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2579 - Der Spieler und die Toten

2579 - Der Spieler und die Toten

Titel: 2579 - Der Spieler und die Toten
Autoren: Marc A. Herren
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blieb eine unsichere Samburi Yura.
    Langsam ließ sie sich in ihren Sessel sinken. Minuten vergingen, in denen sie bewegungslos

dasaß, den Blick in unbestimmte Fernen gerichtet.
    »DAN«, sagte sie dann. »Wir verlassen dieses System!«
    »Unverrichteter Dinge?«, fragte die Stimme des Bordrechners.
    »Ich habe die Zukunft gesehen«, antwortete Samburi Yura nach einigem Zögern. »Mein Auftrag

wird sich erfüllen. Nicht ich, sondern ein Werkzeug von mir wird diese Aufgabe übernehmen.«
    Sie ließ sich tief in das Polster des Sessels sinken.
    Die LEUCHTKRAFT nahm Fahrt auf.
    *
    Die Vision endete.
    Alaska Saedelaere legte den Splitter auf den Boden, wie er ihn gefunden hatte.
    Die letzten Worte der Enthonin hatten ihn stärker getroffen, als er sich eingestehen wollte.

Unzählige Fragen quälten ihn. Er drängte sie alle zurück, wollte von ihnen nichts hören.
    Er musste unbedingt eine Lösung für sein Dilemma finden!
    Was, wenn er nicht in der Vergangenheit, sondern in der Zukunft in diese Welt gekommen war?

Dann war es möglich, dass er bis an das Ende allen Seins darin gefangen blieb.
    Langsam und bedächtig ging Alaska Saedelaeres Körper rückwärts durch die fraktale Welt.
    Er zermarterte sich den Kopf, was er unternehmen konnte. Er kam sich vor wie eine Puppe, die

von einem unsichtbaren Spieler bewegt wurde.
    Ein Werkzeug von mir ...
    Saedelaere spürte, wie sich Wut in ihm aufstaute. Gommrich Dranat kam ihm in den Sinn und

seine Hasstiraden auf die »Kosmokratenpuppe« Eroin Blitzer.
    Hatte der Avatar Tafallas am Ende nicht sogar recht gehabt?
    Nur ein Werkzeug in den Händen der Hohen Mächte. Eine Puppe an den Fäden des

Spielers?
    Irgendwo in seinem Bewusstsein machte es vernehmlich »klick«.
    Das Bild des Puppenspielers blieb in seinen Gedanken haften. Saedelaere spürte, dass er ganz

nah dran war, eine Lösung für seine Misere zu finden. Kurz dachte er an den Mächtigen Ganerc,

aber dieser Puppenspieler war es nicht, den er suchte.
    Es waren die Mimen! Und zwar derjenige, an den er vorhin gedacht hatte: Gommrich Dranat, der

in dem mahnenden Schauspiel den Narren gab.
    »Damit Sie von der Zeit nicht zum Narren gehalten werden!«, hatte Kaninchen zu ihm

gesagt, als es ihm seine goldene Uhr überreichte.
    Selbst wenn er rückwärts in der Zeit ging, würde er früher oder später die goldene Uhr aus der

Brusttasche seines SERUNS hervorholen!
    Es war nur eine Frage der Zeit.
    Der Maskenträger konzentrierte sich auf seine Atmung, die wie alles außerhalb seiner

Gedankenwelt rückwärtsging. Er fühlte, wie sich sein Geist entspannte, ganz ruhig wurde.
    Dann ließ er vor seinem inneren Auge das Bild der goldenen Uhr entstehen. Er öffnete den

polierten Deckel. Das Ziffernblatt war über und über mit Zahlen bedeckt. Als er zum ersten Mal

einen Blick darauf geworfen hatte, war ihm dies wie Hohn vorgekommen angesichts der Hektik, die

das Kaninchen an den Tag gelegt hatte, weil es scheinbar ständig zu spät war.
    Erst jetzt verstand er den Sinn der fehlenden Zeiger und der vielen Zahlen.
    Uhren maßen nicht die Zeit. Sie vermittelten ihrem Betrachter lediglich Sicherheit; denn er

benötigte einen Halt im Zeitgefüge.
    In der zeitlosen Welt des Kaninchens genügte bereits der Anblick eines zeigerlosen Uhrblattes,

um den Zweck zu erfüllen.
    Saedelaere blickte nach unten. In seiner rechten Handfläche lag die aufgeklappte goldene Uhr

des Kaninchens.
    Lächelnd blickte der Maskenträger auf die vielen kleinen und großen Ziffern.
    *
    Das Kristallgitter des Sontaron-Generators gab ihn frei.
    Alaska Saedelaere befand sich wieder auf der Unterseite der Bühnenplattform. Einen Steinwurf

von ihm entfernt stand Orsen Tafalla an einem Bedienpult, das er hochgefahren hatte.
    Die Membrane des Generators pulsierte nicht mehr. Die dunkelblaue Farbe des Gitters hatte ihre

irisierenden Effekte verloren.
    Hatte Saedelaere bei seinem Entkommen aus der fraktalen Welt den Verstärker zerstört? Oder

hatte ihn Orsen Tafalla bloß ausgeschaltet?
    Die Verkörperung des Geisteswesens schlug mehrmals fluchend auf die Bedienfläche des Terminals

ein. Tafalla schien Saedelaeres Rückkehr noch nicht bemerkt zu haben.
    Der Terraner sah sich suchend um, fand seinen Kombistrahler auf dem fugenlosen Boden der

Plattform und bückte sich, um ihn aufzuheben. Etwas klapperte in seinem Helm und ein großer

dunkler Gegenstand verdeckte ihm die Sicht.
    Saedelaere benötigte einen Moment, bis er
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