Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
2494 - Retroversion

2494 - Retroversion

Titel: 2494 - Retroversion
Autoren: Arndt Ellmer
Vom Netzwerk:
Ereignishorizont. Nach und nach verschwanden die Nebelbänke im Nichts.
    Der Terraner kannte solche Vorgänge vom Dengejaa Uveso, das im Zentrum der heimatlichen Milchstraße lauerte und dessen Schwarzschild-Radius bei 295 Millionen Kilometern
    lag.
    Verglichen damit war Athaniyyon ein Zwerg, der es auf lediglich 48 Millionen Kilometer brachte. Selbst der Durchmesser der gesamten Akkretionsscheibe lag mit 235 Millionen Kilometern Durchmesser vergleichsweise niedrig.
    Dennoch rann Rhodan ein kalter Schauer über den Rücken. Athaniyyon war nicht allein. 27.000 kleine Schwarze Löcher flankierten es. Sie tummelten sich bis in eine Entfernung von vier Lichtjahren um das große. Das nächste lag keine zwei Lichttage von
    der JULES VERNE entfernt.
    »Und hier sollen wir die Nadel finden?«, hörte er Lars Brock murmeln.
    Es verging nicht einmal ein Atemzug, bis Lanz Ahakin sich zu Wort meldete. »An alle! Nadel ist okay. Aber den Spruch mit der Nadel im Heuhaufen will ich dieses Jahr nicht mehr hören«, sagte er mit ungewöhnlicher Härte in der Stimme.
    NEMO meldete den Ausläufer eines Hypersturms, der seinen Kurs änderte und auf die Hantel zuraste.
    Rhodan sah, wie der Kommandant seine Fingerspitzen in die halb transparente Oberfläche der Steuerscheibe senkte. Der Trafitron-Antrieb ging erneut in den Aktiv-Modus und drückte das Schiff mit unwiderstehlicher Kraft aus seiner Bahn. Im Antriebsmodus waren alle 144 über die JULES VERNE verteilten Kugeln des Systems zusammengeschaltet. Die maximale anliegende Beschleunigung betrug 1230 Kilometer pro Sekundenquadrat, ein Irrsinnswert, wenn Perry ihn mit denen herkömmlicher terranischer Systeme verglich.
    Für den Bruchteil eines Augenblicks verschwand die JULES VERNE im Hyperraum, brachte zwei Lichttage zwischen sich und den bisherigen Standort. Die Umgebung veränderte sich perspektivisch so gut wie gar nicht. Es wurde draußen lediglich etwas ruhiger.
    »Die Funk- und Ortungsabteilung versucht, die herrschende Flaute zu nutzen«, sagte Lars Brock.
    Wie lange diese anhielt, konnte niemand sagen. Solange der Kosmische Messenger seine Hyperschockwellen durch das galaktische Zentrum schickte, mussten sie immer auf der Hut sein und jederzeit bereit zur Flucht.
    Die Aussichten, GLOIN TRAITOR schnell zu finden, verringerten sich dadurch zusätzlich. Mit viel Glück schafften sie es innerhalb der ersten drei, vier Tage. Und auch das war eigentlich schon zu lang.
    Wir brauchen alles Glück der Welt, dachte Rhodan und drängte tapfer all die pessimistischen Gedanken zur Seite, die sich in sein Bewusstsein schleichen wollten. Was sage ich? Alles Glück des Universums!
    Unter gewöhnlichen Umständen hätten sie eine Chance gehabt, die Nadel des Chaos in den Wirbeln der Akkretionsscheibe zu entdecken. GLOIN TRAITOR war für eine Nadel ziemlich groß. 1848 Kolonnen-Forts ergaben übereinandergestapelt ein in sich verdrehtes Bauwerk von insgesamt 16.632 Kilometern Länge bei einem Durchmesser von 17,6 Kilometern. Die äußere Form erinnerte an die Doppelhelix des Moralischen Kodes, und Rhodan war überzeugt, dass es sich dabei nicht um einen Zufall handelte.
    GLOIN TRAITOR, das war der Regelmechanismus eines künstlich herbeigeführten chaotischen Universums, der Moralische Kode bildete das Pendant im »normalen« Universum.
    Er richtete seine Aufmerksamkeit auf die Orter und Taster der JULES VERNE. Sektor um Sektor durchsuchten sie. Die von den Metaläufern technisch aufgepeppten Aggregate der Hantel arbeiteten mit einem Vielfachen der früheren Leistung und Effizienz. Und so, wie es aussah, schlummerten noch weitere, bisher unbekannte Überraschungen in den drei Schiffsteilen, die weit über den Trafitron und den Hypervastor-Blitz hinausgingen.
    Wer sagt uns eigentlich, dass GLOIN TRAITOR sich hier und nirgendwo anders verbirgt?, überlegte Rhodan weiter. Wir gehen ganz selbstverständlich davon aus, weil dies der sicherste Ort ist. Vielleicht baut TRAITOR ja darauf, dass wir genau das denken.
    Rhodans Gedanken begannen sich im Kreis zu drehen. Mach dich bloß nicht selbst verrückt!, schärfte er sich ein. Es war schwer.
    Nach vier Stunden hielt er es in der Hauptleitzentrale nicht mehr aus und meldete sich ab. Er suchte seine Kabinenflucht auf, wo Mondra ihn erwartete.
    »Nicht überrascht, dass ich hier bin?«, fragte sie und gab ihrer Stimme einen fast beleidigten Klang.
    »Ich habe fest damit gerechnet. Du warst nicht mehr auf deinem Platz, wo sollte ich dich dann finden
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher