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26 - Die Sklavenkarawane

26 - Die Sklavenkarawane

Titel: 26 - Die Sklavenkarawane
Autoren: Karl May
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eine blutwarme, dicke, mit Futterresten vermischte und schlimmer als ein Düngerhaufen nach allen möglichen Ammoniumsalzen riechende, dem Inhalt unserer Senkgruben ähnliche Jauche. Selbst ein Mensch, welcher vor Durst im Verschmachten liegt, wird keinen Schluck dieses entsetzlichen Zeugs trinken können.
    Die schlechten Eigenschaften des Kamels zeigen sich während der Reise besonders nach der Ruhezeit, wenn es wieder beladen werden soll. Da wehrt es sich nach Leibeskräften mit dem Maul und den Beinen; da stöhnt und röchelt, da ächzt und brüllt es aus Leibeskräften. Dazu kommt dann das Zanken, Schreien und Fluchen der Männer, welche an ihm und der Ladung herumzerren. Es gibt das stets eine Szene, daß man davonlaufen möchte.
    Von etwas edlerem Charakter sind die Reitkamele, Hedschihn genannt. Es gibt da Tiere, welche sehr teuer bezahlt werden. Man hat für ein graues Bischarin-Hedschihn zehntausend Mark bezahlen sehen. Der Sattel des Lastkamels ist ein dachförmiges Gestell mit erhöhten Giebeln, welche den vorderen und hinteren Sattelknopf bilden. Er wird Hauiah genannt. Dagegen heißt der Sattel des schlanken, hohen Hedschihn Machlufah. Er ist so eingerichtet, daß der Reiter in eine bequeme Vertiefung zu sitzen kommt, so daß er die beiden Beine vor dem vorderen Sattelknopf auf dem Hals des Kamels kreuzt. Wenn der Reiter aufsteigt, muß das Kamel am Boden liegen. Kaum hat er mit der Hand den Sattel berührt, so schnellt das Kamel erst hinten und dann vorn empor, so daß der Mann erst nach vorn und dann wieder nach hinten geworfen wird. Er muß gut Balance halten, um nicht abgeschleudert zu werden.
    Ist das Kamel dann einmal im Gange, so hat selbst das Lasttier einen so steten und ausgiebigen Schritt, daß man mit demselben verhältnismäßig große Strecken zurücklegt.
    Die Beni-Homr hatten genug zu tun, den Kamelen die Lasten wieder aufzuschnallen. Während das geschah, war der Fremde auf sein Hedschihn gestiegen und langsam vorausgeritten. Er kannte zwar die Gegend nicht, wußte aber die Richtung, nach welcher er sich zu wenden hatte.
    „Dieser Hund hat sich nicht bewegt, während wir beteten“, sagte der Scheik. „Er hat weder die Hände gefaltet noch die Lippen bewegt. Möge er im tiefsten Loch der Dschehennah (Hölle) braten!“
    „Warum hast du ihn nicht längst dahin geschickt!“ brummte einer seiner Leute.
    „Wenn du das nicht begreifst, so hat Allah dir kein Gehirn gegeben; hast du denn nicht die Waffen dieses Christen gesehen? Hast du nicht bemerkt, daß er mit jeder kleinen Pistole, deren er zwei hat, sechsmal schießen kann, ohne zu laden? Und in seinen Flinten hat er vier Schüsse. Das macht zusammen sechzehn; wir aber sind nur fünf Personen.“
    „So müssen wir ihn töten, während er schläft.“
    „Nein, ich bin ein Krieger, aber kein Feigling. Ich töte keinen Schlafenden. Aber gegen sechzehn Kugeln können wir nichts machen, und darum habe ich Abu el Mot (Vater des Todes) gesagt, daß wir heute den Bir Aslan erreichen werden. Dort mag er tun, was ihm gefällt, und wir werden mit ihm teilen.“
    „Wenn es etwas gibt, was des Teilens wert ist! Was hat dieser Christ denn bei sich? Häute von Tieren und Vögeln, welche er ausstopfen will, Flaschen voller Schlangen, Molche und Skorpione, mit denen Allah ihn braten möge! Ferner Blumen, Blätter und Gräser, welche er zwischen Papier zerquetscht. Ich glaube, er bekommt zuweilen den Besuch des Scheïtan (Teufel), den er mit diesen Dingen füttern will.“
    „Und ich glaube, daß du wirklich den Verstand verloren hast. Oder hast du noch nie welchen gehabt! Warst du denn taub, als dieser Ungläubige uns erklärte, was er mit diesen Sachen machen will?“
    „Ich kann das alles nicht gebrauchen, und also habe ich nicht achtgegeben, als er davon sprach.“
    „Aber was eine Medresse (Universität) ist, das weißt du?“
    „Ja, ich habe davon gehört.“
    „Nun, an so einer Medresse ist er Lehrer. Er unterrichtet von allen Pflanzen und Tieren der Erde und ist zu uns gekommen, um unsere Gewächse und Tiere mit heim zu nehmen und seinen Schülern zu zeigen. Auch will er große Kisten und Körbe voll davon seinem Sultan schenken, welcher besondere Häuser hat, in denen dergleichen Dinge aufbewahrt werden.“
    „Was aber kann das uns nützen?“
    „Sehr viel! Weit mehr als du denkst. Einem Sultan darf man doch nur kostbare Geschenke machen; also müssen die Tiere und Pflanzen, welche dieser Giaur (Ungläubiger) bei uns geholt hat, in
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