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310 - Auf gewagtem Kurs

310 - Auf gewagtem Kurs

Titel: 310 - Auf gewagtem Kurs
Autoren: Michelle Stern
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Schützling gewesen und von einem Izeekepir angefallen worden, da Tumaara ihre Pflichten als Beschützerin vernachlässigt hatte. Dem mutierten Eisbären verdankte sie die fehlende Hand. Inzwischen hatten die beiden Frauen sich ausgesöhnt.
    »Maddrax! Ich wusste, dass du früher oder später kommen würdest! Dein Streit mit Aruula kann ja nicht ewig andauern.«
    Matt versteifte sich. Ob Ludmeela erwartete, dass er und Aruula wieder zusammenkamen? »Ich bin nicht hier, um mit Aruula zu sprechen, Ludmeela«, begann er vorsichtig. »Eigentlich will ich eure Königin wegen einer ernsten Bedrohung um Hilfe bitten.«
    Ludmeela legte den Kopf leicht schief. Ihre Augen blitzten. »Nun, wenn das so ist, wirst du an Aruula nicht vorbeikommen.«
    Matt öffnete leicht den Mund und schloss ihn wieder. Ihm kam ein Verdacht – den Ludmeela prompt bestätigte:
    »Lusaana ist tot. Aruula ist nun unsere Königin.« Die Kriegerin sah ihn stolz an.
    Matt schluckte. Das machte sein Unternehmen nicht einfacher. Für Aruula gab es genug Grund, ihm eins auszuwischen. Würde sie in Anbetracht der Gefahr durch den Streiter vernünftig sein?
    »Ist sie in der Festung?«, fragte er rasch, um seine Befangenheit und seine Bedenken zu überspielen.
    Ludmeela schüttelte den Kopf. Ihr Gesicht wurde traurig. Zorn sprach aus ihrer Stimme. »Nein. Über hundert Kriegerinnen sind unter der Führung der Königin aufgebrochen. Sie segeln mit der Karavelle und zwei neu gebauten kleinen Einmastern nach Malmee. Dort wollen sie die Nordmänner endgültig vernichten.«
    »Die Nordmänner?«, echote Matt. »So weit ich weiß, sind die Nordmänner bereits vernichtet, in der Schlacht gegen die Ostmänner.«
    »Es handelt sich um eine kleine Gruppe Überlebender, die ihre Macht mit der Hilfe barbarischer Söldner wieder festigen will«, sagte Ludmeela. »Sie haben Kriegerinnen entführt und kürzlich erst eine unserer Schwestern hier auf der Insel ermordet. Aruula glaubt, dass es sich um einen Späher handelte und ein Angriff der Nordmänner bevorsteht. Dem will sie zuvorkommen.«
    Matt wandte sich in Richtung Meer. »Sind sie schon lange fort?«
    »Vier Tage inzwischen. Sie sollten Malmee bald erreicht haben, wenn Wendoo ihnen einen günstigen Wind schenkt.«
    »Gut. Dann werde ich dort zu ihnen stoßen.« Matthew wollte sich abwenden, doch Ludmeela ergriff seine Schulter mit der gesunden Hand. In ihrem Griff lag so viel Kraft, als müsste sie damit die fünf fehlenden Finger ausgleichen.
    »Ist es wahr, dass du sie verlassen hast?«
    Matt schaffte es nicht, der jungen Frau in die Augen zu sehen. Er blickte noch immer Richtung Meer. »Ja, das ist wahr.«
    Ludmeela ließ ihn los. Es geschah so plötzlich, dass er unwillkürlich das Gewicht verlagern musste.
    »Sie ist... anders geworden, Maddrax. Sie braucht dich mehr denn je. Dein Weggehen hat sie zerrissen und zu einem Schatten ihrer selbst gemacht.«
    Zögernd begegnete Matt ihrem Blick. Nicht zum ersten Mal spürte er Schuldbewusstsein über die Art, wie er Aruula nach dem Tod Anns behandelt hatte. »Ich werde mit ihr reden«, versprach er.
    Ludmeela lächelte. »Dann wird alles gut. Wudan wird es fügen.«
    Sie verabschiedeten sich. Matt ging den Weg deutlich langsamer zurück, als er ihn gekommen war. Seine Gedanken kreisten um Aruula und die Worte Ludmeelas.
    Sie war nun also Königin, und die erste ihrer Taten bestand in einer Kriegserklärung. Ob das auch mit ihrer Trennung zu tun hatte? Suchte seine ehemalige Gefährtin einen Kanal, ihre Wut und ihren Schmerz auszuleben? Vielleicht setzte ihr auch das Schuldbewusstsein zu, Ann getötet zu haben. Das und seine Worte, als sie sich trennten. Was hatte er in Aruula zerschlagen, der Frau, die viele Jahre treu an seiner Seite gekämpft hatte?
    Wie unter einem Zwang dachte er an ihre letzte Nacht in Ostdoyzland zurück und an die Worte, die er ihr gesagt hatte. » Ich liebe dich, Aruula. Ich will dich immer und überall lieben.«
    Trauer ergriff ihn und setzte ihm mehr zu als die Regenschleier, die immer noch auf ihn niedergingen. Aruula hatte eine Aussprache verdient, auch wenn es für eine gemeinsame Zukunft kaum Hoffnung gab.
    ***
    Unbehaglich sah sich Tumaara in der Kapitänskajüte der Karavelle um, in der Aruula aufrecht und stolz auf einem festgeschraubten Holzstuhl mit Lederbespannung thronte. Wie unbeugsam die Freundin wirkte. Ihre bronzefarbenen Züge blieben so reglos wie die einer Statue, während ihre Hände die Lehnen umschlossen. Dachte sie in
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