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284 - Augen der Ewigkeit

284 - Augen der Ewigkeit

Titel: 284 - Augen der Ewigkeit
Autoren: Oliver Fröhlich
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würgender Laut entrang sich ihrer Kehle.
    »Hör auf!« Matt wollte zu Onrii rennen und ihn an seinem Tun hindern. Er kam gerade mal einen Schritt weit. Der Kopf des Jungen fuhr zu ihm herum. Plötzlich schien sich ein Schraubstock um Matts Gehirn zu legen und zuzudrücken. Er ächzte und ging in die Knie.
    »Wagt es nicht, näherzukommen«, spuckte Onrii ihm entgegen. »Um euch kümmere ich mich später.«
    Sterne explodierten vor Matts Augen. Unter Schmerzen kroch er zurück zu Aruula und Xij, die ihm aufhalfen. Schlagartig löste sich der Druck.
    »Wir müssen etwas unternehmen.« Das Flüstern der Kriegerin klang drängend.
    »Ich bin für jeden Vorschlag dankbar«, würgte Matt hervor.
    Die Frauen schwiegen. Ihnen blieb nichts übrig, als zuzusehen, wie Onrii das Mädchen erwürgte. Matts Magen verkrampfte sich zu einem Klumpen. Er hatte Ireen versprochen, auf Roos aufzupassen. Er hatte jämmerlich versagt.
    Roos wehrte sich gegen den Angreifer. Sie trommelte mit den Fäusten auf seine Arme, kratzte ihn, trat um sich. Onrii ließ nicht los. Er rang sie zu Boden, ohne seinen Griff zu lockern. Und dann, nach Sekunden, die sich wie Ewigkeiten dehnten, zuckte ihr Körper ein letztes Mal.
    »Das hast du jetzt davon, Sophie!« Er sprang auf und stieß ein gemeines Lachen aus, das sich übergangslos in ein Schluchzen verwandelte. »Roos! Was hab ich getan?« Mit angewiderter Miene starrte er auf seine Hände. Dann warf er sich herum und rannte zur Labortür.
    Matt wollte ihm nachsetzen, da spürte er Aruulas Hand auf der Schulter. »Lass ihn! Vielleicht ist es besser so.«
    Als Onrii aus dem Labor und ihrem Sichtbereich verschwunden war, liefen sie zu Roos. Ihre Augen waren geschlossen. Fast sah sie aus, als schlafe sie. Nur die Würgemale um den Hals redeten eine andere Sprache.
    Xij drängte sich an dem Mann aus der Vergangenheit vorbei. »Lass mich das machen.« Sie fühlte Roos' Puls und beugte sich bis zu ihrem Mund vor, um nach dem Atem zu lauschen. Dann zwängte Xij dem Mädchen den Unterkiefer herab.
    »Ihre Zunge ist nach hinten gerutscht, Herr Leutnant.« Sie murmelte so leise vor sich hin, dass Matt sich nicht sicher war, ob er sie richtig verstanden hatte.
    Mit spitzen Fingern griff sie in Roos' Mund und holte die Zunge hervor. Und dann begann sie mit einer Herz-Lungen-Wiederbelebung, die so wirkte, als hätte sie ihr Leben lang nichts anderes getan. Sie konzentrierte sich voll auf ihre Aufgabe, versunken in eine eigene Welt, die Matt und Aruula nicht wahrnehmen konnten.
    Und dann geschah das Wunder: Roos hustete krampfhaft und öffnete die Augen. Xij kniete sich aufrecht hin und lächelte erleichtert. Schweiß glänzte auf ihrer Stirn.
    »Wo…« Das Mädchen räusperte sich und fuhr mit kratzender Stimme fort: »Wo ist Onrii?«
    »Ich weiß es nicht.« Matthew half Roos auf. »Komm, wir bringen dich zu deiner Mutter.«
    Gemeinsam führten sie sie aus dem Bunkerkomplex und zu PROTO. Dort erwartete sie eine Überraschung: Victoria Windsor zerrte einen übel zugerichteten Morlock aus dem Panzer.
    »Ihr seid zurück«, stellte sie fest. »Was war mit dem Jungen? Er ist laut schreiend in den Wald gelaufen.«
    Roos schluchzte.
    Matt schüttelte den Kopf. Im Augenblick wollte er nichts erklären müssen. Stattdessen deutete er auf die Leiche des weißhaarigen Wesens. »Wie hast du das geschafft?«
    »Die Waffen einer Frau…«
    Ein Schauer lief ihm über den Rücken. Plötzlich drängte sich ihm wieder das Bild ins Gedächtnis, wie sie Victoria bei London gefunden hatten: Mit einer Axt in der Hand und im Begriff, Grandlord Paacival zu erschlagen. [3] Im letzten Moment hatte Aruula sie davon abhalten können.
    Kein Zweifel. Die Versteinerung und die vorherige geistige Zerrüttung hatten die Ex-Queen verändert. Sie war härter geworden. Kompromissloser.
    Ich sollte ein ernstes Wort mit ihr reden , dachte Matt. Und mit Xij auch.
    Aber nicht jetzt. Im Augenblick war er nur froh, dass niemandem etwas geschehen war.
    Niemandem außer Onrii.
    Seine Kehle schnürte sich zusammen. Ihre Rettungsmission war gescheitert.
    Victoria deutete auf Roos. »Lasst sie uns nach Moong bringen und unsere Reise fortsetzen.«
    Matt nickte und sah zu dem offenen Bunkereingang. »Aber vorher bringen wir noch den Bunker zum Einsturz. Der nächste Abenteurer, der auf der Suche nach Reichtümern und Macht hierher kommt, soll nur noch eine Ruine vorfinden.«
    ***
    Durch die dichte Wolkendecke konnten sie es nicht sehen, aber die Sonne
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