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2891 - Das Geschäft heiligt die Mittel

2891 - Das Geschäft heiligt die Mittel

Titel: 2891 - Das Geschäft heiligt die Mittel
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steckte sie auch nicht den Kopf in den Sand. Patrick tat so, als ob der Schmuggel von Rohdiamanten eine rein geschäftliche Transaktion ohne moralische oder ethische Aspekte sei.
    Als sie ihm diese Art des Geldverdienens schmackhaft gemacht hatte, war er nach kurzem Nachdenken scheinbar ohne Skrupel eingestiegen. Genauso wollte er nun alles wieder beenden, als würde all das nicht viel bedeuten. Dass für Clarice weitaus mehr auf dem Spiel stand als für ihn, schien ihm nicht bewusst zu sein. Wenn er mit seinen Bestrebungen auf einen Senatorenposten gewählt zu werden erfolgreich war, wäre es mit den Reisen und dem Schmuggel im Diplomatengepäck sowieso vorbei.
    Clarice wusste, dass Aboukar N’Gomo und seine Partner in diesem Fall nicht insistiert hätten. Sie würden Patrick dann erst einmal in Ruhe lassen. Wussten sie doch, dass sie ihn dennoch immer in der Hand hatten. Mit ihren brisanten Informationen über ihn würden sie auf den passenden Moment warten, um andere Gefälligkeiten von ihm zu verlangen. Für Clarice sah es nicht ganz so gut aus. Jeder Streit zwischen Patrick und N’Gomo könnte es ihr unmöglich machen, sich jemals wieder auf afrikanischem Boden sicher zu fühlen. Der Arm der Gruppe, für die der Mann aus dem Tschad arbeitete, war lang und reichte weit, auch in ihrer alten Heimat.
    Sie hoffte inständig, dass es so weit nicht kommen würde. Clarice Berenson schob die Diamanten in das Samtsäckchen zurück und verschloss sie wieder im Tresor. Ein Blick auf die Uhr zeigte ihr, dass sie spät dran war. Der Käufer der Steine würde in etwas über einer Stunde in der Bar des Restaurants auf sie warten. Sie musste den Deal heute allein abwickeln, denn Patrick war vermutlich bereits auf dem Weg zu seiner Familie nach Long Island.
    Die Sache machte ihr kein Kopfzerbrechen, sie verkauften stets an dieselben Leute, ein sicheres Geschäft mit Männern, die gesellschaftlich als honorige Geschäftsleute und Gentlemen galten. Clarice Berenson trank ihr Glas in wenigen langen Schlucken aus und wollte gerade ins Bad gehen, um sich fertig zu machen, als es leise an der Tür klopfte.
    »Portier«, meldete sich eine junge, männliche Stimme. »Es wurde etwas für Sie abgegeben.«
    Vorsichtig öffnete Clarice die Tür einen winzigen Spalt und sah einen jungen Mann in Hoteluniform. In der Hand trug er ein kleines Päckchen, das er ihr nun überreichte. Clarice sah verwundert auf das Paket, das nicht größer als ein Schuhkarton war und das keinen Absender trug. Ob Patrick ihren Streit bereute und mit einem Geschenk auf Versöhnung hoffte? Schnell schnitt sie die Schnur entzwei, schlug das geschmackvolle Papier auf und hob den Deckel von der Pappschachtel.
    Was immer sie erwartet hatte – das war es nicht. Clarice schrie beim Anblick dessen, was man ihr geschickt hatte, laut auf und taumelte ein paar Schritte zurück. Dann fing sie an zu würgen und stürmte ins Badezimmer, um sich zu übergeben. Erst als nur noch Galle in ihre Kehle stieg, sank sie auf den kühlen Fliesenboden und fing heftig an zu weinen.
    Der Anblick der kleinen Voodoopuppe, blutgetränkt, mit dem Kopf einer toten Ratte darauf und mit zwei großen Nadeln gespickt, sprach eine deutliche Sprache. Clarice kannte die Macht der Schwarzen Magie aus ihrer Heimat. Und sie verstand die Sprache des unbekannten Absenders. Man hatte ihr eine Warnung geschickt und sie musste jetzt unbedingt Patrick erreichen. Denn diese Nachricht galt nicht nur ihr, sondern in erster Linie auch ihm.
    ***
    Als Clarice Berenson eine knappe Stunde später am Tisch ihres Besuchers Platz nahm, war ihr von dem Schock, den sie eben erlitten hatte, kaum noch etwas anzumerken. Sie hatte noch einen Gin Tonic getrunken, das Päckchen in eine Plastiktüte gepackt und in den Abfallkorb im Bad geworfen. Danach hatte sie ausgiebig geduscht und in der Hausdamenabteilung angerufen, wo sie um ein Zimmermädchen bat. Eine junge, blonde Frau war erschienen, als sie gerade das Zimmer verließ.
    Clarice hatte ihr ein großzügiges Trinkgeld in die Hand gedrückt und sie gebeten, den Abfall zu entsorgen und frische Handtücher ins Bad zu hängen. Wenn sie von ihrem Essen zurückkam, wollte sie nichts mehr von der ganzen Sache sehen. Sie brauchte jetzt ihre Konzentration für das Gespräch mit Mister van Hatterem, dem Käufer der Diamanten.
    »Sie sehen bezaubernd aus«, eröffnete der nun gerade das Gespräch, um dann sofort zum geschäftlichen Teil ihres Treffens überzugehen. »Haben Sie die
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