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2898 - Leichen brauchen kein Alibi

2898 - Leichen brauchen kein Alibi

Titel: 2898 - Leichen brauchen kein Alibi
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geblieben.
    »Jim Stanton ist doch für Sie mehr als nur Ihr Arbeitgeber, oder? Sie können mir nicht erzählen, dass Sie Ihrem Boss einfach den Schlüssel zu Ihrem Apartment geben.«
    »Wenn Sie uns alles sagen, was Sie wissen, dann wird sich das für Sie nur positiv auswirken«, ergänzte Phil.
    Judy Nolan ließ den Kopf hängen.
    »Sie müssen mich für ein Dummchen halten. Aber ich glaubte einfach nicht, dass Jim Stanton irgendwelche krummen Sachen macht. Als ich den Job in seinem Nachtclub ergatterte, fühlte ich mich wie eine Lottogewinnerin. Das Habana Plaza ist eine Welt für sich, jeden Abend treffen sich dort aufregende Menschen aus aller Welt, sogar Filmstars und bekannte Musiker. So etwas gibt es in dem Nest, aus dem ich komme, nicht. Und als Jim Stanton mit mir zu flirten begann, fühlte ich mich wie im siebten Himmel. Ich hätte es nie für möglich gehalten, dass ein toller Mann wie er sich für mich interessieren könnte.«
    »Sie verliebten sich also in Jim Stanton?«
    »Ja, Agent Cotton. Und er schien meine Gefühle zu erwidern. Ich dachte mir überhaupt nichts dabei, als er mich bat, diesen Anruf für ihn zu erledigen.«
    »Was für ein Anruf? Wann war das?«
    »Montagnacht. Jim gab mir so ein billiges Handy. Er sagte, ich sollte damit einen gewissen Jake Reed anrufen und ihn um Mitternacht in die Bedford Avenue bestellen.«
    »Einfach so?«, hakte ich nach. »Jim Stanton wird Ihnen doch auch einen Grund genannt haben, falls Jake Reed nachfragt.«
    »Ja, das stimmt. Ich sollte einfach sagen, es ginge um Arturo Sanchez. Dann würde Jake Reed schon kommen. Ich weiß gar nicht, wer dieser Arturo Sanchez sein soll.«
    Dafür wussten Phil und ich es umso besser. Sanchez war ein gerissener Drogendealer, hinter dem das FBI schon lange vergeblich her war. Wir hatten ihm nie etwas nachweisen können. Eine Information, die zu seiner Verhaftung führte, würde das FBI sich einiges kosten lassen. Diese Tatsache war natürlich auch Jake Reed bekannt gewesen. Er hatte sich von dieser Aussicht ködern lassen. Ich bezweifelte, ob sich Jim Stanton und der Dealer wirklich kannten. Es war auch gar nicht notwendig, um das Mordopfer blind ins Messer laufen zu lassen.
    Ich brach meinen Gedankengang ab und wandte mich wieder Judy Nolan zu. »Okay, Miss Nolan. Sie riefen also Jake Reed an. Wie reagierte er?«
    »Er fragte, woher ich ihn kennen würde. Ich erwiderte, er hätte mir in einer Bar seine Telefonnummer gegeben. Jim Stanton hatte mir vorher gesagt, dass dieser Jake Reed gerne Frauen anspricht. Jedenfalls wurde er nicht misstrauisch und sagte zu, sich mit mir um Mitternacht zu verabreden.«
    Demnach musste Jim Stanton einiges über die Gewohnheiten von Jake Reed in Erfahrung gebracht haben. Aber das wunderte mich nicht. Ich rief mir ins Gedächtnis, dass Reed und Stantons Bruder schließlich zusammen in Rikers gesessen hatten. Im Gefängnis ist es nur schwer möglich, sich so etwas wie Privatsphäre zu bewahren. Sam Stanton mochte Reed verabscheut haben, aber über seine Vorlieben war er wahrscheinlich ebenso gut informiert wie über die jedes anderen Mitgefangenen in seinem Zellenblock. Da war es ein Leichtes, dieses Wissen an seinen Bruder außerhalb von Rikers weiterzuleiten.
    »Wie ging es dann weiter, Miss Nolan?«
    »Jim Stanton verlangte nicht von mir, dass ich wirklich zur Bedford Avenue fahre. Er sagte, dort würde Jake Reeds eifersüchtige Ex-Freundin auf ihn lauern, um ihm eine Szene zu machen. Das sollte also der Gag sein, um den es ging. Ich habe Montagnacht ganz normal hinter der Theke im Habana Plaza meinen Dienst gemacht.«
    »Und Jim Stanton? Was tat er in jener Nacht?«
    »Jim fuhr natürlich mit einigen Freunden zur Bedford Avenue, um sich aus sicherer Entfernung über den Streich zu amüsieren, den sie Jake Reed spielen wollten. Jedenfalls kam er in den frühen Morgenstunden in den Nachtclub zurück und meinte, es hätte alles wie am Schnürchen geklappt.«
    Das stimmte sogar – nur, dass Jim Stanton damit keinen harmlosen Ulk, sondern einen eiskalten Mord gemeint hatte. So viel Kaltschnäuzigkeit war schon beachtlich. Aber Judy Nolan war offenbar naiv genug, um nicht an ihrem von ihr angebeteten Märchenprinzen zu zweifeln. Doch mich beschäftigte noch eine andere Frage.
    »Was geschah mit diesem Einweg-Handy, das Sie für den Anruf benutzen sollten?«
    »Ich weiß nicht, Agent Cotton. Ich habe es in meiner Wohnung liegen gelassen. Später habe ich nicht mehr daran gedacht. Ich bin nicht sehr
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