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260 - Fly me to the moon

260 - Fly me to the moon

Titel: 260 - Fly me to the moon
Autoren: Manfred Weinland
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zwischen Mitternacht und Morgengrauen…«
    »Vergiss nicht, Holz nachzulegen. Wir haben genug gesammelt. Du musst nicht damit knausern.«
    »Da das mein einziger Zeitvertreib bleiben dürfte, darfst du dich getrost auf mich verlassen.« Sie lächelte, aber ihr Gesichtsausdruck verriet, dass sie – ebenso wie er – immer noch über den seltsamen Besucher grübelte, von dem sie vielleicht nie erfahren würden, was genau er von ihnen gewollt hatte.
    Vogler nickte. Und ging schlafen.
    ***
    Ein Rütteln lief durch den Rumpf, als die Triebwerke zündeten. Es war nur wenig Schub nötig, um sich von der schroffen, leblosen Mondoberfläche zu lösen. Die Schwerkraft betrug hier nur die Hälfte verglichen mit der des Mars – und im Vergleich zur Erde, für die der Antrieb konstruiert worden war, sogar nur ein Sechstel.
    Titus Tsuyoshi spürte den leichten Ruck, als die Landebeine eingefahren wurden. Sie gewannen an Höhe. Der zu allen Seiten aufgewirbelte Mondstaub hing wie ein kringelförmiger Nebel im luftlosen Raum, während die Sicht auf die einst von Menschen erbaute und durch die Marsianer übernommene Station schon wieder klar war.
    Als die Gebäude und das Flugfeld unter dem Shuttle zurückblieben, hob Tsuyoshi den Arm und winkte durch das Spezialglas der Kanzel in Richtung Station.
    »Glaubst du, dich sieht einer?«, fragte der Marsianer zu seiner Rechten humorlos, während er routiniert Kurs und Fluglage kontrollierte. Sein Name war Brag, der des anderen Crewmitglieds Lorn. Beide entstammten dem Hause Saintdemar. Brag wirkte insgesamt kantiger, Lorn eher weich, leicht feminin.
    »Ich bin mir sicher «, erwiderte Tsuyoshi ungerührt und stellte sich vor, wie Tartus Marvin Gonzales hinter seinem Okular kauerte und den Start via künstlichem visuellen Cortex verfolgte.
    Kurz darauf beschleunigte das Shuttle endgültig auf Reisegeschwindigkeit. Sie würden einen guten Tag brauchen, um die Erde zu erreichen.
    Kurz dachte Tsuyoshi daran, dass sie, falls etwas schiefgehen sollte, nicht mit schneller Hilfe vom Mond rechnen durften. Dieses Shuttle war das erste Exemplar einer neuen Bauserie und momentan das Einzige, das ihnen für Erdflüge zur Verfügung stand. Erst mit der übernächsten Ablösung würde man ihnen ein zweites Shuttle schicken.
    Er schielte kurz nach rechts, dann nach links, und hoffte inständig, dass nichts passierte, was sie auf der Erde festhalten würde. Abgesehen von den begrenzten Vorräten an keimfreier Atemluft und Nahrung waren seine beiden Begleiter nicht gerade nach seinem Geschmack. Aber das hatte er sich nicht aussuchen können. Er wünschte sich Gonzales an seiner Seite.
    Was, wenn tatsächlich eine Falle am Ziel auf sie wartete?
    An Voglers und Clarice Braxtons Integrität war dabei nicht zu zweifeln. Wenn jedoch in Wahrheit eine feindliche Macht das Peilsignal ausgelöst hatte, um ein Shuttle in Bewegung zu setzen, war es durchaus denkbar, dass die beiden Kundschafter gar nicht mehr lebten. Titus Tsuyoshi ging davon aus, dass Vogler und Clarice freiwillig niemals zulassen würden, die Besatzung der Mondstation in Gefahr zu bringen.
    »Dir gefällt unser kleiner Ausflug auch nicht, oder?«, fragte Brag Saintdemar.
    »Ist nur ein Bauchgefühl«, wiegelte Titus Tsuyoshi ab.
    Brag grinste seinem Kollegen Lorn zu und witzelte: »Ich dachte, es wäre etwas tiefer angesiedelt. Man nennt es auch Schiss …«
    Titus blieb cool. »Das würdest du schon merken. Dagegen käme selbst der Luftfilter nicht an.«
    Lorn Saintdemar lachte. »Der gefällt mir!«
    »Gut gekontert«, gab auch Brag zu. Dann lachte er und schlug Titus Tsuyoshi gutmütig auf die Schulter. »Komm, entspann dich. Wir fressen keinen. Ich bin sicher, das wird ein richtig netter Ausflug.«
    Tsuyoshi verzog das Gesicht. »Seid ihr gewappnet, wenn uns dort unten…«, er wies zur Erde, »… der Ernstfall erwartet?«
    »Glaub schon«, erwiderte Brag Saintdemar gelassen.
    »Wir sind gut «, stieß sein Kollege Lorn ins selbe Horn. »Oder glaubst du, der Alte würde uns ein so wertvolles Gerät wie das Shuttle anvertrauen, wenn er nicht felsenfest von unseren Qualitäten überzeugt wäre?«
    Diesem Argument konnte sich auch Titus Tsuyoshi nicht verschließen. Vielleicht wurde der Flug ja doch angenehmer, als er gedacht hatte…
    4.
    Vergangenheit, um 2523
    Natal trug Biroos Kopf, den er in sorgsamer Detailarbeit auf Faustgröße geschrumpft hatte, am Gürtel, als er aus seinem Boot sprang und es die letzten Meter hinter sich her auf den
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