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312 - Die dunkelste Stunde

312 - Die dunkelste Stunde

Titel: 312 - Die dunkelste Stunde
Autoren: Oliver Fröhlich
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ihm eine Sonde entgegen.«
    Eine Erinnerung stieg in Matt hoch. Als der Wandler ihm gestattet hatte, sein Innerstes zu betreten, hatte er ihm eine Vision geschickt. Der Mann aus der Vergangenheit hatte den Streiter gesehen! [4] Zwar nur als Schatten über Meno’tees, der Ursprungswelt der Wandler, aber schon das hatte ausgereicht, die Boshaftigkeit und Mordlust dieses Wesens zu erahnen. Danach hatte er sich atemlos und wie im Fieber gefühlt. Er hätte die Ausstrahlung des Streiters nicht eine Sekunde länger ertragen, ohne wahnsinnig zu werden.
    Vielleicht hatte ihm der Wandler diese Gefühle auch nur geschickt, um Matt von der Gefährlichkeit des Feindes zu überzeugen. Selbst heute schauderte er noch, wenn er nur daran dachte.
    Und diesem Monstrum wollte die AKINA entgegenfliegen? Andererseits fiel auch Matt keine andere Möglichkeit ein, mehr über den Gegner zu erfahren.
    »Einverstanden«, sagte er endlich. »Aber seien Sie vorsichtig! Das Ding ist gefährlicher als alles, dem Sie je begegnet sind.«
    »Das werden wir sein. Ach ja, eines noch, Drax.«
    »Ja?«
    »Schön, dass Sie meiner Meinung sind. Aber meine Leute haben das Schiff längst startklar gemacht. Wir wären auch ohne Ihre Zustimmung aufgebrochen. Schließlich führen Sie hier nicht das Kommando.«
    ***
    Vogler und Clarice starrten Matt entgeistert an, als er in den Flächenräumer zurückkehrte und die schlechten Nachrichten überbrachte. Auch Sinosi Gonzales und Mariann Braxton, die marsianischen Shuttlepiloten, konnten ihr Entsetzen nicht verbergen.
    »Vielleicht beeinträchtigt die Ausstrahlung des Streiters nur die Technik«, meinte Miki Takeo. Der bionetische Strang zwischen seinem Nacken und der Region der Flächenräumerwand, in der einst der Koordinator gesessen hatte, hing durch und berührte den Boden. »Eine Art elektromagnetischer Impuls.«
    Xij schüttelte den Kopf. »Die Verbindung steht ja noch, und die Marsteleskope des Virtuellen Cortex funktionieren. Es bedient sie nur niemand mehr.«
    »Es sind die Leute, nicht die Technik«, sagte auch Matt. »Tut mir leid.«
    Sie standen in der äußeren Röhre vor dem Verbindungsgang zur inneren. Die Hydriten beschäftigten sich auf dessen anderer Seite mit dem Bildschirm der Zielerfassung. Neben ihnen lagen Unmengen von Datenkristallen – die Dokumentationen, durch die sie sich in den letzten Tagen gearbeitet hatten.
    Der Mann aus der Vergangenheit hörte das Klackern der Hydritensprache. Er verstand nicht, worüber Quart’ol und Gilam’esh debattierten, dazu sprachen sie zu leise, aber es klang eindeutig aufgeregt.
    Trotz seiner warmen Kleidung fröstelte Matt. Miki Takeo war es als Quasi-Koordinator zwar inzwischen gelungen, die Temperatur im Flächenräumer auf etwa fünfzehn Grad einzupendeln. Er gestand jedoch freimütig ein, dass es ihm schwerfiel, alle Systeme gleichzeitig zu regulieren: Frischluft, Licht, Temperatur, Energieaufladung und  -verteilung. Er glich einem Jongleur, der zu viele Bälle in der Luft halten wollte.
    »Ich kann diesen scheiß Streiter immer weniger ausstehen«, ließ sich Meinhart Steintrieb vernehmen. »Dem müss’mer ordentlich eine verpassen!«
    »Du hast recht«, sagte Matt. »Wir wissen nicht genau, was sich auf dem Mars abgespielt hat. Und es hat keinen Sinn, sich darüber den Kopf zu zerbrechen. Wenn nach unserer Begegnung mit dem Streiter noch jemand lebt, können wir gerne nachsehen. Aber bis dorthin sollten wir uns auf die Aufgabe konzentrieren, den Flächenräumer ans Laufen zu bringen!«
    »Was sich als schwieriger als erwartet erweisen könnte.«
    Alle wandten sich der Stimme zu. Quart’ol hatte seinen Platz verlassen und sich der Gruppe unbemerkt genähert. Er sah nicht besonders glücklich aus. Selbst sein Scheitelkamm schien jegliche Spannkraft verloren zu haben.
    »Wie meinst du das?«, fragte Matt.
    »Schlechte Nachrichten. Kommt mit.«
    Bis auf Miki Takeo, den der Verbindungsstrang zurückhielt, folgten alle dem Hydriten zur Zieloptik. Quart’ol bediente einige Tasten auf einer Konsole. Der Zielerfassungsmonitor, den sie bisher als Lesegerät für die Datenkristalle zweckentfremdet hatten, zeigte ein Bild, das Matt bislang fremd war.
    »Wir haben die Dokumentationen der Anlage größtenteils durchgearbeitet.« Der Fischmensch deutete auf den Monitor. »Das hier ist das Innere des Zeitfeldprojektors.«
    Sie blickten in einen großen Raum unter einer gewölbten, flachen Kuppel aus organisch wirkendem Material. Obwohl es an den
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