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2497 - Das Monokosmium

2497 - Das Monokosmium

Titel: 2497 - Das Monokosmium
Autoren: Hubert Haensel
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Haut und eine schlundähnliche Öffnung, aus der sein Schmerzruf erklang.
    Der Ruf tötete den Gefangenen.
    *
    Kirmizz hatte allen Grund, unzufrie den zu sein. Er hatte zu lange gezögert; ohne den Schmerzruf wäre er von dem Friedensfahrer besiegt worden.
    Dass Myrres Restbewusstsein hart näckig schwieg, verstand der Pilot zu dem als bitteren Vorwurf.
    Gerade deshalb hatte er sich beeilt, die Spur des Maskenträgers aufzuneh men. Nichts anderes zählte gegenwär tig für ihn. Dabei war keineswegs der hagere Terraner das Problem, sondern das gierige Geschöpf, das sich hinter dessen Maske verbarg. Kirmizz entsann sich nicht, jemals eine ähnliche Bedro hung wahrgenommen zu haben.
    Das grüne Tropfenraumschiff, mit dem der Maskenträger die Sonnenbar riere überwunden hatte, würde sich nie wieder von der Ebene erheben. Kir mizz argwöhnte, dass der Terraner be wusst an diesen Ort geflohen war. Der Hagere suchte die Nähe der Ordnungs mächte, und mochte sie noch so margi nal sein.
    Kirmizz spürte nichts davon, dass jemals Kosmokraten an jenem Ort tätig gewesen wären. Im Gegenteil. Er sah deutlich, dass die Ebene verfiel. Dass sie einst Treffpunkt der Mächtigen ge wesen war, verhinderte nicht, dass sie morsch und brüchig wurde. Selbst die schützenden Sonnen waren matt ge worden und nur mehr ein müder Ab klatsch einstiger Pracht.
    Es war nicht zu übersehen, dass die Zeit tiefe Spuren hinterließ.
    Vielleicht glauben die Kosmokraten wirklich noch an ihre Stärke, ging es Kirmizz durch den Sinn. Trotzdem werden sie bald erkennen müssen, dass ihre Epoche endet.
    Nichts ist beständig außer dem Cha os. Myrres Einwand klang spöttisch und herausfordernd zugleich.
    Kirmizz dachte während dieser Wor te an Jasper, den Kosmokratendiener. Gemeinsam hatten sie ihre Ausbildung bewältigt. Bis zu dem Tag, an dem sie zwangsläufig zu Todfeinden geworden waren.
    Kirmizz hatte die Auseinanderset zung als Einziger überlebt.
    Abrupt hielt er inne. Vor ihm war die Ebene aufgebrochen, die Bruchstellen hatten sich hoch aufgetürmt und inein ander verkeilt wie mächtige Eisschol len auf einem Fluss. Diese zerklüftete Wand badete in Kaskaden von Licht und Schatten.
    Kirmizz glaubte zu spüren, dass der Maskenträger dort Zuflucht gesucht hatte. Immer wieder hielt er für kurze Zeit inne und ließ seine mentalen Fühler schweifen.
    Er spürte Leben. Mehr, als er an die sem Ort erwartet hätte. In die Primiti vität zurückgefallene Raumfahrer haus ten auf der Ebene. Ihre Existenz war eine Überraschung, nicht mehr. Sie interessierten ihn nicht. Es musste leicht sein, sie mit winzigen Bewusstseins splittern zu beherrschen.
    Ruckartig hob Kirmizz den Kopf. Et was zerrte an ihm – ein gieriger, uner sättlich scheinender Einfluss.
    Er entsann sich der wirbelnden Farb explosionen, die ihm die Kraft aus dem Leib gesogen hatten. Bis heute spürte er in der Erinnerung jene beängstigende Schwäche, die ihn daran gehindert hatte, den hageren Terraner zu töten. Eine seltsam unwirkliche Erfahrung war das gewesen.
    Er splitterte seinen Geist auf und suchte intensiver nach dem Maskenträ ger. Doch alle Aktionsquanten griffen ins Leere. Der Gegner entzog sich ihnen – bis Kirmizz endlich verstand, dass diese Kreatur mit ihm spielte. Sie woll te ihn schwächen, ihn zwingen, den Kampf nach ihren Regeln auszutra gen ...
    Er sträubte sich dagegen.
    Sein Aufbegehren war ein Fehler, der ihn ablenkte. Das erkannte er, als ihm der Rückweg verwehrt wurde. Zum zweiten Mal stand er dem Maskenträ ger gegenüber. Unglaublich zerbrech lich erschien ihm dieser Mann. Ver wundbar. Dennoch widerstand der Terraner mühelos Kirmizz’ Versuch, ihn zu beeinflussen.
    Dann ging alles sehr schnell.
    Ein Schwall destruktiver Energie schlug über dem Piloten zusammen. Kirmizz taumelte auf den Terraner zu, unter dessen Maske archaische Gewal ten tobten. Lodernde Glut schlug aus den Schlitzen und brodelte an den Rän dern. Sie verdichtete sich zum Puls schlag der Vernichtung.
    Wie aus weiter Ferne hörte Kirmizz die Reste des Myrre-Bewusstseins schreien. Er sah den Terraner die Hände heben, nach der Maske greifen und ihre Haltebänder lösen. Aber genau das durfte nicht geschehen ...
    Erinnerungsfetzen: ein greller Wir bel, die Ahnung vom Ende der Zeit, Materie und Energie zur Singularität verdichtet ...
    Der Hagere hatte die Maske schon halb gelöst. Kirmizz spürte das Un heimliche, das sich in der grellen Aura manifestierte. Gierig sprang es ihn an.
    Die
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