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2895 - Zeugen leben nicht lange

2895 - Zeugen leben nicht lange

Titel: 2895 - Zeugen leben nicht lange
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freiwillig aus dem Leben. So jedenfalls stand es in dem Geständnis.
    ***
    Am Tag nach unserem Einsatz im Klub versammelten wir uns um den Besprechungstisch im Büro von Mr High. Es wurde zunächst über den Ablauf des Einsatzes gesprochen und über Seth Coburn.
    »Er war nicht im Klub oder in Antonows Privaträumen, Sir. Diese Information wurde meinem Informanten untergeschoben. Wozu das gut sein sollte, ist bisher ein Rätsel«, sagte June.
    Unser Chef enthielt sich eines Kommentars und kam auf eine überraschende Entwicklung zu sprechen. Als er vom Freitod des Geschäftsführers der Druckerei erzählte, tauschten wir untereinander verwunderte Blicke aus.
    »Das kann ich kaum glauben«, stieß Blair hervor.
    Unser farbiger Kollege war felsenfest davon überzeugt gewesen, dass Joseph Martin von den kriminellen Aktivitäten einiger seiner Angestellten nichts gewusst hatte.
    »Ich bin ebenfalls überrascht, Sir. Es gibt keinen einzigen Hinweis, wonach Mister Martin auch nur Kenntnis von den krummen Geschäften gehabt hätte«, sagte June.
    Mr High ließ an dem Wandmonitor die eingescannte Version des Abschiedsbriefes erscheinen, damit wir ihn alle studieren konnten. Nach ersten Untersuchungen unserer Spezialisten war die Unterschrift des Geschäftsführers echt.
    »Wie sieht es mit dem Papier und der Schrift aus? Wurde der Abschiedsbrief auf einem Computer in der Druckerei geschrieben und auf einem der Kopierer ausgedruckt?«, hakte ich nach.
    Auch diese Überprüfungen hatten keinen Hinweis auf eine mögliche Fälschung ergeben, wie uns Mr High versicherte. Ich schaute zu June, die mit grimmiger Miene das Schreiben immer wieder durchlas.
    »Er wurde in der Werkstatt eines Bekannten in seiner Heimatstadt gefunden?«, fragte Phil.
    Das war in der Tat seltsam und passte als Einziges nicht ins Bild. Wieso hatte Martin sich nicht einen leichter zugänglichen Raum ausgesucht?
    »In der Druckerei gibt es doch reichlich Möglichkeiten, um sich zu erhängen. Wozu war der komplizierte Umweg mit der Reparaturwerkstatt erforderlich?«, fragte ich.
    Diesen Fragen musste noch nachgegangen werden, doch diese Abweichung allein genügte nicht, um größere Zweifel an der Tat oder dem Geständnis zu begründen.
    »Was bleibt uns dann noch? Die Verbindung zu Salvatore di Razzo macht auch nicht den Eindruck, als wenn wir damit eine heiße Spur hätten«, sagte Phil.
    Offenbar steckten wir erneut in einer Sackgasse und mussten in Kürze das Geständnis des Geschäftsführers als den Abschluss unserer Ermittlungen ansehen. Als ich in die Gesichter meiner Kollegen schaute, erkannte ich die gleichen Zweifel.
    »Wie ist Joseph Martin eigentlich an Seth Coburn oder Anna Kotcharev gekommen? Solche Killer findet man schließlich nicht im Telefonbuch«, fragte ich.
    Meine Skepsis wurde durch diese Fragen deutlich, und das unterstützende Nicken der Kollegen zeigte unserem Chef, dass wir alle mit dem aktuellen Stand der Ermittlungen unzufrieden waren.
    »Dieser Frage werden June und Blair nachgehen. Solange es dafür keine befriedigende Antwort gibt, können Sie und Phil sich weiterhin mit dem Konsul auseinandersetzen«, ordnete Mr High an.
    Es war ein Zugeständnis, wie jeder von uns wusste. Der Chef räumte seinen Ermittlern eine letzte Frist ein, um die wahren Hintergründe des Mordanschlags und dessen Verantwortliche zu finden. Es war keine sehr lange Frist, wie uns allen bewusst war.
    »Wo genau?«
    Ein dringender Anruf hatte den Chef unterbrochen, und anhand seiner Reaktionen war erkennbar, dass er von einiger Bedeutung sein musste. Nach wenigen Sätzen beendete Mr High das Gespräch und schaute mich unmittelbar an.
    »Seth Coburn will sich stellen, Jerry. Aber nur Ihnen«, sagte er.
    Das war eine weitere unerwartete Wendung, die unsere Aufmerksamkeit verlangte.
    »Wo soll das Treffen stattfinden?«, fragte ich.
    Doch dazu hatte der Killer sich noch nicht konkret geäußert. Stattdessen hatte er unserem Chef eine genaue Uhrzeit genannt, an der ich mich auf dem Parkplatz an der Grand Central Station aufhalten sollte.
    »Coburn lockt dich in eine Falle, Jerry. Das müssen wir verhindern«, warf Phil ein.
    Nicht nur mein Partner bezweifelte die Motive des Killers. Auch June und Blair teilten seine Annahme, dass Seth Coburn mich in Wirklichkeit in einen Hinterhalt locken wollte.
    »Er hat mir gesagt, dass Joseph Martin keineswegs der Auftraggeber für den Anschlag war. Den wahren Anstifter will er nennen, sobald er einen Deal mit der
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