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263 - Von Menschen und Echsen

263 - Von Menschen und Echsen

Titel: 263 - Von Menschen und Echsen
Autoren: Michael M. Thurner
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sich?«, fragte er.
    »Sie sind Bestandteil des Experiments, das ich schon erwähnte.« Her'sil'mon warf sich stolz in die Brust. »Für meinen ursprünglichen Auftrag in Osloo führte ich ausreichend Virenkapseln mit mir, um einzelne Menschen gefügig zu machen und sie für meine Zwecke einzuspannen. Doch ich suchte nach Möglichkeiten, meine Macht dauerhaft auszudehnen, ohne von den Viren abhängig zu sein. Also begann ich zu experimentieren.« Er streckte den rechten Zeigefinger aus; mehrere Lischetten näherten sich und ließen sich vertrauensvoll darauf nieder. »Menschen lieben diese Tiere. Sie finden sie schön und harmlos, und sie würden niemals vermuten, dass sich geringste Mengen meines Infektionsstoffes auf ihren bestäubten Flügeln befinden. Jede Berührung macht die Primärrassenvertreter ein bisschen mehr empfänglich für meine Befehle. Ist ein rascheres Vorgehen notwendig, so füttere ich sie mit den Larven.« Wieder lachte er, hässlich und arrogant. »Die Wirkung ist sensationell, wie du ja letzte Nacht beobachtet hast.«
    »Und du kontrollierst die Kolonie der Zwerglischetten mit Hilfe deiner geistigen Kräfte«, mutmaßte Grao'sil'aana.
    »Richtig. Ich züchte sie mittlerweile in der dritten Generation. Jede neue assimiliert die Viralsubstanz besser als die vorherige. Ich gehe davon aus, dass die Lischetten das Mittel in zwei oder drei Jahren selbständig als Bestandteil ihres Hormonhaushalts produzieren werden. - Kannst du dir vorstellen, wie es bald auf der Erde sein wird? Milliarden von Lischetten werden ausschwärmen und die entlegensten Länder besuchen, um mir alle Menschen gefügig zu machen.«
    »Und warum bist du ausgerechnet auf den Dreizehn Inseln hängen geblieben?«
    »Weil die Kriegerinnen besonders stark auf die Viralträger reagieren. Ich vermute, dass es mit ihrer Mentalsubstanz zu tun hat, mit ihrer Gabe zur Telepathie, die in den meisten Frauen des Stammes offen oder latent verankert ist.« Er machte ein nachdenkliches Gesicht. »Nur deine Freundin, diese Bahafaa, ist immun gegen meine kleinen Freunde und meinen natürlichen Charme. Es dauerte lange, bis ich herausfand, warum dies so ist: Ihr Lauschsinn wurde durch eine Laune der Natur ins Gegenteil verkehrt!«
    Er hält mich hin! , erkannte Grao'sil'aana plötzlich - und erschrak. Er lenkt mich ab, während zwischenzeitlich Dinge geschehen, die ich verhindern könnte.
    Waren die Kriegerinnen auf dem Rückweg? Hatte Her'sil'mon sie kraft seines Willens zurückgerufen, um sie auf ihn zu hetzen? Nein; dafür erschien die räumliche Distanz zu groß.
    Er musste den anderen Sil aus der Reserve locken, so rasch wie möglich! Er musste ihn bei seiner Überheblichkeit packen, seiner wohl schwächsten Stelle.
    »Ich stimme deinem Verhalten nicht zu«, sagte Grao'sil'aana. »Ich habe gelernt, die Menschen und ihre Schwächen zu respektieren.«
    »Ich dachte es mir bereits. Du kannst deine Gedanken nur mangelhaft vor mir verbergen. Ich sehe, dass wir beide sehr unterschiedliche Meinungen über die Primärrassenvertreter haben. Mein Verstand sagt mir, dass ich mich niemals emotionell mit ihnen einlassen darf. Sie mögen ihre Begabungen haben - und dennoch sind sie bloß Vieh. Meine Bestimmung ist es, über sie zu herrschen.«
    Er ist größenwahnsinnig geworden , stellte Grao'sil'aana nüchtern fest. Die Erkenntnis, zurückgelassen worden zu sein, muss etwas mit seiner mental-ontologischen Substanz angestellt haben. Es ist an der Zeit, dass ich dieses Schauspiel beende. Ich werde…
    Eine geistige Klammer umfasste Graos Geist. Er fühlte die Kraft seines grinsenden Gegenübers. Sie war ungeschliffen und grob - und dennoch beachtenswert.
    »Schade«, sagte Her'sil'mon. »Ich hätte mich damit anfreunden können, einen Partner gefunden zu haben. Doch ich werde nicht zulassen, dass du, wie ich in deinen Gedanken lese, meine Lischetten-Zucht zerstörst.«
    Der Druck nahm sukzessive zu. Grao hätte alles gegeben, um dem anderen Daa'muren etwas entgegensetzen zu können. Doch er besaß seit jenem schicksalhaften Tag am Uluru keinerlei mentale Kräfte mehr.
    »Als ich den Lesh'iye wüten sah, wusste ich mit Sicherheit, wer und was du warst«, breitete Her'sil'mon vergnügt vor ihm aus. »Du hattest von Anfang an nicht den Hauch einer Chance. Dass ich die Erste Kriegerin Dykestraa gegen dich vorschickte, sollte mir die Zeit verschaffen, die ich benötigte, um mich gegen deine Angriffe abzusichern, sollte mein Vorhaben, dich für meine Pläne zu
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