich in über 100 Tagen zurückgelegt habe, innerhalb von zwei Stunden zurückzulegen. Ich möchte auf Mutter Erde bleiben, vom Bus aus Landschaften sehen, die ich zu Fuß bewältigt habe, mit der Nachtfähre (ich liebe Nachtfähren) über das Mittelmeer fahren und ganz langsam ankommen.
     
    Ich stelle mich dann doch noch einmal in der Kathedrale an, um auch der letzten Pilgertradition nachzukommen und die Statue des Apostels hinter dem Altar, an dem die Pilger von hinten vorbeigeschleust werden, zu umarmen. Als ich an der Reihe bin, umarme ich ihn und flüstere ihm zu: “Jetzt hab’ ich’s geschafft!” In der Kathedrale löse ich natürlich auch meine Versprechen ein, für all diejenigen zu beten, die mich unterwegs unterstützt haben, die mich einfach nur darum gebeten haben, die an meiner Seite waren und die den Weg zu dem gemacht haben, was er für mich war.
     
    Natürlich bete ich auch zu guter Letzt für meine Freunde, meine Familie und meinen verstorbenen Vater. Ich bin nicht sicher, aber ich glaube, dass ich während der Gebete sogar zwischendurch einschlafe. Ich bin wirklich ziemlich müde, aber wer schläft , sündigt nicht, und, ach ja, meine Sünden sind mir ja mit meiner Ankunft hier komplett erlassen worden!
     
    Abends stelle ich mich dann auch am Personaleingang des besten Hotels der Stadt an , das direkt gegenüber der Kathedrale liegt. Laut Wanderführer gibt es dort morgens, mittags und abends für genau zehn Pilger ein kostenloses Pilgermenü. Ich bin genau der Zehnte! Glück gehabt! Auch wenn uns das Menü nicht im Restaurant serviert wird, sondern im Personaltrakt des Luxus-Hotels, ist es sehr gut und es fehlt an nichts: 3 Gänge inklusive Wein, Wasser, Brot und Obst!
     
    Weil ich heute Abend noch loslaufen und meine erste Nachtetappe zurücklegen will, stopfe ich mich natürlich wieder voll wie eine Weihnachtsgans und packe auch ordentlich Obst und Brot ein, damit ich auch bloß nicht verhungere…! Um 20:00 Uhr reiße ich mich dann los von Santiago und begebe mich auf die endgültig letzten
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