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2597 - Hyperkaelte

2597 - Hyperkaelte

Titel: 2597 - Hyperkaelte
Autoren: Christian Montillon
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alle 20.000 Scheibenwelten! Und ihre Bewohner! Das sind ... Betty, es sind unendlich viele Lebewesen!«
    Die Altmutantin wollte widersprechen. Doch sie konnte nicht.
    Was hätte sie sagen sollen?
    »Ist es das, was ES tut?«, fragte ihre Freundin. »Überleben um jeden, verdammt, wirklich um jeden Preis?«
    Die Altmutantin zögerte. »Ich weiß es nicht. Es steckt mehr dahinter.«
    »Was, Betty? Was?«
    »Ich weiß es nicht.« Die Worte klangen genauso leer und schal, wie Betty sich fühlte. »Vielleicht ist es tatsächlich nur so, wie es aussieht. Möglicherweise will die Superintelligenz einfach nur leben. Und könnte es nicht sein, dass sie damit recht hat, weil es viel wichtiger ist als ... «
    »Wichtiger als wir alle? Als das Solsystem und die unzähligen Bewohner von 20.000 Welten?«
    »Lass das Solsystem aus dem Spiel.«
    »So? Warum? Was ist denn daran so besonders und anders? Ist es mehr wert als jede beliebige dieser Scheibenwelten?
    Frag doch die Leute, die darauf wohnen!«
    »Eritrea, ich verstehe, wenn du nicht mehr weitermachen willst, wenn du ... « Betty stockte. Das Wort wollte ihr nicht über die Lippen.
    Ihre Freundin drehte sich um. Die schwarzen Haare hingen ihr halb über das Gesicht. Der Ausdruck der Augen hatte etwas Erschreckendes, Wildes. Ihre Mimik drückte vor allem eins aus: Zorn.
    Doch Betty wusste, woher dieser Zorn rührte - aus Angst und dem Gefühl, verraten worden zu sein. Weil sich Eritrea allein fühlte und erkannte, wie verloren sie in der Weite des Alls war. All dies waren Lektionen, die Betty schon vor langer Zeit gelernt hatte.
    »Wenn ich ... was?«, fragte Eritrea schließlich. »Wenn ich rebelliere?«
    Die Altmutantin nickte. »Ich verstehe dich und nehme dir nichts übel. Und ich halte dich nicht auf. Ich bringe es allein zu Ende, wenn es sein muss.«
    »Sag mir eins, Betty: Begreifst du, was hier geschieht?«
    »Nein.«
    Sie schloss die Augen. Sie wollte nichts mehr sehen. »Ich sehe nur, was ES tut. Vielleicht kann ich es nachvollziehen, ehe das Ende kommt, vielleicht auch nicht. Dennoch werde ich ins Solsystem gehen und meine Aufgabe erfüllen.«
    Eritrea Kush verließ ohne ein weiteres Wort die Pilotensphäre.
    *
    Betty Toufry starrte auf den Ausgang der Sphäre.
    Und sie fragte sich, wer von ihnen beiden richtig handelte.
    Eine Antwort fand sie nicht.
    Keine Minute später kam Eritrea zurück. Sie streckte die rechte Hand erst aus, dann verschränkte sie die Arme vor der Brust. Ihre Gesichtshaut war ein wenig bleicher als sonst. »Wir gehen zusammen. Wir haben es angefangen und wir werden es auch gemeinsam beenden. Es ist schon genug Zeit verloren gegangen. Das Solsystem wartet.«
    »Du musst nicht meinetwegen zurückkommen«, sagte Betty.
    »Doch. Deinetwegen. Und meinetwegen. Weil wir nicht zulassen dürfen, was geschieht, wenn wir den Kopf in den Sand stecken. Es wird keinen Deut besser, wenn ich mich zurückziehe.« Sie ging quer durch den Raum, blieb vor der anscheinend transparenten Wand stehen, die das Abbild der zerstörten Außenhülle von TALIN ANTHURESTA zeigte.
    Mit dem Finger deutete sie auf das Loch. Es sah aus, als würde er in dem bläulich grünen Etwas versinken, das dort zuckte wie ein lebendiges Wesen. Rundum glänzte die noch intakte Hülle tiefschwarz. »Noch einmal, Betty - was ist das?«
    Das blaugrüne Geflecht durchzog das Loch und verwehrte den Blick ins freie All. Nur an einigen Stellen war zu erahnen, dass dahinter Sterne aufblitzten. Eritreas Finger fuhr daran entlang.
    »Sei froh, dass du es nicht tatsächlich berührst«, sagte Betty. »Ich kann auch nur mutmaßen, was wir dort sehen. TALIN ANTHURESTA ist in das natürliche Psionische Netz des Universums eingebettet, in die Kraftstränge des Moralischen Kodes, der die Entwicklung des Kosmos bestimmt. Diese Stränge in der gebrochenen Hülle sind wohl ein Abbild eben jenes Netzes, in dessen lokaler Verdickung TALIN ANTHURESTA eingebettet ist.«
    Eritrea lächelte, und ihre ganze hagere Gestalt straffte sich. »Ich habe immerhin eine Ahnung davon, was du eben erklärt hast. Nicht, dass ich es bis ins letzte Detail verstünde.«
    »Das musst du auch nicht. Wir können ohnehin nichts daran ändern. Wir müssen es hinnehmen, und dir muss eins klar sein.« Betty ging ebenfalls zu der Wand, an die Stelle, an der sich die leuchtende Energiekugel bewegte, die das immense Loch in die Außenhülle geschlagen hatte. »Wenn ES noch anderswo gezwungen ist, die Psi-Materie in der Hülle aufzunehmen,
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