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2892 - Der Tod kommt nie zu spät

2892 - Der Tod kommt nie zu spät

Titel: 2892 - Der Tod kommt nie zu spät
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ein Bier kommen lassen.
    »Was interessiert euch das?«, fragte der Barkeeper zurück.
    Sein kahlrasierter Schädel glänzte im Licht und zeigte ein beeindruckendes Gewirr von Narben. Der Mann sah aus, als wenn er mit dem Kopf voran durch eine Fensterscheibe geflogen wäre. Möglicherweise hatte er aber auch bei einer Granatenexplosion nicht schnell genug in Deckung gehen können.
    »Vor drei Tagen hat es einen Freund von uns erwischt, und wir können beim besten Willen keine Verbindung zwischen ihm und diesem Serge herstellen«, erwiderte ich.
    Es war ein Drahtseilakt, zu dem ich gezwungen war. Ohne die Informationen der niederländischen Polizei gestaltete sich unsere Ermittlung reichlich kompliziert. Deswegen riskierten wir mehr, als üblich war.
    »Wo hat es ihn erwischt?«, fragte der Barmann.
    Obwohl sich scheinbar nur der Barkeeper mit uns unterhielt, bemerkte ich die angespannten Mienen bei einigen der Gäste. Diese Männer lebten in einer Welt, in der man vermutlich ständig auf der Hut sein musste und besser die Ohren am Puls der Zeit hatte.
    »In dem Restaurant, in dem einige Killer ihre automatischen Waffen getestet haben«, antwortete ich.
    Der Barkeeper forschte einige Sekunden in meinem Gesicht, bevor er zwei gefüllte Schnapsgläser auf den Tresen stellte.
    »Die Runde geht aufs Haus. Wer hat euch hierhergeschickt?«, fragte der Barkeeper.
    Ich sagte einfach die Wahrheit und erzählte von unseren Nachforschungen im Internet. Daraufhin erhob sich ein stämmiger Mann und setzte sich neben uns an den Tresen.
    »Serge müsste ziemlich dämlich sein, wenn er diese Fahnder aus dem Verkehr ziehen lassen würde. Falls er überhaupt die nötigen Verbindungen dafür hätte«, sagte der Mann.
    Er war kein englischer Muttersprachler, aber konnte sich genauso wie der Barmann einwandfrei ausdrücken. Unter Söldnern vermutlich eine Fähigkeit, um überhaupt erfolgreich arbeiten zu können.
    »Denkt unser Kollege auch. Warum glauben es die Reporter?«, antwortete ich.
    Bei der Frage schlich sich ein hartes Grinsen in das braungebrannte Gesicht meines neuen Gesprächspartners. Der Barkeeper stellte ungefragt ein frisch gezapftes Bier vor ihm ab und machte lässig eine Markierung auf meinem Deckel unterm Glas.
    »Die lieben nun einmal solche Verschwörungsgeschichten, Kumpel. Besser ihr hört auf euren Freund. Serge hat seine Finger nicht im Spiel«, antwortete er dann.
    Anschließend trank er sein Bier in zwei großen Schlucken aus und rutschte wieder vom Barhocker herunter. Es war ein Reflex, dass ich ihm meine Hand auf die Schulter legte. Schlagartig veränderte sich die Atmosphäre und ein gefährliches Funkeln trat in die schiefergrauen Augen meines Gegenübers.
    »Dummer Gedanke, Amerikaner. Zahlt die Zeche und verschwindet von hier, bevor wir euch für Schnüffler halten«, fauchte er.
    Die Warnung war unmissverständlich, und angesichts der speziellen Umstände befolgten wir seinen Rat. Ich legte einen passenden Geldschein auf den Tresen und verließ mit Phil die Bar. Auf der Straße atmeten wir mehrfach tief durch und setzten uns dann in den Peugeot.
    »Fahren Sie!«
    Der Mann tauchte wie aus dem Nichts im Fond auf und drückte Phil eine großkalibrige Pistole in den Nacken. Sein gesamtes Verhalten ließ mich annehmen, dass er durchaus mit der Waffe umgehen konnte. Offenbar hatte unser Besuch in der Bar doch mehr Staub aufgewirbelt, als wir bislang angenommen hatten.
    »Wohin?«, fragte ich nur.
    Er nannte einen Straßennamen, den ich ins Navigationsgerät eingab.
    »Wir sind keine Journalisten«, sagte ich.
    Mein Blick wechselte regelmäßig zwischen der Fahrbahn, meinem Partner und dem schweigsamen Entführer auf der Rückbank des Peugeot.
    »Schon klar, Mann. Ihr seid Schnüffler und entweder extrem lebensmüde oder reichlich abgebrüht«, antwortete er.
    Seine Stimme schien von Haus aus heiser zu sein, denn er hatte ansonsten keine Veranlassung, während der Fahrt so leise zu reden. Zusätzlich ließ seine Aussprache auf einen kanadischen Staatsbürger schließen, wie ich am Rande registrierte.
    »Aus welcher Ecke Kanadas kommen Sie?«, fragte ich daher.
    Mir ging es in erster Linie darum, seine Aufmerksamkeit auf mich zu lenken. Mit ein wenig Glück könnte Phil sich aus der unmittelbaren Gefahrenzone bringen. Zu meiner Verärgerung ging der Kidnapper nicht darauf ein, sondern schwieg eisern weiter.
    »Das ist ein Hafengebiet«, stellte ich fest.
    Wir hatten eine mehrspurige Straße verlassen und rollten
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