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25 - Ardistan und Dschinnistan II

25 - Ardistan und Dschinnistan II

Titel: 25 - Ardistan und Dschinnistan II
Autoren: Karl May
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hierblieben werde, um für einen festlichen Empfang dieser Herren einzutreten.
    Der Dschirbani ließ seine Begleiter hier, um bei der Gefangennahme der Dschunub behilflich zu sein. Er ritt den edlen Schimmel des Maha-Lama, der ein so schnelles Pferd war, daß wir unsere Besichtigung beträchtlich verkürzen konnten. Ich war nämlich überzeugt, daß der ältere Prinz der Tschoban sich beeilen werde, noch vor Nacht auf der Landenge einzutreffen, und wollte unbedingt dabeisein, wenn er festgenommen wurde. Da galt es also, keine Zeit zu verlieren.
    Wir ritten zunächst nach dem Felsentor, wo ich Merhameh begrüßte. Hier stand ein Posten von dreißig Mann, die sich aber bei der Annäherung der Feinde zurückzuziehen hatten. Von da ging es nach dem Felsenloch, wo wir auf einen gleichgroßen Posten trafen. Hier war die Stelle, an welcher der erste Stoß der Tschoban ausgehalten und zurückgewiesen werden mußte; für jetzt aber genügte diese schwache Zahl. Das Gros der Hukara lag noch weiter zurück, nämlich da, wo die Landenge auf ihrer südlichen Seite begann. Wir stießen da auf ein Kriegslager im wahrsten und romantischsten Sinne des Wortes.
    Man denke sich die Gestalten dieser riesigen Ussul und ihrer ebenso riesigen Pferde, ihre Bewaffnung, die eigenartige Gewichtigkeit und Massigkeit in ihren Bewegungen und in allem, was sie taten! Nur ein Homer würde sich an die Beschreibung dieses Lagers wagen dürfen. Durch die Kunde, daß die beiden Söhne des Scheiks verschwunden seien, war der Zuzug zu dem Heer des Dschirbani bedeutend vergrößert worden. Es zählte heut bereits zwölfhundert Mann. Und er wies keinen einzigen zurück, der zu ihm kam, denn sein eigentlicher Plan ging weit über die Landenge Chatar hinaus, und wer sich nicht zum Krieger eignete, der konnte noch im Troß von Nutzen sein. Zwei Relaisketten führten von hier weiter. Die eine nach dem Fluß und von da nach der Hauptstadt; die hatte täglich den Proviant und das Wasser für die Pferde zu erneuern. Die andere bis nach dem Brunnen des Engels, von wo das Trinkwasser für die Menschen zu holen war.
    Hier, im Lager, trafen wir den Scheik und seine Frau. Die Begrüßung war beiderseits eine herzliche, doch hatte ich keine Zeit, länger als nur einige Minuten zu verweilen, denn wir mußten nach dem nördlichen Auslauf des Engpasses zurück, weil von dieser Seite alles kam, was zu erwarten war. Vorher aber warf ich noch einen Blick in die beiden Felsenengen, in denen der ‚Panther‘ mit seinen beiden Gefährten und die zwei hohen Dschunub steckten. Ich überzeugte mich, daß es aus diesen Gefängnissen kein Entkommen gab, zumal vor jedem einer der Hunde Halefs Wache hielt. Es gab im hiesigen Felsengewühl noch ähnliche Orte in Menge. Wir suchten einen passenden auch für den älteren Prinzen der Tschoban aus, den wir mit seinem jüngeren Bruder nicht zusammenbringen wollten. Es waren teils rein menschliche und teils diplomatische Gründe, die es uns verboten, den letzteren wissen zu lassen, daß der erstere anwesend sei, und zwar auch als unser Gefangener.
    Nun ritten wir wieder über den Paß zurück und hatten das Vergnügen, schon unterwegs die Beweise zu erhalten, daß Halef und Irahd ihre Pflicht sehr wohl, sogar mit Humor, erfüllten. Wir hatten nämlich, indem wir uns wieder nordwärts wandten, das ‚Felsenloch‘ noch nicht erreicht, so kam uns ein sehr kräftiger Vorposten entgegengeritten. Er saß auf dem Pferd des Generals der Dschunub. Dieser aber lief, sehr gut gefesselt und mit der einen Hand an den Steigbügel gebunden, als Gefangener nebenher. Er wurde zu dem Maha-Lama und dem ‚obersten Minister‘ gebracht. Wir ritten sehr ernst vorüber und taten, als ob wir ihn gar nicht sähen; innerlich aber mußte ich doch lächeln, wenn ich an die ironischen Ermahnungen dachte, die Halef ihm auf alle Fälle mitgegeben hatte. Nur kurze Zeit später brachte ein anderer Ussul in ganz gleicher Weise den Oberst geführt, dem schnell darauf der Major folgte. So ritten wir auch noch an dem Hauptmanne, dem Leutnant und dem Unteroffizier vorbei und erreichten den Posten gerade in dem Augenblick, in dem auch der Soldat gefesselt worden war und soeben fortgeschickt wurde.
    „Bist du mit uns zufrieden, Effendi?“ fragte Halef. „Mit diesen sind wir fertig. Und nun schau einmal dort hinaus! Da kommen auch noch die letzten Zwei, aber nicht auf-, sondern hintereinander!“
    Er deutete nach der Gegend, aus der wir vorhin gekommen waren. Da sahen wir
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