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300 - Unter Mutanten

300 - Unter Mutanten

Titel: 300 - Unter Mutanten
Autoren: Oliver Fröhlich
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Sollten sie ruhig erfahren, was auf dem Spiel stand. »Das ist es, was passiert. Auf Wiedersehen, Nahrungs-Produktion. Auf Wiedersehen, Luftfilteranlagen. Auf Wiedersehen, Bunkerbewohner.«
    Nun schlossen sich der weinenden Gunda auch noch der kleine Bastiaan und Hella an. Nur Ruudi schaute trotzig. »Heißt das, wir müssen zu den Ekeldingern rauf?«
    »Oder sie kommen zu uns runter. Das Ergebnis dürfte das Gleiche sein.«
    »Jetzt ist aber gut, Lissa!«, schritt Professor Brannt ein. »Du machst ihnen Angst, merkst du das nicht?«
    »Tut mir leid«, sagte sie.
    »Außerdem bereiten wir uns auf den Tag des Stromausfalls vor. Deshalb setzen wir uns unter ärztlicher Aufsicht immer wieder kleinerer Mengen an Keimen aus. Auf diese Art wird es uns nach und nach gelingen, unser Immunsystem neu aufzubauen. Dann können wir auch ungefilterte Luft atmen.«
    »Aber wie lange wird das dauern?«, fragte Lissa. »Wie lange, bis wir etwas rückgängig machen können, für das die Natur ein paar Jahrhunderte gebraucht hat?«
    Brannt sah auf die Uhr über der Eingangstür. Noch zehn Minuten bis zum Unterrichtsschluss. »Oh! So spät schon. Das war es dann für heute. Seht zu, dass ihr in eure Bunkerräume kommt. Und vergesst nicht die Hausaufgaben für morgen.«
    Die Kinder waren nur für einen Augenblick vom plötzlichen Ende der Geschichtsstunde überrascht. Dann reagierten sie, wie Schüler bereits seit Anbeginn der Zeit reagieren: Sie sprangen auf und strebten dem Ausgang zu.
    »Lissa!«, rief Brannt. »Bleib bitte noch hier!«
    Die Fünfzehnjährige verdrehte die Augen, gehorchte aber. Als die anderen draußen waren, baute sich Brannt vor ihr auf. »Was sollte das?«
    »Was?«
    »Das weißt du genau! Deine renitente Art. Du musst nicht die ganze Welt unter deiner Unzufriedenheit leiden lassen.«
    Sie zuckte mit den Achseln. »Wenn du dreihundert Menschen als die ganze Welt ansiehst.«
    Noch bevor sie sich versah, versetzte der Professor ihr eine Ohrfeige, die wegen seines Schutzanzugs aber nicht einmal klatschte.
    »Das ist dann dein gesamtes Argument?«, konterte sie. »Mich zu schlagen? Wie armselig! Genauso armselig, wie der Rest des Bunkers. Sieh dich doch nur an!«
    »Ich opfere mich zum Wohle der Allgemeinheit, lasse mich mit höheren Dosen infizieren als jeder andere von euch. Und zum Dank muss ich mich verspotten lassen?«
    »Tu doch nicht so edel! Du willst, dass aus deinem Blut ein Serum gewonnen wird, damit dein Name nie in Vergessenheit gerät. Aber dafür ist es zu spät. Niemals werden wir alle immun, bevor der Strom ausfällt!«
    »Achte auf deinen Tonfall, junges Fräulein. So sprichst du nicht mit deinem Vater, hörst du?«
    »Dass zur Vermeidung genetischer Schäden meine Mutter ausersehen war, sich dein Erbmaterial einpflanzen zu lassen, macht dich noch lange nicht zu meinem Vater!«
    Damit drehte sie sich um und stapfte davon.
    Hoffentlich war der Oberflächen-Simulator nicht besetzt. Mit dem Jeep durch den Grand Canyon zu rasen, war genau das, was sie im Augenblick brauchte, um auf andere Gedanken zu kommen.
    ***
    Gegenwart, Juli 2527
    »Die Stadt hat sich in den vergangenen fünfhundert Jahren ganz schön verändert.« Matt betrachtete das aktuelle Lübeck auf einem der Monitore und verglich es mit dem, das ihm der Bordcomputer auf einem anderen Bildschirm zeigte. Bei Letzterem handelte es sich um eine Satellitenaufnahme aus PROTOs digitalem Kartenmaterial.
    Xij blickte ihm über die Schulter. Es ging ihr wieder etwas besser. Dank ihrer Erinnerungen an ihre Existenz als Triva [5] war es ihr gelungen, während der Herfahrt aus den hiesigen Pflanzen ein ayurvedisches Mittel zu mischen. »Ayveeda-Medizin«, hatte sie gesagt, »stärkt Körper und Geist!« Matt fürchtete jedoch, dass es sich dabei allenfalls um ein Zwischenhoch handelte.
    »Das dürfte vielen Orten auf der Erde so gegangen sein«, meinte sie zu Matts Bemerkung.
    Der Radpanzer parkte in einiger Entfernung von der Stadt, auch wenn der blinkende Punkt auf dem computergespeisten Monitor darauf beharrte, dass sie sich mitten in einem Gebiet mit einem merkwürdigen Namen aufhielten.
    »Buntekuh?«, las Xij ab.
    »Offenbar ein früherer Stadtteil. Wenn auch nichts mehr davon zu erkennen ist.« Das Lübeck des 26. Jahrhunderts bestand nur noch aus der ehemaligen Altstadt. Den Rest hatte sich im Laufe der Zeit die Natur zurückgeholt. Matt zeigte auf die Flussläufe, die westlich und östlich der Stadtinsel passierten. »Trave und Wakenitz.«
    Xij
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