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306 - Ein Hort des Wissens

306 - Ein Hort des Wissens

Titel: 306 - Ein Hort des Wissens
Autoren: Jo Zybell
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und zuletzt hatte er sogar darauf geachtet, nur starke und gesunde Wagensklaven und Tiere mitzunehmen.
    Einer wie Varmer überließ nichts dem Zufall, gar nichts.
    Auf Fahrzeuge hatte er weitgehend verzichtet – schweren Herzens, doch er wollte keinen möglichen Gegner durch tiefe Radspuren oder laute Motorengeräusche auf sich aufmerksam machen. Außerdem hätte man einen unmäßigen Treibstoffvorrat mit in die Berge schleppen müssen.
    Nur eine geländegängige, dreirädrige Maschine hatte Varmer auf einen der beiden Horsaywagen laden lassen. Auf ihm konnten immerhin zwei Mann in kürzester Zeit den Standort wechseln, wenn es mal unbedingt sein musste.
    Einen exakten Plan für die Eroberung der Burg hatte er bereits im Kopf. Nun ging es nur noch darum zuzuschlagen. Und danach Chefexekutor zu werden.
    Das Gelände stieg spürbar an. Den vierten Tag war das Kommando bereits unterwegs, und nun erhob sich in Marschrichtung endlich die Bergkette des Hochlandes. Varmer winkte seinen Adjutanten Hoss herbei und ließ sich das Fernrohr geben. Im Gehen setzte er es ans Auge und spähte in Marschrichtung.
    Einige Berghänge waren dicht bewaldet, auf anderen wuchs außer Gras nur Buschwerk und Gestrüpp. Schnee konnte Varmer nirgendwo mehr erkennen – Wudan sei Dank! – Spuren von Siedlungen ebenfalls nicht.
    »Irgendwo zwischen diesen Gipfeln liegt die verdammte Burg.« Varmer reichte seinem Adjutanten das Fernrohr und wuchtete ihm sein Schwert auf die Schulter. Hoss ächzte und ging ein wenig in die Knie. Er schauspielerte gern ein wenig. Varmer zog die Karte aus der Außentasche seiner schwarzen Kutte.
    Im Gehen entfaltete er sie und suchte den rot umkreisten Punkt. »Da bist du ja«, knurrte er, nachdem er eine Weile gesucht hatte. »Wir kommen, Canduly Castle, wir kommen zu dir.«
    »Komischer Name, was?«, sagte Hoss, ein drahtiger Bursche, jünger als Varmer und drei Köpfe kleiner. Anders als Farmer wollte e auf den traditionellen Kampfstab nicht verzichten.
    Er hatte sich die Wadudamaske über den Hinterkopf in den Nacken geschoben, die er seit der Exekution der tanzenden Rebellen trug. Die Schnauze ragte von seinem blonden Scheitel aus steil in die Höhe, das Gehörn bog sich weit und spitz nach hinten. Hoss liebte es, solche Andenken von seinen Einsätzen mitzunehmen.
    »Komischer Name, ja«, knurrte Varmer. »Ist auch ein komischer Typ, der dort haust: rote Augen, weiße Haut, graues Haar und fliegt mit einem Luftschiff herum.« Er steckte die Karte wieder ein.
    »Nicht mehr lange, was?« Hoss feixte.
    »Darauf kannst du einen lassen, Kleiner.«
    »Dein Wille geschehe, amen.« Das war einer der Sprüche aus dem Buch, mit dem Hoss lesen gelernt hatte. Varmers Adjutant liebte es, solche Sprüche bei allen passenden und unpassenden Gelegenheiten abzulassen. Manche hatte Varmer sich eingeprägt.
    Vier Stunden später trafen sie zwei Kundschafter. Die hatten das Tal ausgespäht und gesichert, in dem Varmer ein Basislager errichten wollte. Es lag unweit einer kleinen und getarnten Funkstation der Exekutoren. Gegen Abend erreichten sie es. Es war spärlich bewaldet und ein fischreicher Fluss strömte dort durch Wiesenmatten und Eichenhaine. Varmer befahl zu lagern und Wachen aufzustellen. Er verbot Feuer und Lärm.
    Mit Einbruch der Dunkelheit kehrten zwei Späher des Voraustrupps aus den Bergen zurück. »Wir haben die verdammte Burg gefunden«, sagte der ältere der beiden. »Kein Problem, die Beschreibung war brauchbar.«
    »Besatzung?«, fragte Varmer.
    »Schwer zu sagen«, antwortete der jüngere der beiden Späher. »Auf dem Wehrgang hinter den Zinnen patrouillieren jeweils höchstens vier Männer. Die Wachen wechseln im Sechs-Stunden-Takt. Die Zugbrücke wird nur nachts hochgezogen. Das Pack scheint sich sicher zu fühlen.«
    »Habt ihr auf den Weiden in der Umgebung der Burg ein Luftschiff gesehen?« Varmer breitete die Arme aus. »So ein Riesending, müsste doppelt und dreifach am Boden befestigt gewesen sein.«
    »Nein«, sagten die Späher wie aus einem Munde und beide schüttelten die Köpfe.
    »Bewaffnete in der Umgebung?«
    »Nein«, ergriff wieder der Ältere das Wort. »Nur Pilzsammler, Beerensucher und Holzfäller in den Wäldern und Händler auf dem Hauptweg nach Westen und auf dem Steg vor der Burg.«
    »Wie weit von hier?«
    »Höchstens acht Wegstunden.«
    »Gut.« Varmer nickte grimmig. »Geht schlafen.«
    Eine Zeitlang kraulte er sich den Bart und starrte nachdenklich in den bewölkten
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