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34 - Sendador 01 - Am Rio de la Plata

34 - Sendador 01 - Am Rio de la Plata

Titel: 34 - Sendador 01 - Am Rio de la Plata
Autoren: Karl May
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erstauntes Gesicht, wie nur selten eines zu sehen ist.
    „Wir – uns Ihnen ausliefern!“ rief er aus. „Vierhundert Mann sollen sich an zehn Zivilisten ergeben!“
    Er schlug ein lautes Gelächter auf.
    „Pah! Lachen Sie!“ meinte ich ruhig. „Sie befinden sich in einer Lage, in welcher sich Ihre ganze Truppe mir allein ergeben müßte, wenn ich wollte. Wenn ich die ersten und die letzten vier oder sechs Pferde erschieße, so können Ihre Leute weder vor- noch rückwärts. Und wollten sie zur Seite, so würden sie den sichern Untergang im Morast finden. Sehen Sie nicht, daß Ihre Pferde und Leute immer tiefer einsinken? Dieser Weg ist nicht fest genug, die Last einer solchen Reitermenge zu tragen. In zehn Minuten sinkt er ein, und Ihre gerühmten vierhundert Mann sind verloren.“
    Er warf einen forschenden Blick hinaus und erbleichte. Er sah, daß ich recht hatte. Der Weg gab wirklich nach; er sank ein, und die Soldaten, welche sich nicht erklären konnten, daß sie nicht vorwärts durften und auf dem trügerischen, gefährlichen Terrain halten mußten, begannen laut zu murren und zu rufen. Es war wirklich keine Zeit zu verlieren, wenn die Leute nicht versinken sollten. Darum fuhr ich fort:
    „Sie meinen, nur uns hier gegen sich zu haben, befinden sich aber in einem bedeutenden Irrtum. Hätten Sie die Gegend untersuchen lassen, bevor Sie sich auf den Sumpf wagten, so hätten Sie gewiß die Falle entdeckt, welche wir Ihnen gestellt haben und in welche Sie gegangen sind. Passen Sie auf: Ich werde sie jetzt zuklappen lassen!“
    Ich winkte dem Yerbatero, und dieser schoß sein Gewehr ab. Kaum war das verklungen, so kamen von links her die Truppen des Obersten herbeigejagt, je zwei Mann auf einem Pferd. Die Sattelreiter blieben sitzen. Die hinter ihnen befindlichen aber sprangen ab. Im Nu war eine Doppellinie gebildet, welche den Aufrührerischen den Rückweg versperrte, vorn hundert Mann zu Fuß und hinter ihnen ebensoviele Reiter, alle mit guten Gewehren bewaffnet, während die Leute des Majors nur wenige derselben besaßen und ihre Lassos und Bolas gar nicht gebrauchen konnten.
    Diese letzteren erkannten, daß ihnen der Rückweg verlegt war, und indem nun auch wir vortraten und die Gewehre auf sie richteten, mußten sie einsehen, daß sie auch nicht vorwärts konnten, ohne sich unsern Kugeln preiszugeben.
    Die Gefährlichkeit ihrer Lage wurde noch dadurch erhöht, daß der schmale Pfad, auf welchem sie hielten, sich immer mehr senkte. Er bestand nur aus einer festeren Moorlage, welche auf dem weichen Sumpf ruhte und nachgeben mußte, wenn sie eine zu große Last zu tragen hatte. Ein solches Übergewicht war jetzt vorhanden. Es war vorauszusehen, daß sämtliche Reiter einsinken und im Moor ersticken würden, wenn es ihnen nicht möglich würde, noch zur rechten Zeit festen Boden zu gewinnen. Jenseits des Sumpfes ertönte die Stimme des Obersten, welcher die Feinde aufforderte, sich zu ergeben. Diesseits richtete ich dasselbe Verlangen an den Major, welcher zähneknirschend die Lage seiner Leute überschaute und mir dennoch in grimmigem Ton antwortete:
    „Mögen sie versinken und zugrunde gehen. Meine Leute bekommen Sie nicht!“
    „So mag ich auch Sie nicht haben. Ich gebe Sie frei. Kehren Sie also zu den Ihrigen zurück!“
    Er sah mich ganz erstaunt an und fragte:
    „Aber Sie begeben sich da eines großen Vorteiles!“
    „Nur aus Freundschaft für Sie. Wollen Sie Ihre Leute wirklich opfern, so will ich Ihnen Gelegenheit geben, an dem Schicksal derselben teilzunehmen. Man wird Sie als einen großen Helden preisen, wenn man erfährt, daß Sie mit den Ihrigen in den Tod gegangen sind.“
    Jetzt erschrak er.
    „Das können Sie doch nicht wollen!“ rief er aus.
    „Ich will es, Señor! Sollten aber Sie es nicht wollen, so zwinge ich Sie. Ich lasse Sie mit dem Lasso zu Ihren Leuten hinüberpeitschen, wenn Sie nicht freiwillig gehen. Ich gebe Ihnen nur eine einzige Minute Zeit. Fordern Sie bis dahin Ihre Leute auf, sich zu ergeben und uns ihre Waffen auszuliefern, dann gut. Tun Sie aber das nicht, so sollen Sie denselben Tod erleiden, in welchen Sie diese armen Menschen jagen. Ich scherze nicht! Hören Sie?“
    Die Angst seiner Leute war höher und höher gestiegen; ihre Pferde gehorchten nicht mehr. Sie riefen ihm zu, sich zu ergeben. Die letzten wendeten bereits um und überlieferten sich den Leuten des Oberst, um ihr Leben zu retten. Sie sprangen, sobald sie festen Boden erreichten, von den Pferden und
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