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2465 - Nach der Stasis

Titel: 2465 - Nach der Stasis
Autoren: Unbekannt
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Melech entdeckt – und euch aufgeweckt."
    Die letzten Worte kamen hastiger als alles vorher. Als fürchte sich der TAI-Servo vor dem eigenen Fehlverhalten. Es war nicht richtig, dass Servos im Stasisschlaf Liegende weckten, davon war Selexon nun endgültig überzeugt.
    „Wer hat euch die Befugnis erteilt?", fragte er lauernd.
    Ein solches Fehlverhalten musste unweigerlich zur Anklage führen. Hatte es das jemals gegeben, dass einfache Servos einen Thermodyn-Ingenieur übergingen? Das Urteil konnte nur auf Verbannung aus CHEOS-TAI lauten.
    Taffanaro schwieg.
    „Warum antwortest du nicht?", herrschte Selexon den Pelzigen an. „Ich will wissen, von wem die Befugnis stammt!"
    Taffanaro und der Kleinere, der sich schräg hinter ihm hielt, bedachten sich gegenseitig mit einem verwirrten Blick.
    „Von ..." Taffanaro schloss eine Hand um seine beiden riesengroßen Zähne.
    Kein Zweifel, dass er davor zurückschreckte, die Verfehlung einzugestehen.
    Dass er wusste, welchen Vertrauensbruch er begangen hatte, wog umso schwerer.
    „Servo-Unterstützung wurde angefordert. Aber das Problem ist, Fremde haben das verlangt. Sie gehören nicht zu CHEOS-TAI. Sie sind in den GESETZ-Geber eingedrungen und versuchen, sich in seiner Bedienung zurechtzufinden."
    Die Mentale Revision war mit einer Umstrukturierung einhergegangen. Das war Selexon plötzlich wieder bewusst.
    „Diese Fremden sind vielleicht die neuen Herren des GESETZ-Gebers", vermutete er. „Sie brauchen mehr Zeit als nur wenige Wochen ..."
    „Nein, nein!" Heftig mit einer Hand wedelnd, fiel der Servo dem Tibirian Melech ins Wort, aber Selexon ignorierte den Vorfall. „Das sind Fremde! Sie gehören nicht hierher! Sie haben die Servo-Unterstützung irrtümlich angefordert. Weil sie nicht einmal wissen, was das bedeutet, und schon gar nicht, dass wir Heromet aus der Stasis aufgeweckt werden. Ein Teil des Problems ist die Zeit, die wir im Konservierungsschlaf verbracht haben: neunundzwanzig Millionen Jahre!"
    Neunundzwanzig ... Inkh Selexon brachte den Gedanken nicht zu Ende.
    Absurd, sagte er sich. Die Servos hatten den Verstand verloren – ein Grund mehr, gegen sie Fiktiv-Anklage zu erheben.
    Andererseits: Deshalb spürte er Tod und Leben so nahe beieinander. Und dass er sich schwach fühlte, krank geradezu, erklärte sich aus dieser unglaublichen Zeitspanne. Mehrere galaktische Zeitalter waren vergangen. Für einen solchen Zeitraum waren die Stasisliegen vermutlich nie gedacht gewesen.
    „Ist das alles?", hörte Selexon sich fragen. Jedes Wort stieß er wie eine wütende Anklage hervor. Er konnte nicht anders, musste das tun, was er stets getan hatte, nämlich Schaden von CHEOSTAI abwenden. Keine Mentale Revision würde es jemals schaffen, ihn seine Aufgabe vergessen zu lassen.
    Bebend hörte er zu, was Taffanaro ihm berichtete.
    Vergeblich hatten die Servos versucht, kompetente Hilfe gegen die fremden Eindringlinge zu mobilisieren. Doch offensichtlich war die gesamte ursprüngliche Besatzung in den Stasisschlaf versetzt worden. Ungezählte Tote, nach all den Jahrmillionen zu Staub zerfallene Körper – mehr hatten die Servos nicht vorgefunden. Erst zuletzt den Schlafsaal der Tibirian Melech.
    „Ich habe angeordnet, die Schläfer in diesem Saal aufzuwecken", gestand Taffanaro. „Die Tibirian Melech sind höchstwahrscheinlich die Einzigen, die Klarheit in das Geschehen an Bord bringen können."
    „Was ist mit den Fremden?", herrschte Selexon den TAI-Servo an.
    Furchtsam schaute das pelzige Wesen zur Seite. „Ich ... wir ... wir hoffen, dass die Tibirian Melech wissen, was zu tun ist."
     
    *
     
    Inkh Selexon war entsetzt. Was bildete sich der TAI-Servo eigentlich ein? Die Tibirian Melech waren keine Techniker, und sie würden es schon gar nicht wagen, sich mit den Thermodyn-Ingenieuren auf eine Stufe zu stellen. Nie hatten sie gelernt, den GESETZ-Geber zu beherrschen; ihre Aufgabe war einzig und allein, die Gesinnung der Besatzungen zu analysieren und Fehlentwicklungen zu verhindern. Und je mehr einfache ausführende Organe wie die Servos ihre Zuverlässigkeit betonten und zugleich Sorgen über andere Dinge äußerten, desto mehr Anlass sah Selexon, sich näher mit ihnen zu befassen.
    Der TAI-Servo neben der Stasisliege redete so hastig wie jemand, der sich alle Mühe gab, unlautere Machenschaften zu verbergen.
    Inkh Selexon unterbrach ihn schließlich mit einem harschen Ausruf: „Sei endlich still, du Schwätzer! Oder ist dir egal, was ringsum vor sich
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