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3. Reich Lebensborn E.V.rtf

3. Reich Lebensborn E.V.rtf

Titel: 3. Reich Lebensborn E.V.rtf
Autoren: Will Berthold
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Hand gegen die Schläfen.
    »Morgen gehst du ... an die Front ... und am Abend davor ... müßt ihr mit euren Mädchen ...« Sie stöhnte leise und drehte den Kopf zur Seite. »Es ist so billig ...«, wiederholte sie, »es ist wie ein Programm. Und davor habe ich Angst ...«
    »Ja«, entgegnete Klaus hart, »man kann es auch so nennen.«
    Und nach einer Weile sagte er: »Daß ich vielleicht nicht wiederkomme, daran hast du wohl nicht gedacht ... und daß ich
    ...«
    Er brach erschrocken ab, weil ihm die Ungeheuerlichkeit noch rechtzeitig bewußt wurde. Er hatte sagen wollen: Und daß
    ich ein Recht darauf habe, bevor ich krepiere ... wenigstens einmal glücklich zu sein ...
    Klaus machte sich von ihr los. Er stand schwerfällig auf. Mit fahriger Bewegung suchte er den Kognak. Er schenkte sich zuerst ein, kippte das randvolle Glas mit einem Zug hinunter. Jetzt erhob sich auch Doris, strich ihr Kleid glatt. Er brachte sie die Treppe hinunter. Er stand vor ihr, zwischen Zorn und Verlegenheit.
    Doris lehnte den Kopf an seine Brust. Er merkte, daß sie zitterte. Sie versuchte, ihn zu küssen. Aber ihre Lippen waren 9
    kühl, und sein Mund blieb verschlossen.
    »Komm wieder, Klaus ...«, sagte Doris.
    Dann drehte sie sich rasch um und ging hinaus. Er starrte ihr nach.
    Noch ein paarmal schlägt der Propeller der Me 109 pfeifend durch die Luft. Dann reißt das leerlaufende Dröhnen der Maschine ab. Der Motor steht. Die Bordwarte stürzen wie schwarze Termiten über die Jagdmaschine, klettern auf die Flächen, reißen das Kabinendach auf, helfen ihrem Kommodore aus den Gurten. Unteroffiziere, Mannschaften, Offiziere des Jagdgeschwaders wetzen über den E-Hafen in Nordfrankreich, um dem Chef zu gratulieren. Bevor er landete, wackelte er dreimal mit den Tragflächen. Abschuß heißt das ... Oberstleutnant Berendsen winkt ab, während er sich aus der Maschine schwingt.
    »Gebt mir lieber ’ne Zigarre«, schnarrt er gut gelaunt. Er betrachtet den blauen Rauch der Brasil, die man immer für ihn bereit hält ... falls er zurückkommt. Und dann blinzelt er in die Sonne, von der er eben auf eine Spitfire herabstieß.
    »Alsdann«, sagt er und tippt lässig an die Mütze. Seine Männer bilden eine Gasse. Er geht langsam über den Platz, im Knochensack. Er ist kleiner als seine jungen Leutnants. Sein Gesicht wirkt breit und bullig, mit einem Unterkiefer wie aus Nußbaumholz. Er ist ein Offizier nach dem Geschmack seiner Männer. Er sitzt lieber in der Kiste als am Schreibtisch, er trinkt lieber Schnaps als Wein, und er küßt lieber Schwarz als Blond. Sein Leben ist verdammt einfach: ein Draufgänger in der Luft, ein Haudegen im Suff. Sein bescheidenes Rezept lautet: fliegen, schießen, sterben und sterben lassen. Der Krieg ist ihm gleichgültig, aber Luftkämpfe interessieren ihn ...
    Das Donnern der Geschwadermaschinen, die nach ihm einfliegen, verebbt hinter ihm im Korridor der Horstkommandantur. Oberstleutnant Berendsen öffnet die Türe seines Zimmers mit einem Fußtritt gegen die Klinke, wie immer.
    Der Adjutant, Hauptmann Albrecht, nimmt Haltung an.
    »Nu, wie sieht’s aus?« schmettert Berendsen.
    Der Adjutant hat die Unterschriftenmappe schon griffbereit.
    »Nein, nein ... lassen Sie mich doch mit dem Papierkrieg in Frieden ... Was ist mit der zweiten Staffel?«
    Hauptmann Albrecht betrachtet die Schreibtischplatte, Im Rahmen der psychologischen Behandlung seines Kommodore hätte er das lieber an den Schluß seines Berichts gesetzt. Er beginnt, die Pille zu versüßen:
    »Hauptmann Wernecke hat zwei schöne Abschüsse gemeldet
    ...«
    »Na, großartig!«
    Jetzt fährt der Adjutant trübsinnig fort:
    »Aber Leutnant von Bernheim wurde leider abgeschossen.«
    »So ...«
    »Oberfeldwebel Rissmann bei Bruchlandung schwer verletzt
    ...«
    »Auch das noch ...«
    Der Chef tigert in seinem Büro auf und ab, wie immer, wenn sich bei diesen Hiobsbotschaften seine Vorstellung vom fröhlichen Jägerleben trübt. Der Krieg wird ihm erst noch das Fürchten beibringen. Jetzt im Jahre 1941 ist für ihn der Heldentod nur Ungeschicklichkeit.
    »Ist das alles?« knurrt er.
    »Vorläufig«, erwidert der Adjutant vorsichtig. »Die Meldung der dritten Staffel steht noch aus ...«
    Oberstleutnant Berendsen deutet unvermittelt auf die 11
    Unterschriftenmappe.
    »Na, zeigen Sie schon her ...«
    Der Hauptmann referiert die Eingänge: Nachschublisten, Bestandsaufnahmen, Geschwaderbefehle,
    Urlaubsverordnungen, Rapport-Meldungen ...
    Der Kommodore
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