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36 - Das Vermächtnis des Inka

36 - Das Vermächtnis des Inka

Titel: 36 - Das Vermächtnis des Inka
Autoren: Karl May
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fort von hier.“
    „Er geht mit; er geht mit. Er betrachtet dich als seinen Gebieter und wird tun, was du bestimmst.“
    „Aber er ist so alt und versteht die Sprache deines Vaterlandes ebensowenig, wie ich sie verstehe.“
    „Er ist so rüstig wie ein junger Mann, und während der langen Reise auf dem Schiff werdet ihr von mir so viel Deutsch lernen, als ihr für die erste Zeit dort nötig habt.“
    In diesem Augenblick kam der Vater Jaguar aus der Schlucht gestiegen, und zu gleicher Zeit hörten sie das Getrabe eines Maultieres. Anciano kam um die nächste Berghalde gebogen und hielt dann vor ihnen an. Von seinem Tier springend, sagte er: „Ich habe sie alle gut untergebracht, und nun wollen wir hinabsteigen, um die Höhle zu öffnen.“
    „Der Vater Jaguar war bereits unten, um zu versuchen, ob er sie auch ohne dich fände“, benachrichtigte ihn Hauka.
    „Wirklich?“ fragte der Alte, indem er sich an Hammer wandte. „Sie haben nachgeforscht? Höchstwahrscheinlich aber ohne Erfolg?“
    „Bist du denn deiner Sache gar so sicher?“
    „Ja, Señor.“
    „Nun, so wollen wir sehen, ob ich mich irre. Ich glaube nämlich, den Eingang zum Stollen gefunden zu haben.“
    „Wo?“
    „Hinten im Hintergrund der Schlucht.“
    „Das können Sie leicht sagen, da Sie erfahren haben, daß sich das Versteck dort befindet.“
    „Pah! Steigen wir hinab! Ich zeige euch die Stelle.“
    Sie fesselten ihren Maultieren die Füße und machten sich dann an den Abstieg. War dieser beschwerlich, so zeigte sich, als sie unten angelangt waren, das Gehen nicht weniger unbequem. Es war, als ob hier ein Berg zusammen- und in lauter kleine Stücke zerbrochen sei, so wirr und tief oder hoch lagen die verschieden großen Trümmer auf- und übereinander.
    Der Vater Jaguar schritt voran, über Stock und Stein, wie man sich auszudrücken pflegt, ohne nach rechts oder nach links zu blicken, bis beinahe an die hintere Wand der Schlucht. Da gab es eine Stelle, wo die rechte Seitenwand derselben einige Meter weit vortrat. Dadurch entstand eine Spitze, welche mit der Felsenwand zwei stumpfe Winkel bildete. Hammer schritt nach dem hinteren Winkel, zeigte mit der Hand dort auf den Boden nieder und sagte im Ton der größten Sicherheit: „Hier ist die Stelle. Habe ich recht, Anciano, oder nicht?“
    Der Alte machte ein Gesicht, in welchem sich das größte Erstaunen aussprach, und antwortete: „Ja, hier ist's, Señor. Aber wie können Sie das wissen? Wie konnten Sie das entdecken? Sind Sie allwissend geworden?“
    „Dazu gehört keine Allwissenheit.“
    „Nicht? So begreife ich wenigstens Ihre Feinde, wenn dieselben behaupten, daß Sie ein außerordentlich gefährlicher Gegner sind. Wie nun, wenn Sie früher, ohne daß wir eine Ahnung hatten, das Versteck entdeckt und ausgeräumt hätten!“
    „Das war auf keinen Fall zu befürchten. Ich hätte hier stundenlang stehen oder sitzen können, ohne zu bemerken, um was es sich handelt. Daß ich den Ort gefunden habe, verdanke ich ganz allein dem Umstand, daß ich gewußt habe, daß sich in der Schlucht ein Schacht, ein Stollen befindet.“
    „Aber wie konnten Sie die Stelle desselben finden? Haben Sie sich denn auch überzeugt, daß Sie sich nicht irren?“
    „Nein, denn das ist nicht nötig, weil du mir jetzt beweisen wirst, daß ich recht habe. Die Höhle konnte sich natürlich nicht in der Mitte, also auf der Sohle der Schlucht, sondern sie mußte sich an einer Seite, und zwar im Hintergrund derselben befinden. Der Stollen mußte in den Felsen gehauen sein. Er war verschüttet und maskiert worden, nicht durch die Natur, sondern durch die Hand eines Menschen, also künstlich. Ich brauchte also nur nach einer Stelle zu suchen, an welcher im Gegensatz zur Unregelmäßigkeit dieses Steinwirrwarrs eine Spur von Regelmäßigkeit auf eine Arbeit von Menschenhänden schließen ließ. Und das war hier der Fall.“
    „Wieso?“
    Der Vater Jaguar deutete auf mehrere Steine, welche nahe an der Felsenwand lagen, und antwortete: „Bilden diese vier Steine nicht die Ecken eines ganz regelmäßigen Quadrates?“
    „Allerdings.“
    „Sind sie nicht von ganz gleicher Größe und Schwere, nicht zu schwer für einen kräftigen Mann, aber auch nicht so leicht, daß sie durch irgendeinen Zufall verschoben oder gar ganz entfernt werden könnten?“
    „Auch das ist richtig, Señor.“
    „Warum liegen in dem Viereck, welches sie bilden, nur leichte Steine, keiner größer als eine Männerfaust?“
    „Wissen
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