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283 - Der Zorn der Königin

283 - Der Zorn der Königin

Titel: 283 - Der Zorn der Königin
Autoren: Mia Zorn
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schließlich so weich, dass die Gefährten doch noch eine weite Strecke bewältigen konnten.
    Als in der Ferne die Hügelkette auftauchte, hinter der Salisbury lag, rasteten sie an einem kleinen See. Aßen, tranken und badeten. Erfrischt ging es weiter. Enna begann wieder zu plaudern und Meikel neckte sie ab und zu. Die ehemalige Queen nahm es zufrieden zur Kenntnis; je besser die Stimmung, desto schneller erreichten sie ihr Ziel.
    Die Nacht verbrachten sie am Fuße der Berghügel. Die beiden Alten zeigten kaum Anzeichen von Müdigkeit. Sie übernahmen die erste Wache, während Victoria Windsor sich in Decken gewickelt auf ihr Lager aus Moos und trockenem Blattwerk zurückzog.
    Obwohl sie todmüde war, fand sie lange nicht in den Schlaf. Diffuse Vorahnungen erfüllten sie. Etwas Elektrisierendes lag in der Luft, wie vor einem nahenden Gewitter. Doch der Himmel war sternenklar. Schließlich siegte die Müdigkeit und Victoria schlief ein.
    Sie erwachte in der zweiten Hälfte der Nacht. Aus den felsigen Hügeln in ihrem Rücken klang das Heulen von Lupas. Erschrocken richtete Victoria sich auf. Der weiße Halbmond warf sein bleiches Licht auf das Lager. Am heruntergebrannten Feuer stand Meikel. Die Armbrust an seiner Schulter, suchte er die Hügel nach den Raubtieren ab.
    Enna kauerte zu seinen Füßen. »Wie viele sind es?« Sie umklammerte die von ihrem Mann gezimmerte Keule, deren Kopf gespickt war mit rostigen Nägeln.
    »Keine Ahnung«, hörte die Ex-Queen Meikel sagen. »Doch selbst wenn es Hunderte sind, sie werden uns nicht aufhalten. Keiner mehr wird uns aufhalten.«
    Beim Klang seiner Stimme rieselte Victoria Windsor vor Erregung ein Schauer über den Rücken. Keiner wird uns mehr aufhalten , echote es in ihren Gedanken. Wortlos griff sie nach ihrer Axt, lief zum Feuer und warf neues Holz und Astwerk in die Glut. Dann wachte sie mit den Hingers schweigend neben den aufprasselnden Flammen, bis das Heulen der Wölfe verklang und im Osten der neue Tag anbrach.
    Immer noch schweigend nahm die kleine Gemeinschaft ein schnelles Frühstück ein, packte die Rucksäcke und machte sich an den Aufstieg. Dabei gab Meikel das Tempo vor. Seine sechzig Jahre waren ihm nicht anzumerken. Jeden Felsvorsprung, jede Schottersteigung meisterte er sicher und schnell. Zu Beginn wartete er noch auf die Frauen, oder half, wenn es nötig war. Doch dann schaute er sich nicht einmal mehr nach ihnen um.
    Erst als Enna laut jammerte, blieb er stehen. Mit undurchdringlicher Miene lief er zurück. Ihr Stiefel hatte sich in Dornengestrüpp verheddert. Schweigend zog Meikel den Dolch aus seinem Gürtel und befreite die Jammernde aus dem Stachelkraut. Dann packte er sie grob am Arm und zog die füllige Frau wieder auf die Füße. »Wenn es dir zu anstrengend wird, dann kehr um, Enna!« Seine Stimme klang hart und sein Gesicht zeigte keinerlei Regung. Ohne einen weiteren Blick an sie zu verschwenden, marschierte er weiter.
    Seiner Frau war nicht anzusehen, was sie dachte. Ihre ausdruckslosen Augen auf die Anhöhe gerichtet folgte sie stumm ihrem Mann.
    Beschäftigt mit Klettern und Steigen, wunderte Victoria sich weder über das gefühlskalte Verhalten von Meikel, noch über Ennas ruhige Reaktion darauf. Einzig der Wille, den Gipfel des Berges zu erreichen, beherrschte die ehemalige Queen. Stück für Stück kämpfte sie sich nach oben. Schnaufte und keuchte, kletterte und kroch auf allen vieren.
    Als es dann endlich geschafft war, ließ sie sich erschöpft auf einen Findling sinken. Ein frischer Wind wehte über das karg bewachsene Plateau: Es roch nach Thymian und am wolkenlosen Himmel zogen Raubvögel ihre Kreise. In der Ferne reflektierten die Dächer einer größeren Ansiedlung das Sonnenlicht.
    »Salisbury«, hörte sie Meikel sagen, der einen Steinwurf entfernt auf der Erde saß. In ihrem Rücken hörte sie Enna keuchen. Wenige Minuten später saß die Fischersfrau neben ihr. Das schweißnasse Kleid klebte an ihrem Körper. Die Wangen glühten rot. Schwer atmend griff sie nach dem Wasserschlauch, den Victoria ihr reichte. Während sie den Kopf in den Nacken legte und gierig trank, bekam sie plötzlich unnatürlich große Augen. Sie verschluckte sich, hustete und spuckte. Dann deutete sie zum Himmel. »Da, da!«, prustete sie.
    Als Meikel und Victoria Windsor sahen, was ihre Begleiterin entdeckt hatte, sprangen sie alarmiert auf: Ein glänzendes Flugobjekt zog über das Firmament und hinterließ eine graue Rauchfahne!
    »Ein
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