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255 - Winterhexe

255 - Winterhexe

Titel: 255 - Winterhexe
Autoren: Manfred Weinland
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nach. »Es soll nur ein Denkzettel für die Dörfler sein«, beruhigte sie den Techno. »Ich lasse sie bald wieder frei.« Sie wartete ab, bis sich Balcrons verkniffene Züge etwas entspannt hatten, und fügte dann hinzu: »Bis auf einen. Den hübschen Kleinen dort. Fynn heißt er. Er ist noch so jung, dass ich ihn leicht überzeugen kann, wie gut er es hier bei uns haben wird.« Und sie dachte bei sich: Der kleine Bruder, den ich schon immer haben wollte - statt diesem Miststück von Schwester!
    Balcron schien erst protestieren zu wollen - aber nachdem sie ihm schon entgegengekommen war, akzeptierte er ihre Entscheidung.
    Als sie die anderen Kinder auf den Weg zurück gebracht hatte und sich Fynn zuwandte, wehrte er sich heftig gegen ihre Umarmung. Aber sie lachte nur. »Das wird schon, Kleiner, keine Sorge. Du wirst lernen, mich zu lieben. Ja, das wirst du ganz sicher…« Dann wandte sie sich zu dem Techno um: »Und du sorg dafür, dass die Anlage wieder funktioniert!«
    Seine Erklärungen, von denen sie eh nur die Hälfte verstand, interessierten Gwaysi nicht. Ihre ganze Aufmerksamkeit galt ihrem neuen Spielzeug .
    »Komm«, sagte sie und nahm Fynn bei der Hand, »ich mache dich mit dem Rudel bekannt. Sie sehen nur gefährlich aus. In Wahrheit werden sie dich gegen jede Gefahr beschützen…«
    11.
    Ende Oktober 2525
    Die Frau war nicht erkennbar bewaffnet. Aber das mochte nichts heißen, denn sie trug eine weite Kutte mit überlangen Ärmeln, die ihre Hände verbarg. Eine Kapuze rahmte das Gesicht der Frau ein. Obwohl das Kleidungsstück an der Vorderseite offen stand und tiefe Einblicke in ihre Weiblichkeit bot, fühlte sich Matt keinen Moment von ihr angezogen. Die Frau in der Kutte war so kalt wie der Schutzschild, den sie um ihr Heim errichtet hatte.
    »Wir haben von dir gehört, aber wir fürchten dich nicht«, sagte Aruula mit scharfer Stimme, noch bevor Matt eine moderatere Begrüßungsformel loswerden konnte. Wider Willen musste er grinsen. Es hätte ihn gewundert, hätte seine Gefährtin anders reagiert.
    Aber auch Rulfans erste Worte schlugen in dieselbe Bresche: »Du hältst einen Jungen aus dem Dorf gefangen, und eine Lupa. Ich hoffe in deinem Interesse, dass beide wohlauf sind. Sonst…« Seine Hand legte sich unmissverständlich auf den Knauf seines Säbels, den er an der Seite trug.
    Ein eisiges Lächeln krümmte die Lippen der Frau. »Was für eine nette Begrüßung«, sagte sie sarkastisch. »Aber habt keine Sorge: Dem Knaben wie der Lupa geht es gut. Folgt mir, damit ich es euch beweisen kann… bitte. «
    Wie sie dieses »Bitte« aussprach, war es ein eindeutiger Befehl. Bemerkenswerterweise spürte Matt, wie sich seine Beine fast von selbst in Bewegung setzten.
    Im selben Augenblick erkannte er, dass die angebliche »Hexe« telepathisch begabt war. Darauf also fußten ihre Kräfte: nicht auf Zauberei, sondern auf einer Psi-Gabe!
    Mit der Erkenntnis kam ein ungutes Gefühl. Würden sie sich im Ernstfall gegen ihre Beeinflussung zur Wehr setzen können?
    Gemeinsam mit Aruula und Rulfan heftete sich Matthew an die Fersen der Kuttenträgerin. Durch eine Tür des spartanisch eingerichteten Vorraums gelangten sie in den eigentlichen Lebensbereich.
    Vor ihren Augen breitete sich ein technisch-futuristisches Szenario aus. »Futuristisch« zumindest aus dem Blickwinkel des Gros der heute lebenden Menschheit. Für Matt Drax war nichts entscheidend Neues darunter. Er kannte Monitore, Computer und auch die meisten anderen Gerätschaften, die sich zwischen normalen Wohnmöbeln drängten, eine absonderliche Symbiose mit ihnen eingegangen waren.
    Hier, dessen war er sich sicher, wurde der Wirbel erzeugt und kontrolliert. Die nötige Energie mochte aus tiefer liegenden Reaktoren oder wie auch immer gearteten Erzeugern stammen. Aber hier wurde darüber entschieden, wie und zu welchem Zweck die Wettermanipulationen zum Einsatz kamen.
    Doch die technische Seite geriet zunächst in den Hintergrund. Vorrangig ins Zentrum seiner Aufmerksamkeit rückten die beiden Personen, die sich in diesem Bereich aufhielten… und das Tier, das dicht bei einer dieser Personen auf dem nackten Boden lag.
    »Chira!« Rulfans Stimme brach den Bann. Das wie erstarrt wirkende Szenario, in das sie getreten waren, geriet in Bewegung.
    Ein älterer, hagerer Mann, in dem Matt auf einen Blick den Techno erkannte, zuckte hinter einer Gerätekonsole zusammen. Auf seiner Stirn glänzte Schweiß. Auch der Junge - er konnte nicht älter als
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