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2479 - Technomorphose

Titel: 2479 - Technomorphose
Autoren: Unbekannt
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meldete sich eine Stimme. „Die Aufzeichnung lässt keinen Metaläufer erkennen. Bist du dir ganz sicher?"
    Ich starrte auf die Wölbung. Das Gesicht fehlte. Es war weg, als habe es nie existiert. Ich konzentrierte mich auf die Stelle, legte alle Willenskraft hinein, um die Erscheinung wieder sichtbar zu machen. Umsonst.
    „Gerade war er noch da." Irritiert beobachtete ich die glänzende Fläche.
    Hatte ich mir das Gesicht nur eingebildet? Nach all dem, was wir in der Vergangenheit erlebt hatten, wäre das kein Wunder gewesen.
    „Aus anderen Sektionen erhalten wir ähnliche Meldungen", sagte die Stimme.
    Zwischen mehreren Transportschlitten tauchte endlich Lanz Ahakin auf, noch immer den Zweiten Emotionauten im Schlepptau. In Coltons Mundwinkel kreiste der unvermeidliche Stummel einer erloschenen Havanna, wie man diese Art von Zigarre nannte. Sie hatte Colton seinen Spitznamen eingebracht.
    Die beiden Männer blieben stehen, als sie mich sahen. Ahakins linke Augenbraue wanderte ein Stück nach oben, sein einziger Kommentar zu meiner Beobachtung.
    „Das Gesicht eines Metaläufers?", fragte Colton. „Das kann nicht sein!"
    Ich wollte ihn korrigieren. Gerade noch rechtzeitig fiel mir ein, was sie in der Kantine über den Emotionauten flüsterten. Dass er nämlich ein egozentrischer Freigeist war und zu Widerspruch um des Widerspruchs willen neigte. Er dokumentierte damit seine Abneigung gegen alles, was mit Disziplin, Drill und militärischer Ordnung zu tun hatte.
    Natürlich wusste Colton genau wie jeder andere an Bord über das Trafitron-Steuerpult und Nox Hauthorn Bescheid.
    „Du hast völlig recht, Jason. Vergessen wir es." Ich schickte mich an, weiterzugehen.
    Ahakin hielt mich mit einem unwilligen Brummen zurück. „Wo genau, Largo?"
    Ich deutete auf die Wölbung. Da flackerte wieder das Gesicht, pixelte bis zur Unkenntlichkeit, zerstob und kehrte zurück, diesmal um einiges deutlicher als beim ersten Mal.
    „Jetzt sehen wir es", erklang die Stimme aus der Koordination.
    Von der Seite sah ich, wie Coltons Gesicht sich verfinsterte.
    „Das fehlt gerade noch", hörte ich ihn nuscheln. „Nicht genug, dass sie sich mit ihren Maschinen und Nachbauten überall in unserem Schiff verewigt haben, jetzt tun sie es auch noch mit ihren Hologrammen."
    Ich verstand die Metaläufer nur zu gut. Es war nun einmal die Lieblingsbeschäftigung dieser Wesen, Aggregate zu erfinden oder deren Leistung zu verbessern. Die Metaläufer wetteiferten darin, und sie genossen nach jeder vollbrachten Tat den unsterblichen Ruhm einer neuen „Tätowierung" auf einem ihrer Arme.
    „Ich kenne diesen Kerl nicht", fuhr Colton fort. „Zudem sieht er nicht gerade vertrauenerweckend aus."
    Mit zwei schnellen Schritten war er neben mir, schob mich ein Stück zur Seite und streckte die Hände nach der Wölbung aus. Seine Fingerspitzen berührten das Material.
    Das Gesicht löste sich aus der Spiegelfläche. Es quoll heraus, blähte sich Wellen werfend auf, ein dreidimensionaler Kopf mit kurzem Halsansatz wuchs empor. Mehr war vom Körper des Metaläufers nicht zu sehen. Die Projektion fing an zu sprechen. Erst war es nur ein Krächzen, das uns erreichte. Wortfetzen erklangen, ebenso verzerrt wie das Gesicht. „Grxsssgr...läufer Ilz Namib grxsssgr ...!", verstanden wir. „Das ssspschhhh kann nurrrr ... aktiviert ... ssssrpong ... werden, wenn trrrrrpsssskchhhhh besteht!"
    In Ahakins Gesicht zuckte es, ob vor Ärger oder Belustigung – schwer zu sagen. Coltons Zigarrenstummel kreiste schneller, erstarrte dann schlagartig.
    „Was kann nur aktiviert werden, wenn was besteht?", fragte der Emotionaut übermäßig laut.
    Die Projektion reagierte nicht. Wie schon zuvor zerflirrte das Gesicht in einem Pixelschauer.
    „Sprachanalyse!", wies ich die Mikropositronik des SERUNS an. Das Ergebnis war gleich null. Aus den Störungen ließen sich keine Rückschlüsse auf Wörter ziehen, weder aus der Sprache der Mächtigen noch aus einem anderen uns bekannten Idiom.
    „Das war es dann wohl", meinte Ahakin. Der Kommandant der JV-1 wühlte die Finger in seinen Backenbart. „Nicht gerade ergiebig, was dieser Ilz Namib uns mitteilt. Irgendetwas besteht nicht und kann deshalb nicht aktiviert werden. Es dürfte müßig sein, die Funktion des Kastens mit herkömmlichen Methoden zu ergründen."
    Colton fuhr mit den Handflächen über die Wölbung. „Wir könnten das Ding unter einen Paratron legen und es zerstören. Vielleicht lassen sich die Metaläufer dann
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