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2590 - Der Tote und der Sterbende

2590 - Der Tote und der Sterbende

Titel: 2590 - Der Tote und der Sterbende
Autoren: Michael Marcus Thurner
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Schneise mit ihrer schlauchförmigen Ausdehnung von 500 auf 10.000 Lichtjahre ist nach wie vor ein riesengroßes Mysterium für uns, und die insgesamt acht Silberkugeln, mit denen wir nach Hinweisen auf das PARALOX- ARSENAL forschen, sind nicht viel mehr als ein Fliegendreck angesichts der Größe.
    Perry starrt die Holos an. Denkt nach. Sucht. Grübelt.
    Ich wollte, ich hätte seine Langmut, seine Ausdauer. Unaufhörlich grübelt und forscht er, als könnte er kraft seines Verstands verstehen, warum das Universum so und nicht anders ist. Kennt er denn keine Grenzen? Kein Hindernis, das zu groß für ihn ist?
    Ich überdenke zum hundertsten Mal die wichtigsten Kriterien für unsere Suche: Die Schneise wird seit geraumer Zeit von Psi-Materie überschwemmt, die aus TALIN ANTHURESTA stammt, aber nicht ursächlich die Entstehung dieses beinahe sternenfreien Raums bewirkt haben kann. Denn jene muss bereits vor Jahrmillionen stattgefunden haben, während das »Wunder von Anthuresta« erst seit bedeutend kürzerer Zeit Psi-Materie in die Schneise schleudert.
    Ein Teil der beobachtbaren interstellaren Masse hat ihren Ursprung in diesen Paketen aus Psi-Materie. In einem Vorgang extrem verlangsamter Verpuffung entsteht Energie, die im Standarduniversum als Normalmaterie erscheint.
    Wir haben also zwei Vorgänge, die kausal nicht miteinander zusammenhängen - und sich dennoch ungemein ähneln.
    Irgendwo, so ahnen wir, muss es das Missing Link geben. Jene Verknüpfung, die uns helfen wird, alles zu verstehen - und damit auch das Versteck des PARALOX-ARSENALS zu entdecken.
    Ich denke an jene wenigen Worte, die uns Ernst Ellert im Auftrag der Superintelligenz ESTARTU übermittelt hat. Er meinte, dass das PARALOX-ARSENAL in »Zeitkörner« fragmentiert worden sei.
    Wenn wir auf eine hochgestochene Interpretation verzichten, mag es sein, dass das Gesuchte zeitlich versetzt und darüber hinaus aufgesplittert worden ist. Dass wir nach etwas suchen, was in Raum und Zeit verstreut ist - und wir unsere Suche auf eine weitere Dimension ausweiten müssen. Auf eine Dimension, die wir ganz und gar nicht beherrschen, geschweige denn begreifen können.
    Ist es ein Wunder, dass weder wir noch die verfeindeten Wesenheiten VATROX-VAMU und VATROX-DAAG bislang in der Lage gewesen sind, das PARALOX-ARSENAL zu entdecken?
    Beide lassen in verstärktem Maß danach forschen. Vatrox und Jaranoc, die jeweiligen Speerspitzen-Völker der beiden Herrscher, kämpfen erbittert um die Vorherrschaft in der Schneise, und sie erleichtern uns unsere Suche damit keineswegs.
    Wieder ertönen Alarmsirenen, und diesmal reagiere ich nicht so dröge und desinteressiert. Denn wir stehen nun keinesfalls einem kleinen Flottenverbund der Vatrox gegenüber oder werden durch kleinere Tryortan-Schlünde bedroht. Diesmal ist es etwas viel, viel Größeres.
    *
    Ein hyperphysikalischer »Blitz«. Ein Leuchten, irgendwie, falschfarben für unsere Augen aufbereitet, zuckt durch die Schneise. Es verästelt sich myriadenfach, gewinnt immer mehr an Ausdehnung.
    Ich blicke zu Mikru, die wieder einmal aus dem Nichts aufgetaucht ist. Sie wirkt überraschend ruhig und gefasst, während Ramoz, der ständige Begleiter Mondras, nervös von einer Samtpfote auf die andere steigt.
    Soll ich dem Tier mehr vertrauen als dieser vom Schiff ausgebildeten Kunstgestalt?
    »Der Blitz sieht spektakulär aus, stellt aber noch keine ernsthafte Bedrohung dar«, sagt Mikru.
    »Noch?«, hakt Perry nach.
    »Wer weiß, was er mit sich bringt«, meint der Avatar vage.
    Der Blitz verschwindet.
    In einem Holo wird der exakte Verlauf der Erscheinung nachgezeichnet, immer und immer wieder. Jedes Astende wird markiert und mit früher aufgenommenen Daten verglichen, um in allen anmessbaren hyperfeldenergetischen Bereichen Vergleiche anzustellen.
    Das Schiff sucht nach Divergenzen, Strahlungsbildverwandtschaften, Überschneidungen, Deckungsgleichheiten, phänomenologischen Irritationen, kurzum: nach allem, was einem engagierten Hyperphysiker Lustgefühle bescheren könnte - und die übrigen 99,999999 Prozent der Menschheit ratlos die Achseln zucken lässt.
    Mikru tritt unruhig von einem Fuß auf den anderen, und ich verstehe ihre Nervosität: Entlang der Verästelungen des eben erst verblassten Entladungsblitzes werden große Mengen psi-aktiver Substanzen angemessen. Wir können mit Unterstützung der technischen Möglichkeiten der Silberkugel gerade mal 500 Lichtjahre des betreffenden Gebietes orten; doch es gilt als
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