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2727 – Am Gravo-Abgrund

2727 – Am Gravo-Abgrund

Titel: 2727 – Am Gravo-Abgrund
Autoren: Perry Rhodan
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aufragten. Obwohl der Krater über neunzig Kilometer breit war, vermittelten die fernen, gut fünftausend Meter höheren Felsspitzen zusammen mit den Gebäuden den Eindruck, in eine Falle geraten zu sein. Selbst wenn es teils architektonische Kunstwerke waren wie das Clark-G.-Flipper-Building, in dem der Lunare Resident saß.
    Toufec sah auf den See vor sich und fühlte Erleichterung. Lake Huckleberry war flach und weit wie die Wüste Nefud. Freizeitanlagen und wild wachsende Heidelbeerfelder wechselten einander am Ufer ab. An zwei Stellen loderten Lagerfeuer auf, die vor der Skyline seltsam fehl am Platz wirkten.
    Luna war so anders als Toufecs erste Heimat oder die zweite in der Zwerggalaxis Ecloos.
    »Woran denkst du?«
    Grinsend streichelte Toufec Pazuzu. »Wenn ich ihn nicht hätte, könntest du es ohne Antwort herausfinden.«
    Es gefiel ihm, dass der »Dschinn«, der aus winzigen Elementen bestand, ihn vor Shandas telepathischen Fähigkeiten beschützte. Es gab Gedanken, die er lieber für sich behielt.
    Wie viele Mikroeinheiten des Nanogentenschwarms sich in den vergangenen Jahren in Toufecs Hirn abgelagert hatten, um solche und andere Aufträge zu bewerkstelligen, das mochte Ruda wissen. Toufec überließ dieses Thema lieber der Göttin für Krieg und Ernte, als sich darüber den Kopf zu zerbrechen.
    Pazuzu war für ihn nach wie vor ein Göttergeschenk. Ein atomarer Dschinn. Maschine, Wunscherfüller und Wegbegleiter in einem.
    Shanda lächelte. »Sagst du es mir oder nicht?«
    »An Ecloos. An Sanhaba.«
    »Die Welt, auf der Aures liegt?«
    »Ja.«
    Aures. Die unbeschreibliche Stadt, in die Delorian Rhodan Toufec gebracht hatte, tauchte oft in Toufecs Erinnerung auf. Der rote, riesige Mond, die beeindruckenden Gebäude, die aus dem Boden wuchsen wie Früchte, und das honigfarbene Wasser, das keines war.
    Dieses Wunderwerk an beseelter Technologie hatte eine erhabene Ausstrahlung, gegen die eine Stadt wie Luna City trotz ihrer zwölf Lichttürme verblasste. Nur eines hatte es dort zu wenig gegeben: Menschen.
    Toufec betrachtete seine Umgebung. Am Strand und auf dem Wasser wimmelte es von freizeithungrigen Lunarern. Er schaute zu einer Mutter mit Kind, keine fünf Meter entfernt, die auf einer Liege saßen. Die Frau hatte dunkles Haar und dunkle Augen, ganz wie in der Wüste. Doch ihre Haut war hell wie Porzellan, und das Kind hatte eine flachsblonde Mähne, so ungezähmt wie Toufecs Bart.
    Während die Kleine ein rundes Gesicht mit vollen Wangen hatte, wirkte die Mutter schlank und zerbrechlich wie ein Kristallkelch.
    Das Mädchen trug ein geblümtes Kleid. Es spielte mit einer Puppe, die es vor sich gesetzt hatte und die ihm bis zur Brust reichte. Ein Gucky aus Stoff mit runden Tellerohren in silberfarbenem Raumanzug. Das Spielzeug sah ausgebleicht aus, wie etwas, das man aus irgendeinem Keller gezogen und vor dem Vergessen bewahrt hatte.
    Shanda zog ein Körbchen mit Blaubeeren zu sich. »Was vermisst du aus deinem alten Leben am meisten?«
    Toufec dachte an Asin, seinen Bruder. »Die Frauen.«
    »Was?« Shanda lachte. Es war ein schönes Lachen. »Frauen gibt's selbst in Luna City mehr, als zu deiner Zeit in einer beliebigen Stadt gelebt haben!«
    »Das schon. Aber ... sie sind anders. Und ich bin anders. Du bist ein gutes Beispiel.«
    »Inwiefern?«
    »Früher war ich groß. Heute bist du größer als ich. Generationen deiner Vorfahren haben sich satt gegessen und sind mir über den Kopf gewachsen.«
    »Findest du das nicht oberflächlich?«
    »Nein. Ich war der Größte in unserer Bande, der Anführer. Körperlich überlegen. Damals war das wichtig.«
    »Es gibt genug Frauen, die kleiner sind als du.«
    Klang es enttäuscht? Toufec war unsicher. Was Shanda wollte, blieb ihm nach wie vor ein Rätsel. Sicher, sie war an ihm interessiert, immerhin sah er gut aus, Bart und Körpergröße hin oder her. Aber was genau erhoffte sie sich?
    »Sie sind unweiblich. Allein die Art, wie sie gehen. Immer nach vorn, zielstrebig drauflos wie Kameltreiber. Keine von ihnen bewegt sich mehr in die Breite, zeigt ihre Sinnlichkeit. Mit der sechsten Dimension haben sie kein Problem, aber die dritte kam ihnen abhanden.«
    »Interessante Hypothese.« Shanda griff nach einer Beere und steckte sie sich in den Mund.
    Toufec seufzte. »Siehst du? Genau das meine ich. Deine Art zu essen ist eine Beleidigung der Blütenknospen deiner Lippen. Sie sind voll wie das Versprechen eines Kusses, Symbol der Lust am Leben, und was tust du
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