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2486 Wispern des Hyperraums

2486 Wispern des Hyperraums

Titel: 2486 Wispern des Hyperraums
Autoren: Hubert Haensel
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lästige mentale Vibrieren gewöhnen. Aber ich bin kerngesund. Nur etwas ... etwas ... derangiert, würde Roi sagen, oder?«
    Er machte sich also ebenfalls Sorgen um Roi. Doch das allein erklärte seine Schwäche nicht, ebenso wenig wie die Existenz des Vibra-Psi. Vermutlich machte ihm die Summe aller äußeren Einflüsse zu schaffen. Gucky protestierte nicht einmal mehr, als der Medoroboter ihn in den leeren Kontursessel setzte und ihm eine Hochdruckinjektion verabreichte.
    Er hatte mich in den letzten Stunden erst an Bord des Tenders teleportiert und danach auf die Ultraschlachtschiffe MICHAEL FREYT und CONRAD DERINGHOUSE. Die Stimmung im Einsatzgeschwader war angespannt, aber zuversichtlich. Hie und da sogar ein wenig euphorisch, obwohl das Vibra-Psi nicht wenigen Besatzungsmitgliedern zu schaffen machte.
    Auf die ROD NYSSEN und die LFT-BOXEN hatten wir es nicht mehr geschafft. Schneller als erwartet hatte Mondra mich informiert, dass Kantiran eingetroffen war. Für die kurze Liegezeit vor Elataum, etwa auf halber Strecke zwischen dem Grenzwall und dem galaktischen Zentrum, hatte ich eine Lagebesprechung anberaumt.
    Müde streckte Gucky mir die Hand entgegen.
    »Vorerst keine Teleportation mehr«, widersprach ich. »Falls du ausfällst, trifft uns das härter, als wenn ich ein paar Meter zu Fuß gehen muss.«
    Er wollte protestieren, brachte aber nicht mehr als ein Murren über die Lippen. Ihm fielen die Augen zu.
    »Der Ilt wird etwa eine Stunde im Tiefschlaf liegen«, erklärte der Medoroboter. »Ich sorge dafür, dass er währenddessen von allen äußeren Einflüssen abgeschirmt wird. Eine höhere Dosierung des Medikaments wäre wegen des Aktivatorchips wirkungslos.«
    Gucky wimmerte im Schlaf. Ich fragte mich, ob er träumte. Die entstehende Negasphäre und die mit ihr greifbar werdende Vorstellung von Leid und Tod ließen seine seelischen Narben wieder aufbrechen. Er war der letzte Überlebende seines Volkes. Gucky mochte sich einst großspurig als »Überall-zugleich-Töter« und »Retter des Universums« gefühlt haben, doch seine Schale war um vieles rauer als sein Kern. Ich wusste, dass er sehenden Auges in den Tod gehen würde, wenn er damit die Existenz bedrohter Völker retten konnte.
    Das galt für alle Mitglieder des Einsatzgeschwaders. Jedem war klar, was uns erwartete, doch keiner redete darüber. Immerhin wollten wir am Ende unserer Mission in die Milchstraße zurückkehren.
    So naiv es klingen mochte, ich sehnte mich danach, die Völker der Lokalen Gruppe eines nicht mehr fernen Tages in der Gewissheit der überstandenen Bedrohung vereint zu sehen. Maahks Seite an Seite mit Tefrodern und Blues; arkonidische und terranische Schiffe gemeinsam auf großer Expedition ...
    Die Zeit würde bald reif dafür sein, meine großen Visionen anzupacken. An Zielen mangelte es nicht, an bedeutenden Fragen, die auf Antworten warteten, ebenso wenig. Immer öfter dachte ich aber darüber nach, ob wir Menschen stark genug sein konnten, uns von allen Zwängen loszusagen und unseren eigenen Weg zu gehen.
    Bislang hatte ich keine Antwort parat. Das Risiko war groß.
    Du stehst im Begriff, den zweiten Schritt vor dem ersten zu tun, mahnte ich mich. Vorerst gilt es, die nächsten Wochen und Monate zu überleben. Konzentriere dich auf das Naheliegende!
    Trotzdem. Niemand, nicht einmal ich selbst, konnte mir das Träumen verbieten. Träume dieser Art machten stark. Wenn nicht nur wir Menschen, sondern viele Völker der Lokalen Gruppe ihren eigenen Weg suchten, würde ES endlich Farbe bekennen müssen. Seit geraumer Zeit sah ich die Handlungsweise der Superintelligenz mit zwiespältigen Gefühlen. ES geizte mit Informationen. Glaubte das Geisteswesen, die Völker seiner Mächtigkeitsballung von Erkenntnissen fernhalten zu müssen, für die wir alle noch nicht reif waren?
    *
     
    »Shona!«
    Aralod Bourne registrierte das jähe Ansteigen ihres Blutdrucks. Canellas Puls raste geradezu, ihr Hautwiderstand veränderte sich ebenfalls beängstigend schnell.
    »Shona, was ist los mir dir?«
    Sie antwortete ihm nicht. Shona stand unmittelbar vor dem geöffneten Schott, als sei sie zur Salzsäule erstarrt.
    »Verdammt!«, stieß Ankhet hervor.
    Beide Männer liefen los. Hinter ihnen, das vernahm Bourne noch, rief jemand nach einem Medoroboter.
    Ankhet erreichte die Frau als Erster. Doch statt sich ihrer anzunehmen, taumelte er gegen den Schottrahmen. Mit einem gurgelnden, qualvollen Laut rutschte er langsam an der Wand zu
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