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2945 - Sterben geht ganz einfach

2945 - Sterben geht ganz einfach

Titel: 2945 - Sterben geht ganz einfach
Autoren: Unbekannt
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lang ausreichend hätte versorgen können.
    »Einen Cocktail?«, fragte Caligiuri.
    Ich zögerte. Es gehört nicht zu meinen Gewohnheiten, während des Dienstes zu trinken. Und erst recht nicht, mich mit einem Gangsterboss zu besaufen.
    Caligiuri lächelte verständnisvoll.
    »Das ist kein Bestechungsversuch, Cotton«, sagte er. »Wenn ich Sie kaufen wollte, würde ich Ihnen eine Million Dollar in bar auf den Tisch legen. Es ist auch kein Mordversuch. Die Borgias, Päpste und Giftmischer, gehören nicht zu meinen Vorfahren. Wenn ich töte, bevorzuge ich eine Pistole. Es kommt allerdings nur noch selten vor, dass ich derlei Dinge selbst erledige. Dafür habe ich jetzt meine Leute, die das ausgezeichnet machen.«
    »Sie sind erstaunlich offenherzig«, sagte ich.
    Caligiuris Lächeln wurde zu einem breiten Grinsen.
    »Sie sind kein Anfänger in Ihrem Beruf, Cotton. Sie wissen, wer ich bin und auf welche Weise ich mein Geld verdiene. Glücklicherweise können Sie mir nichts nachweisen, sonst säße ich längst hinter Gittern. Und dass ich Ihnen eben ein paar Morde gestanden habe … Vor Gericht könnten Sie damit nichts anfangen, da es keine Zeugen gibt. Sie tragen auch keine Wanze bei sich. Woher ich das weiß?« Caligiuri lachte jetzt laut. »Heutzutage muss man einen Menschen nicht mehr von Kopf bis Fuß abtasten, um ihn nach Waffen oder Mikrofonen zu untersuchen. Dieses Haus ist vollgestopft mit Elektronik. Schon bevor Sie den Lift verließen, wusste ich, dass Sie nur Ihre Pistole, ein Handy und ein paar Schlüssel bei sich haben.«
    Caligiuri studierte amüsiert mein Gesicht. »Wollen Sie wirklich nicht mein Spezialrezept versuchen?«
    »Nun gut«, nickte ich. »Es kommt schließlich nicht jeden Tag vor, dass einer der obersten Gangsterbosse von New York mich zu einem Drink einlädt.«
    »Sie sind ein Mann nach meinem Geschmack, Cotton. Darf ich Sie Jerry nennen?«
    »Jerry nennen mich nur meine Freunde. Sie werden nie dazugehören.«
    »Vermutlich nicht«, nickte Caligiuri. Er mixte seinen Spezialdrink und kehrte mir dabei den Rücken zu. Entweder fürchtete er wirklich keine Gefahr von mir, oder hier zwischen den Bäumen steckten einige seiner Leute und ließen mich nicht den Bruchteil einer Sekunde aus den Augen.
    Sein Drink schmeckte wirklich nicht schlecht. »Woher haben Sie dieses Rezept?«, fragte ich.
    »Geklaut natürlich«, lachte Caligiuri. »Man könnte auch sagen: geerbt. Der Erfinder braucht es nicht mehr. Er hatte einen schrecklichen Unfall.«
    »Ich vermute, Sie haben mich nicht hierhergeholt, um mit mir erlesene Cocktails zu schlürfen und über schreckliche Unfälle zu plaudern.«
    Caligiuri wurde plötzlich ernst. Mir schien sogar, als zeige sein Gesicht Besorgnis.
    »Sie haben von dem traurigen Schicksal Montis gehört?«
    »Ich war gerade bei ihm. Er konnte mir nicht mehr sagen, ob Sie ihn erschossen haben. Oder sein Leibwächter in Ihrem Auftrag. Sie machen sich ja nicht mehr selbst die Hände schmutzig.«
    »Eigentlich ist es mir egal, wer den Kerl über den Jordan geschickt hat. Oder gar in die Hölle. Ich würde den Mörder sogar in mein tägliches Abendgebet einschließen. Dass der Verdacht auf mich fallen wird, kümmert mich auch nicht weiter. Jeder weiß, dass Monti und ich Feinde waren. Seit Jahrzehnten. Eigentlich sogar schon seit unserer Jugend. Man hat mir schon schlimmere Dinge vorgeworfen.« Caligiuri machte eine wegwerfende Handbewegung. »Es kümmert mich nicht, was die Leute über mich denken, gleich ob Berufsgenossen oder Bullen. Bisher bin ich mit jeder Gefahr fertig geworden. Aber diesmal ist die Sache ernster.«
    »Sie muss sogar sehr ernst sein, wenn Sie sich ausgerechnet an mich wenden.«
    »Sie sind der einzige Mann, der es je geschafft hat, mich ins Gefängnis zu bringen, Cotton. Deshalb habe ich Respekt vor Ihnen. Und obwohl Sie ein Bulle sind, sind Sie ein ehrlicher Mann. Kein bisschen korrupt. Ganz anders als diese Blauröcke, die auf meiner Gehaltsliste stehen.«
    »Wenn so viele korrupte Polizisten für Sie arbeiten, weshalb brauchen Sie dann mich?«
    »Auf bestechliche Leute ist kein Verlass. Wer Geld von mir nimmt, hat auch keine Bedenken, noch mehr Geld von meinen Feinden anzunehmen. Sie brauche ich nicht zu bezahlen. Kein noch so hohes Bestechungsgeld könnte Sie dazu bringen, mich zu verkaufen.«
    »Vor wem haben Sie Angst?«
    »Wenn ich das wüsste, bräuchte ich Sie nicht. Ich hätte den Kerl schon längst zur Hölle schicken lassen. Aber ich habe keine
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