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2727 – Am Gravo-Abgrund

2727 – Am Gravo-Abgrund

Titel: 2727 – Am Gravo-Abgrund
Autoren: Perry Rhodan
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damit?«
    »Auf- und zumachen. Zusammen mit dem Unterkiefer.«
    »Du fühlst sie nicht. Wie deinen Körper. In Tiamat haben wir getanzt. Und die Frauen haben getanzt. Nicht in diesen engen, phantasielosen Gewändern, sondern in Schleiern. Und wenn ich Glück hatte – und ich hatte oft Glück –, hat eine sich nur für mich im Sternenlicht bewegt, mit nichts als einem Schleier, dünn wie Morgendunst.«
    Shanda sprang auf. »Zeig es mir.«
    »Was?«
    »Das Tanzen. Wie ihr die dritte Dimension erobert habt.«
    »Gern.« Er stand auf, trat hinter sie und legte seine Hände auf ihre Hüften. »Stell dir eine Musik vor. Das Tönen von Ud-Lauten, das Klatschen von Händen oder den Klang einer Rababa. Und dann beweg dich zu ihrem Takt!«
    »Ich kann mir keine Musik vorstellen, wenn ich nicht einmal die Instrumente kenne.«
    »Dann denk an ...« Er verstummte und ließ Shanda los. Schlagartig überkam ihn Schwindel. Der Boden vibrierte.
    »Was ist das?« Shanda drehte sich um und klammerte sich an ihn.
    »Ein leichtes Beben. Ist schon vorbei. Aber halt dich ruhig weiter fest. Du riechst wie ...«
    »Mama!«, rief eine helle Stimme. »Mama, schau!«
    Toufec blickte über das Seeufer und starrte auf das blonde Kind, das den Arm ausstreckte und auf die Puppe zeigte.
    Der Stoff-Gucky schwebte in der Luft, stieg immer höher, bis er vier Meter über dem Sand anhielt.
    Die Mutter schrie. Etwas geschah mit dem Spielzeug. Eine unsichtbare Kraft zerrte es in die Länge, wand es wie ein Tau, bis die Puppe mit einem hässlichen Ratschen explosionsartig zerriss.
    »Bei Marduk!« Toufec umklammerte Shandas Schultern. Er hatte das Gefühl, dass die Göttin Ruda in diesem Fall nicht ausreichte.
    Noch während die braunschwarzen Fetzen des Stoff-Guckys in einer Wolke zum Boden flatterten, schwebte das Kind in die Höhe.

2.
    Hineinziehungsopfer
     
    Pris Stirn pochte im Takt der aufheulenden Sirenen. Sie öffnete die Augen, blinzelte und konzentrierte sich. Glassitblitzende Gebäudefassaden ragten ganz in der Nähe auf.
    Sie befand sich in einem der älteren Viertel Luna Citys, in dem seit den Mondbeben Wohntürme leer standen. Endlich erinnerte sie sich an alle Einzelheiten vor ihrem Sturz. Eines der halb verfallenen Hochhäuser hatte Pri als Versteck gedient.
    Obwohl Pri in Maske unterwegs war, hielt sie Zurückhaltung für lebensnotwendig. Seit dem Angriff auf das Synapsenpriorat vor gut einer Woche war Pri die meistgesuchte Frau Lunas.
    Ein Klatschen auf dem Gehweg schreckte sie aus ihrer Benommenheit. Schritte von bestiefelten Füßen näherten sich rasch, das Geräusch jagte ihren Puls in die Höhe.
    Onryonen?
    Dann war es aus. Man würde sie überprüfen, festnehmen und so sicher wegschließen, dass sie für den Rest ihres Lebens nicht einmal mehr das Licht eines Anuupi sehen würde.
    Sie musste weg.
    Pri setzte sich, und die Welt verschwamm. Zitternd presste sie die Hände gegen den Boden, um nicht zurückzusinken. Sie fühlte sich wie nach einem Gleiterunfall. Er war zu spät für eine Flucht. Was auch immer kommen würde, es würde geschehen.
    Die Schritte verhallten. »Pri?«
    Raphal Shilo beugte sich über sie und hob sie auf, wie man eine Stoffpuppe hochhebt. Sein breites Gesicht mit den leicht abstehenden Ohren war beruhigend vertraut. Es schwebte in einem verzerrten Feld aus ineinandergleitenden Farben, das der Chamäleoneffekt des SERUNS bewirkte.
    Als Raphal die Wunde sah, fluchte der Leibwächter. »Verdammt, Pri, das sieht übel aus. Was machst du überhaupt draußen? Wenn Loolon mich nicht informiert hätte, würden dich die Onryonen einsammeln.«
    Er legte einen Schutzschirm um sie und trug sie zu seinem Fahrzeug.
    »Ich ... wollte allein sein. Da war dieses Schwindelgefühl. YLA zeigte sich. Ich bin hinausgegangen und habe nachgesehen – und dann ... Schreie.«
    Pri hörte das Knirschen unter den Stiefelsohlen. Raphal ging über zerbrochenes Glassit. Einem Gebäude neben ihnen fehlte ein Stück, groß wie eine Wohneinheit. Ein Uleb schien darin gewütet zu haben. An den Bruchstücken, zwischen denen sich Raphal den Weg suchte, erkannte Pri, dass die Schäden frisch waren.
    Das Ächzen und Knacken der oberen Stockwerke klang beunruhigend.
    Raphal umrundete eine zersplitterte Couch. »Und die Wunde?«
    »Ich ... ich schwebte plötzlich. Dann bin ich gestürzt. Was ist los, Raphal?«
    »Jedenfalls genug, dass wir unbehelligt fliehen können. Der Securistent ist überlastet. Überall auf Luna kommt es zu
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