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25 Boys

25 Boys

Titel: 25 Boys
Autoren: Asher Reed
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mir, dass ich lediglich eine Überreizung und Überdehnung der Knorpelstruktur meines Kehlkopfes gehabt hatte, die der Grund für die Atembeschwerden waren. Nachdem das Krankhauspersonal beschlossen hat, dass ich zwar unausstehlich, aber ansonsten unversehrt sei, fuhr ich mit einem Taxi nachhause, schmiss die Nummer des Arztes weg und mich selbst ins Bett.
     
    Ich weiß nicht, wie lange ich geschlafen habe, aber es muss eine ganze Weile gewesen sein, weil ich einen Sonnenuntergang erlebe, der mich ziemlich bewegt. – Eine romantische Ader ist wohl in jedem Stricher zu finden, so auch in mir.  Zuerst koche ich mir einen Kaffee, damit mein Kreislauf in Schwung kommt und dann begutachte ich mich im Spiegel, ist doch Aussehen mein Kapital. Im nächsten Moment habe ich schon eine Gurkenmaske aufgelegt und schlürfe am Kaffee, checke ein paar E-Mails und wimmle ein paar nervöse Anrufe ab, die von meinem Escortleiter kommen. Der Typ kann ziemlich nervig sein, er weiß doch, dass wenn ich einen neuen Auftrag habe, er sie mir auch auf die Mailbox sprechen kann. Aber nix da, er sagt mir immer, dass er gerne meine Stimme persönlich am Telefon haben wolle, wenn er mir neue Kundschaft übermitteln muss. Nix da, mich interessiert das heute nicht.
      Wenn ich nicht gerade eine männliche Teilzeithure bin, kellnere ich in einem kleinen Lokal in der Innenstadt, dass auch bei regen Betrieb und vollen Plätzen nicht viel Geld für uns Bedienst ete abwirft. Scheiße hoch drei. In Gedanken ziehe ich schon die Kosten von den tausend Euro ab, die ich mir hart erschleckt habe und übrig bliebt rein gar nichts für mich. Scheiße. Also muss ich heute wieder kellnern gehen, wie gut das Sommerferien sind und die UNI geschlossen hat, aber wie soll es weitergehen, wenn die UNI ihre Pforten der Weisheit wieder öffnet? Da kann ich diesen Lebensstil nicht weiterverfolgen, zu schwer sind Prüfungen und zu oft wird meine Anwesenheit in den Seminaren verlangt. Geld musste her, um für längere Zeit um die Runden zu kommen.
      Ab ins Spleen , das ist das Lokal in der Innenstadt, in dem ich gelegentlich jobbe, ich hoffe, dass sie genügend zu tun haben, damit ich auch mithelfen kann.
     
    Anton ist ein lieber Arbeitskollege und Chef, er versteht zwar betriebswirtschaftlichen Zusammenhänge zwischen Arbeit leisten und Geld auszahlen nicht sonderlich gut, ist aber ein guter Mensch, netter Geselle und Chef in einem. Er hat vor Jahren einmal ein Kellergeschoss von seinen Eltern vererbt bekommen und wollte damit die Restaurant- und Barszene in Graz aufmischen. Gelungen ist ihm das Mischen und Verdünnen der Getränke und gelegentliche Jazz-Abende zu organisieren, die ihrerseits gut besucht sind. Die Bar, sowie die Besucher sind meist einen Tick zu düster und dunkel gekleidet. Das Spleen ist eben eine Kellerbar und zieht dementsprechende Menschen an. Gruftis und Emos sind meistens unsere ersten Gäste wenn die Schule aus hat, wie das namhafte und journalistisch erstklasse Stadtblatt, genannt DER GRAZER, einmal berichtet hatte. Zu uns ins Spleen kommen Männer und Frauen im durchschnittlichen Alter und wollten einfach nur bedient werden. Ich komme zur rechten Zeit.
      „Jörg , toll dass du da bist, du wirst gebraucht“, sagt Anton ganz glücklich über mein plötzliches Auftreten.
      Ich läch le ihn an, binde mir meine weiße Kellnerschürze um die Hüften und schwinge das Tablett. In Graz halten sich die Leute selten zwei Stunden an ein und demselben Fleck auf, besonders die Jungen, die müssen unbedingt mehrere Lokale an einem Abend durchprobieren. So sind Anton und ich nach knapp vier Stunden harter Arbeit fast wieder allein in der Kellerbar. Er kommt zu mir, klatscht mir fünfzig Euro auf die Hand und sagt: „Die hast du dir wirklich verdient.“
      Ich nicke, sage danke und drehe mich schnaufend zur Seite. Ich habe aber mehr Schulden und der scheiß Magen knurrt mir auch schon wieder. Wenn wenigstens das Essen von den Fixkosten wegfallen würde. Bis dato ist Lichtnahrung für mich nur ein Gerücht irgendwelcher Eso-Tanten aus dem Heim, die sich an den Cateringservice, der drei Mal pro Tag erscheint, nicht erinnern können und deswegen glauben nur durch Licht zu überleben.
      Ich bitte Anton mir einen Kaffee zu spendieren mit extra viel Milch (Proteine) und er nickt mir verständnisvoll zu.
      Warum sollte ich mein Geld nicht gleich verplempern, ich könnt e es doch verspielen? Auf meinem Handy sehe ich wieder drei weitere Anrufe von
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