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35 - Sendador 02 - In den Kordilleren

35 - Sendador 02 - In den Kordilleren

Titel: 35 - Sendador 02 - In den Kordilleren
Autoren: Karl May
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mir und kennen mich nicht? Das ist im höchsten Grade lustig! Und hier treffe ich Sie! In der Wildnis, während ich überzeugt war, daß Sie den sehr zahmen Weg per Diligence von Buenos Aires aus einschlagen würden? Das ist noch spaßhafter!“
    „Wie es scheint, kommt Ihnen jetzt alles sehr spaßhaft vor, während Sie sich droben in Mexiko stets in sehr ernster Stimmung befanden!“
    „Da hatte ich alle Veranlassung, ernst zu sein, Señor!“
    „Und wo kommen Sie jetzt her?“
    „Von Goya.“
    „Dahin wollten wir, um den Führer Geronimo Sabuco zu suchen.“
    „Den konnten Sie nicht dort finden. Ich habe ihn vor ganz kurzer Zeit bei den alten Ansiedlungen gesehen.“
    „Haben Sie mit ihm gesprochen?“
    „Fällt mir nicht ein! Das hätte mich meinen Kopf gekostet.“
    „Ist er Ihr Feind?“
    „Nein. Aber ich belauschte ihn, und wenn er bemerkt hätte, daß ich sein Gespräch gehört hatte, so wäre ich in einer Minute eine Leiche gewesen.“
    „So hörten Sie schlimme Geheimnisse?“
    „Ja, sehr schlimme. Ich komme, sie Ihnen mitzuteilen.“
    „Und haben Sie denn gewußt, daß wir kommen?“
    „Ja; aber wissen konnte ich nicht, daß Sie dabei seien, daß Sie der Deutsche seien, von welchem gesprochen wurde.“
    „Von mir! So ist es wohl Gomez, der Indianer, gewesen?“
    „Ein Indianer war er, und Gomez wurde er von dem Sendador genannt.“
    „So handelt es sich um einen Verrat an den Weißen, welche der Sendador führt?“
    „Ja.“
    „Das müssen Sie uns schleunigst mitteilen. Schnell, schnell!“
    „Langsam, Señor! Wir können in aller Gemächlichkeit eilen. Wenn ich Ihnen alles schnell erzähle und wir bleiben dabei hier halten, so nutzt das denen, welchen ich Hilfe bringen will, weniger, als wenn wir schnell weiterreiten und ich erzähle euch die Sache dabei langsam. Kommen Sie also; ich kehre mit Ihnen um!“ Wir gaben unseren Pferden die Sporen und jagten weiter, so schnell die Tiere konnten. Natürlich waren wir sehr begierig, zu erfahren, was er uns zu sagen hatte. Darum drängten wir alle in seine Nähe, und er wurde gebeten, so laut zu sprechen, daß jeder es hören könne.
    „Also ich war in Goya und wollte über den Salado nach Hause“, sagte er.
    „Ganz allein?“ fragte ihn der Bruder. „Das ist ja sehr gefährlich!“
    „Gefährlich? Pah! So ein alter Abenteurer wie ich bin, kennt keine Gefahr. Freilich würde so ein frommer Herr, wie Sie nach Ihrer Kleidung sind, einen so einsamen Ritt durch den Chaco nicht wagen!“
    „O, ich habe ihn auch gewagt!“
    „Alle Wetter! Dann sind Sie wohl gar – wohl gar – der Bruder Jaguar?“
    „Man nennt mich allerdings so.“
    „Ja, das ist freilich etwas ganz anderes! Ihnen sind alle möglichen Kühnheiten zuzutrauen. Freut mich unendlich, Sie kennenzulernen, Señor. Sie und dieser Deutsche da, den ich von Mexiko aus kenne, Sie sind die richtigen Leute, welche ich heute gebrauchen kann. Darf ich vielleicht auch erfahren, wer die andern Señores sind?“
    Ich stellte sie ihm vor. Nach den allgemeinen Redensarten, welche bei solcher Gelegenheit gewechselt werden, bat man ihn, fortzufahren, und er kam der Aufforderung nach:
    „Der beste Weg von Goya nach meinem Ziel führt über die alten Ansiedlungen, und ich wählte ihn. Heute kam ich da an. Da ich aber wußte, daß es dort wegen der Aripones nicht recht geheuer ist, hielt ich mich möglichst verborgen. Ich versteckte mein Pferd in einem alten Hof, welcher nur schwer zugänglich ist, und legte mich an einer Stelle nieder, wo mich nicht so leicht jemand finden konnte. Es waren da zwei Wände eingestürzt; sie hatten sich gegeneinander geneigt und zwischen sich einen engen Raum gelassen, welcher vorn ganz mit Schlingpflanzen verhangen war. Ich hatte früher diese Stelle einmal durch Zufall gefunden. Also da wollte ich ausruhen, da ich die ganze Nacht geritten war. Nach Mittag wollte ich wieder fort, um bis zum Abend den Urwald zu erreichen. Ich hatte nun wohl auch bis zum Mittag geschlafen, als ich von Stimmen geweckt wurde. Zwei Männer sprachen spanisch miteinander. Ich schob die Lianen ein wenig auseinander, und ich sah sie auf zwei Steinen vor meinem Versteck sitzen. Der eine war ein Weißer, alt, hager und knochig, der andere ein junger Indianer. In der Nähe saß ein indianisches Weib.“
    „Die Mutter von Gomez.“
    „Mag sein. Ich konnte jedes Wort hören. Sie führten folgendes Gespräch:
    ‚Ich bin alle letzten Nächte um das Lager gegangen‘, sagte der Weiße, ‚um
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