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3 Ponygeschichten - Erst ich ein Stück, dann du

3 Ponygeschichten - Erst ich ein Stück, dann du

Titel: 3 Ponygeschichten - Erst ich ein Stück, dann du
Autoren: Random House
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dir denn keine Stiefel ausgeliehen?“, wunderte sie sich.
    „Weil ich solche alten Stinkdinger nicht anziehe“, gab Viola zurück.
    Anna wandte sich wieder dem Pony zu und verdrehte heimlich die Augen. „Wie heißt es denn?“, fragte sie. „Krümel“, presste Viola ein wenig undeutlich hervor.
     
     
    „Wie?“, hakte Anna nach.
    „Krümel“, fauchte Viola.
    „Das hätte ich mir nie ausgesucht!“
     
    „Also, ich finde den Namen lustig“, erwiderte Anna. „Aber du kannst es ja umtaufen, sobald es dir gehört. Bist du schon auf ihm geritten?“, erkundigte sie sich. „Nee“, sagte Viola genervt. „Ich musste es ja ewig lange bürsten und dann noch meinen Schuh sauber machen, und die Katrin ist auch nicht immer da, wenn ich sie brauche …“
    „Ich helfe dir gern“, bot Anna an. „Sag mir einfach, was ich tun soll.“

    Sofort hellte Violas Miene sich auf. „Also, das Pony braucht noch Wasser und Hafer und frisches Stroh“, sprudelte sie los. „Am Ende des Ganges befindet sich eine Futterkammer. Da drin ist alles, was du brauchst.“ Eigentlich fand Anna es ein bisschen blöd, dass Viola sie so herumkommandierte. Aber ihr machte es so viel Spaß, Krümel zu versorgen, dass sie zuletzt sogar noch das Striegeln übernahm, während Viola sich stöhnend auf einen Strohballen sinken ließ und ihre dreckigen Klamotten betrachtete.
     
    Um kurz nach fünf kam Violas Mutter.
    Sie brachte Anna bis vor die Haustür.
    Beim Abendbrot hatte Anna viel zu erzählen.
    Mama, Papa und sogar Tobias hörten ihr gespannt zu.
    Abends fiel Anna todmüde ins Bett.

    Am nächsten Tag in der Schule gab Viola damit an, dass sie das tollste Pony der Welt gewonnen habe und sie den ganzen Nachmittag alleine auf ihm ausgeritten sei. Sie war so vertieft in ihre Schwindelgeschichten, dass sie gar nicht merkte, dass Anna ganz in der Nähe stand und alles mitbekam. „Ich habe sogar meine eigene Magd“, prahlte sie. „Die muss das Pony versorgen. Ihm Wasser bringen, es abbürsten und all das!“
     
    Hastig huschte Anna weiter.
    Sie war wahnsinnig wütend.
    Und so viel stand fest:

    Nie wieder würde sie Viola ihre Hilfe anbieten!
    Die nächste Reitstunde fand zwei Tage später statt, und diesmal fuhr Annas Vater sie zum Glück allein zum Ponyhof, denn Viola musste schon eine Stunde früher dort sein und sich um Krümel kümmern.

    Fro kam gerade mit ihrem Fahrrad angebraust und so stieg Anna bereits an der Straße aus und wartete in der Kieseinfahrt auf ihre neue Freundin.
    Fro machte eine Vollbremsung und wirbelte dabei mächtig Laub auf.
    „Hallo, Anna!“, rief sie. „Hoffentlich kommt Natalie heute auch.“
     
     
    Anna nickte.
    Plötzlich fiel ihr etwas ins Auge.
    Es lag neben Fros Fahrrad im Kies.
    Es war eine Ausweiskarte vom Ponyhof.
     
    Anna hob sie auf und stellte fest, dass sie Viola gehörte. „Lauf du schon mal vor“, sagte sie zu Fro. „Ich schaue schnell im Stall nach, ob ich Viola dort finde. Bestimmt vermisst sie die Karte schon.“
    Ganz kurz dachte Anna an Violas dumme Angeberlügen und ihren Vorsatz, der Schulkameradin nie wieder helfen zu wollen, wischte ihr Unbehagen jedoch rasch zur Seite. Dies hier war nun wirklich etwas anderes und so lief sie schnurstracks weiter auf das große Stalltor zu.
    Katrin und ein junger Mann luden gerade Strohballen auf einen kleinen Anhänger. Die junge Frau mit den lustigen Sommersprossen nickte Anna freundlich zu und deutete wortlos auf den Gang, in dem sich auch Krümels Box befand.

    Anna huschte hinein.
    Schon nach wenigen Schritten hörte sie ein leises Schluchzen.
    Es kam aus Krümels Box.
    Die Tür stand weit offen.
     
    Viola saß weinend in der Ecke auf einem umgedrehten Eimer. Krümel zupfte sie zärtlich an den Haaren.

    „Lass das doch mal!“, fauchte Viola und drehte unwillig ihren Kopf zur Seite. Da bemerkte sie Anna und wischte sich hastig die Tränen aus dem Gesicht. „Was willst du denn schon wieder hier?“, brummte sie.
    „Ich habe deinen Reitausweis gefunden“, sagte Anna. „Was?“ Viola sprang von ihrem Eimer auf.
    Anna hielt ihn ihr entgegen. „Du hast ihn auf der Kieseinfahrt verloren.“
    Violas Miene verfinsterte sich, dann heulte sie von Neuem los.
    „Was hast du denn?“, fragte Anna bestürzt.
    Viola antwortete nicht, sondern schluchzte und schlickste nur noch mehr.
    „I-ich ha-habe den Au-Ausweis mit A-Absicht verloren“, brachte sie schließlich hervor. „I-ich dachte, da-dass ich d-dann nicht mehr herkommen darf, a-aber
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