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326 - Schlangenmenschen

326 - Schlangenmenschen

Titel: 326 - Schlangenmenschen
Autoren: Manfred Weinland
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Sekunden in der Lage, ihr mit seiner Lampe zu folgen, dann war das Biest in der Dunkelheit verschwunden.
    Seit der Attacke waren nicht mehr als zwanzig Sekunden vergangen, auch wenn es dem Leschoneer länger vorkam. Zwei Kameraden kümmerten sich bereits um den gefallenen Cassel.
    Lebt!, signalisierte einer von ihnen mit einem entsprechenden Zeichen. Laut fügte der andere hinzu: »Er ist bei Bewusstsein, aber offenbar kollabiert.« Sein Blick in Mortes Richtung verriet, dass er dessen Befehle erwartete.
    Morte nickte ihm zu. »Helft ihm. Verabreicht ihm ein stabilisierendes Serum. Wir kehren zur BASTILLE zurück. Aber bleibt wachsam! Falls dieses Biest zurückkehrt...«
    »… und vielleicht Verstärkung mitbringt...«, fügte Dufour hinzu.
    »… müssen wir gewappnet sein.« Morte versuchte, sich nicht aus der Ruhe bringen zu lassen. »Vorerst gilt: Kragen hochschlagen, Nackenbereich schützen und Augen auf!«
    Der Trupp formierte sich neu, nahm Cassel, der seine Spritze bekommen hatte, und die beiden Leschoneers, die ihn auf beiden Seiten stützten, in die Mitte. Der Verletzte konnte sich kaum auf den Beinen halten, aber mit Unterstützung ging es.
    Bevor er den Befehl zum Aufbruch gab, nahm Morte den von der Schlange gebissenen Kameraden noch einmal selbst in Augenschein. Cassel wirkte benommen und redete auf Fragen hin nur konfuses Zeug.
    Der Tross setzte sich in Bewegung, als ein Schuss krachte.
    Morte spürte etwas heiß an seiner linken Wange vorbei fauchen. Für einen Moment war er ebenso perplex wie Cassel.
    Dann beschrieb sein Lampenstrahl einen Schwenk und riss dort, von wo der Schuss gekommen sein musste, etwas aus dem Dunkel, das seinen schlimmsten Albträumen entsprungen schien.
    Innerhalb weniger Augenblicke entwickelte sich ein hitziges Feuergefecht am Klippenrand.
    ***
    Seine Entscheidung war gefallen und nicht wieder rückgängig zu machen. Die Reihen der Mitstreiter hatten sich wieder einmal gelichtet – doch diesmal wog der Verlust doppelt schwer.
    Das war’s dann also mit Aruula und mir, dachte der Mann wehmütig, der sich in diesem Moment wieder einmal als das fühlte, was er objektiv auch war: ein Treibgut der Zeit. Ein wissenschaftlich kaum erklärbares Phänomen hatte ihn aus dem 21. ins 26. Jahrhundert nach Christus gespült, und seither machte er eine beispiellose Achterbahnfahrt der Gefühle durch.
    Eng verflochten mit seiner Ankunft in der Zukunft war von Beginn an Aruula gewesen. Sie hatte ihm emotionalen Halt gegeben und mehr als einmal das Leben gerettet. Er hatte sie geliebt. Nie hatte er sich vorstellen können, dass ihre Beziehung jemals auseinandergehen würde.
    Doch genau das war passiert – und es hatte schon viel früher begonnen, als der Zeitpunkt von Anns Tod markierte; das war ihm inzwischen klar geworden. Ein schleichender Prozess, von Enttäuschungen und Verletzungen genährt.
    Unser Leben ließ uns keine Zeit zum Ausruhen. Keine Zeit, zur Besinnung zu kommen und wichtige Dinge frühzeitig zu klären. Wir haben einander zu viel zugemutet, zu viel zugefügt.
    Matt schloss die Augen und atmete tief durch.
    Er war traurig. Es fiel ihm schwer, sich das nicht anmerken zu lassen.
    Würde es denn mit Xij Hamlet anders sein? Musste nicht auch diese Beziehung nach einiger Zeit scheitern?
    Aber Xij ist anders, sagte er sich. Ihr Geist hat in früheren Existenzen schon unzählige Epochen durchlebt, sie ist gefestigt, kann sich besser anpassen. Sie kannte auch seine Zeit, wusste mit Technik umzugehen, war jemand wie er: Treibgut der Zeit. War es letztlich das gewesen, was ihn zu ihr hingezogen hatte?
    Und trotzdem...
    Die Gewissheit, Aruula verloren zu haben – aufgegeben zu haben! – nagte an ihm wie das sprichwörtliche schlechte Gewissen. Zwölf gemeinsame Jahre ließen sich nicht einfach ausblenden, um etwas Neues zu beginnen.
    Er hatte nicht einmal Lust, das Steuer des Shuttles zu übernehmen, weil er sich auch davon keine ausreichende Ablenkung erhoffte, um die Bilder aus seinem Kopf zu vertreiben.
    Erinnerungen, die allesamt Aruula zeigten: wie sie ihre ersten Versuche unternahm, seine Sprache zu lernen, und ihm gleichzeitig die der Wandernden Völker beibrachte. Wie sie Schulter an Schulter gegen die Mutationen der Daa’muren und schließlich gegen die außerirdischen Invasoren selbst kämpften. Wie sie durch eben diese Daa’muren den gemeinsamen Sohn kurz vor der Geburt verloren hatte: Daa’tan, der von den Echsenwesen zu Matts größtem Feind erzogen worden war
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