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257 - Die Spur der Schatten

257 - Die Spur der Schatten

Titel: 257 - Die Spur der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
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Gesicht. Matt berührte seine abwehrend erhobene Rechte. Sie fühlte sich an, wie kalter Stein sich eben anfühlt.
    Kaltes Grausen packte ihn. Er überwand den drängenden Fluchtimpuls, ging an dem versteinerten Mann vorbei, beugte sich zu der Frau hinunter, die halb auf der Bettkante saß und halb mit dem Oberkörper auf dem Bett lag. Eine Frau aus kaltem Stein.
    Unter ihr, fast ganz von ihrem Brustkorb und ihren schützenden Armen bedeckt - ein Kind. Ein Kind aus Stein.
    Rückwärts wich Matt zurück. Sein Mund war trocken. Er stieß gegen den Vater dieser kleinen Familie, konnte ihn nicht festhalten, zuckte zusammen, als die Statue auf dem Boden aufschlug und ihr linker Arm abbrach. Bis zur Wand neben der Tür wich Matt Drax zurück. Gegen sie drückte er sich, starrte auf das Unbegreifliche, bekämpfte den inneren Drang zu schreien und wegzurennen.
    Er lief zum Ausgang, machte noch einmal kehrt, riss die Tür der Herdstelle auf und streckte die Hand hinein. Die Asche war noch warm.
    Matt Drax verließ das Haus, wankte zum nächsten. Kaum gehorchten seine Beine ihm noch. Der Hirtenhund schlich winselnd hinter ihm her. Im Garten auf dem nächsten Grundstück kniete eine Frau in einem Beet mit Wintergemüse, irgendeinem Kohl. Der Korb neben ihr war leer, ihr Kopf zur Seite geneigt, als lauschte sie; ein Messer lag in ihrer Hand. Sie rührte sich nicht. Sie war aus Stein.
    Der Mann aus der Vergangenheit betrat das Haus und die Küche, der Hund blieb hinter ihm. Er stieß eine Tür auf: Eine alte Frau aus Stein lag neben einem Herd, ein Mann aus Stein stützte sich auf der Fensterbank auf und sah hinaus, drei Kinder aus Stein hockten an einem Tisch. Auf dem Tisch lagen Puppen, Bauklötze und aus Holz geschnitzte Schafe und Hunde.
    Auf weichen Knien taumelte Matt Drax aus dem Haus. Das schwarze Rückenfell des Hirtenhundes war gesträubt. Zähnefletschend äugte das Tier nach allen Seiten. Das Atmen fiel Matt Drax so schwer, als hätte man ihm die Brust mit Eisen ausgegossen.
    Auf dem Grundstück des nächsten Hauses meckerten Ziegen in einem Anbau. Matt betrat das Grundstück, ging zuerst zum Stall, drückte die nur angelehnte Tür vollständig auf. Eine weiße Ziege riss an ihrer Kette, vorwurfsvoll meckernd starrte sie ihn aus feuchten Augen an. Ihr Euter war prall gefüllt. Auf einem Schemel hockte ein junges Mädchen. Ihr Steinkopf war zur Tür gewandt, auf ihrem Steingesicht stand der Schrecken geschrieben. Ein halbes Dutzend weiterer Ziegen zerrten an ihren Ketten. Lebensechte Statuen zweier älterer Frauen lagen zwischen ihnen.
    Matt rannte zum Haus, seine Glieder gehorchten ihm jetzt wieder besser. Hektik und Angst peitschten ihn vorwärts. Angst um Ann, Angst um Jenny, und auch um Pieroo. Der Hirtenhund wollte nicht mehr von seiner Seite weichen. Winselnd drückte das Tier sich an ihn, spähte ängstlich nach allen Seiten.
    Das Haus war größer als die meisten anderen und hatte zwei Stockwerke. Matt Drax sprang durch die weit geöffnete Haustür in einen Flur. Eine Frau stand vor einem Spiegel, halb lächelten ihre versteinerten Züge noch, halb verzerrte die Angst sie schon. Auch die Tür hinter ihr stand offen. Matt und der Hund überquerten die Schwelle zu einem großen Raum mit Herd, Esstisch, Anrichte und so weiter. Auf einer Art Nachttopf hockte ein Kleinkind und lächelte ihnen versteinert entgegen. Vier andere Kinder drückten ihre Rücken und Köpfe auf der anderen Seite des Raumes gegen die Wand. Ein fünftes lag zerbrochen und umgekippt neben den anderen.
    »O Gott…« Matt Drax' Zunge löste sich. »O Gott, Ann…!« Wuff machte der Hirtenhund, und Drax lief zur nächsten Tür. Die war nicht verschlossen, ließ sich aber auch nicht ohne weiteres öffnen. Der Mann aus der Vergangenheit stemmte sich dagegen, bis sie nachgab. Etwas schlug hinter ihr krachend und schwer auf den Holzdielen auf. Matt schob sich in einen weiteren Gang. Ein Mann lag dort bäuchlings am Boden. Offensichtlich hatte er versucht, die Tür zuzuhalten - als er noch nicht aus Stein gewesen war.
    Sieben oder acht Räume durchsuchte Matthew Drax. In einem Zimmer lag ein Paar auf einem Bett und liebte sich; oder nein: es hatte sich geliebt, als das Grauen es überfiel. Seine steinerne Nacktheit und die erstarrte Leidenschaft seiner einst sehnsüchtigen Bewegungen trieben dem Mann aus der Vergangenheit die Tränen in die Augen und schnürten ihm die Kehle zu.
    Sämtliche Zimmer durchsuchte er in diesem großen Haus - er vermutete,

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