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327 - Mit eisernem Willen

327 - Mit eisernem Willen

Titel: 327 - Mit eisernem Willen
Autoren: Michelle Stern
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anfordern«, sagte er.
    »Ist schon unterwegs«, schnarrte Chevalier. »Bis sie eintrifft, sucht weiter!«
    Wiltord salutierte und verschwand. Haynes wollte ihm nach.
    »Haynes!«, rief Chevalier. Der Leschoneer blieb stehen. »Antreten!«
    Haynes trottete zurück und blieb vor dem Capitaine stehen. Chevalier legte den Kopf schief und sah ihn an. »Wie lange bist du in meiner Einheit, Haynes?«, fragte er.
    »Fast sechs Monate. Das wissen Sie doch, mon Capitaine.« Ihm wurde sichtlich unwohl.
    »Sechs Monate...« Chevalier nickte. »Ich sag dir jetzt was, Haynes. Solltest du noch einmal den Klugscheißer raushängen lassen, schleif ich dir den Arsch. Haben wir uns verstanden?«
    »Oui, mon Capitaine!« Haynes salutierte mit dem Messer. Chevalier nahm es ihm mit einer schnellen Bewegung ab und schleuderte es auf einen Baum, wo es zitternd stecken blieb.
    »Du verschiebst deine Kosmetik auf später und konzentrierst dich auf deinen Job. Andernfalls schnitze ich dir Ecken in die Ohren! Haben wir uns verstanden?«
    Haynes’ Kehlkopf bewegte sich sichtbar auf und ab. »Oui, mon Capitaine!« Er salutierte zackig und eilte seinem Kameraden hinterher.
    Wiltords Meldung löste Alarm in Chevalier aus. Ein Giftpfeil! Damit war klar, dass Menschen hinter der Tat steckten. Und der einzige Stamm, der dafür in Frage kam, war der der Unsichtbaren. Sonst lebte in diesem Gebiet weit und breit niemand.
    Obwohl Xijs Zurückweisung nach wie vor in ihm nagte, machte sich der Capitaine ernsthaft Sorgen um sie und Merle. Außerdem würde er sich vor Comm’deur Serpon verantworten müssen; er war schließlich als Expeditionsleiter für das Wohl der Frauen verantwortlich.
    Tief im Innern keimte in Chevalier die Befürchtung, die Schlangenanbeter könnten die Frauen entführt haben, um sie ihren Göttern zu opfern. Es blieb keine Zeit mehr, auf die Verstärkung zu warten. Er musste so schnell wie möglich handeln.
    Den Dschungel verfluchend, rüstete sich Chevalier zum Aufbruch.
    ***
      Im Dorf der Unsichtbaren
    Xij war völlig erschöpft, ihr Gaumen lechzte nach Wasser. Sie hatte wohl bemerkt, dass die Wunden nicht so tief waren wie befürchtet. Nur schmälerte das den Schmerz nicht.
    Frauen und Kinder kamen zwischen den Hütten hervor. Manche stießen Jubelschreie aus und lachten, andere blickten neugierig bis misstrauisch auf die ankommende Gruppe.
    Als sie die Dorfmitte erreichten, bildete sich ein Kreis um Xij. Hühner liefen gackernd umher, Kinder starrten sie mit großen Augen an, und eine alte Frau fiel murmelnd vor ihr auf die Knie.
    Sich umzusehen fiel Xij nicht leicht. Die Wunde an der Schläfe hatte dafür gesorgt, dass ihr linkes Augenlid angeschwollen war, sie konnte es nur mit Mühe öffnen.
    Was sie sah, war unglaublich. Inmitten der Lehm- und Strohhütten war allerlei Zeug zu finden, das nicht an diesen primitiven Ort passte. Auf einem Baumstumpf stand zum Beispiel ein altes Telefon mit Wählscheibe, an den Hüttenwänden hingen Fahrradketten und neben einer Feuerstelle entdeckte sie einen Computer-Monitor.
    Das Verhalten der Indios gab Xij zudem Rätsel auf. Warum hatte man sie nicht umgebracht, sondern hierher verschleppt? Was hatte man mit ihr vor? Die einzig plausible Erklärung bestand für Xij darin, dass sie eine Geisel war. Womöglich wollten die Eingeborenen die BASTILLE erpressen, vielleicht um Nahrung.
    Es gibt noch eine andere Möglichkeit , dachte sie schaudernd. Hat Chevalier nicht erzählt, dass die Unsichtbaren ihren Schlangen Menschenopfer darbringen?
    Eine Hand legte sich auf ihr Hinterteil. Xij fuhr fauchend herum und sah einen alten Mann zurückzucken. Als wäre der Laut ein Signal, traten die Menschen nun näher heran. Eine dicke Frau kniff ihr in die Wange, Kinder wollten ihren Kopf berühren. Ein junges Mädchen rief etwas und zerrte an ihren Haaren. Xij schrie auf und trat um sich.
    Der Anführer bellte Kommandos, ein paar Krieger trieben die Leute auseinander, irgendwo lachte jemand gackernd.
    Xij rang nach Luft, ihr traten Tränen in die Augen. Wo war Merle, verdammt? Sie war die Einzige, die ihr erklären konnte, was vor sich ging.
    Mit verschwommenem Blick sah sie den Anführer auf sich zukommen. Hinter ihm trugen ein paar der Schlangenanbeter einen Greis auf einem Bürostuhl heran, den man auf ein Gestell gebunden hatte.
    Der Anführer war wütend. Er schrie die Menge an, die sich unter seinen Worten duckte und respektvoll Abstand nahm. Xij entdeckte Merle. Sie lehnte mit verschränkten Armen
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