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2456 - Akademie der Mikro-Bestien

Titel: 2456 - Akademie der Mikro-Bestien
Autoren: Unbekannt
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eine alte terranische Redewendung. Vielleicht hast du sie schon gehört. Steter Tropfen höhlt den Stein."
    „Das Prinzip ist mir klar, aber ich höre den Spruch zum ersten Mal."
    „Turagga darf kein Einzelfall bleiben. Ihr braucht viele Ärzte. Ihre Kunst rettet ein Mehrfaches an Leben. Und euer Leben ist ebenso wertvoll wie das anderer Wesen."
    „Danke!"
    „Nichts zu danken. Es ist die Wahrheit. Bis später!"
    Senego Trainz wartete darauf, dass Noviel Residor ihn erneut aufsuchte, aber der Terraner ließ sich an diesem Abend nicht mehr blicken. Sein Abschiedgruß „Bis später!" besaß eine leicht abweichende Bedeutung von dem, was der Anführer der Mikro-Bestien sich darunter vorstellte.
    „Nach wie viel tausend Stunden werden wir diese Sprache so beherrschen, dass wir einigermaßen mit ihr umgehen können?", fragte er leise, als er an der neuen Transmitterstation vorbei zu seinem Wohnhaus zurückkehrte. TraiCom war ihre „Muttersprache", aber Terranisch hatte gute Chancen, zu ihrer Heimatsprache zu werden. Nach noch nicht einmal einem Vierteljahr verspürte Trainz so etwas wie Verbundenheit zu diesem Sonnensystem und seinen Bewohnern.
    „Guten Abend, das ist aber eine Freude!", klang es ihm entgegen.
    „Möchtest du, dass ich dich ein Stück begleite?"
    Senego Trainz stutzte. Die Silhouette der Mikro-Bestie schien ihm geläufig, aber die Stimme war ihm fremd. Und erst die Ausdrucksweise.
    Trainz konnte sich nicht vorstellen, dass eine Mikro-Bestie jemals so gestelzt daherreden würde.
    „Von mir aus", antwortete er.
    Die Gestalt geriet in den Schein der nächsten Straßenlampe, und Trainz blieb wie angewurzelt stehen.
    „Du?"
    „Mit Verlaub! Ich bin es tatsächlich."
    „Aber – wieso? – du solltest doch noch in der Klinik auf Mimas sein!"
    „Der Eingriff verlief leichter als gedacht. Und ich hatte einen sehr rührigen und aufmerksamen Pfleger", klang es Trainz entgegen. „Khiz Turagga ist für diesen Beruf wie geschaffen, ein richtiger Segen für ungehobelte Patienten wie mich."
    „Doray Celvius!" Trainz konnte es noch immer nicht recht fassen. „Ich denke, wir haben einen längeren Spaziergang vor uns."
    „Wenn es denn recht ist. Von mir aus gern, Anführer!"
     
    *
     
    Sie wehrten sich gegen jedes Argument, allen voran Mor Frant. Sie entzogen sich der Diskussion und stellten sich damit außerhalb der Gemeinschaft. Sie, das waren vier Dutzend Mikro-Bestien, die sich in den vergangenen Wochen immer enger um den stellvertretenden Anführer geschart hatten. Ihnen hielt er seine flammenden Reden vom Kampf und der Kampfmoral.
    Das Wort „Kampfmoral" benutzte er, seit er es von einem der TLD-Ausbilder gehört hatte. Von Moral außerhalb des Kampfes sprach er jedoch nie, und das machte ihn nicht nur Senego Trainz unsympathisch.
    „Keine Kompanien" verkündete Frant laut. „Wo kämen wir da hin, wenn wir uns in Baracken sperren ließen. Dann hätten wir gleich in der DERUFUS bleiben können."
    „Wer hat etwas von Baracken gesagt?", rief Trainz von der anderen Straßenseite. „Der TLD?"
    Mor Frant hielt es nicht einmal für nötig, ihm zu antworten. Er gab seinen Anhängern einen Wink. Sie gingen weiter, die Hauptstraße entlang, und ließen Trainz stehen. Ein deutlicheres Zeichen ihrer Geringschätzung konnten sie nicht geben.
    Senego Trainz kehrte ins Haus zurück. Khiz Turagga wartete schon auf ihn. In seiner Begleitung befanden sich neun Mikro-Bestien, deren Namen ihm nicht geläufig waren.
    „Ich möchte dir die neuen Praktikanten vorstellen. Sie durchlaufen ebenfalls eine Ausbildung auf Mimas und werden in meine Fußstapfen treten."
    „Ich wünsche euch viel Ausdauer, der Beruf ist nicht einfach", sagte Trainz. „Turagga ist ein echter Pionier. Nehmt ihn euch als Vorbild!"
    Er begleitete sie in den Aufenthaltsraum und bot ihnen Getränke an. Anschließend winkte er den angehenden Mediker zu sich auf sein Zimmer.
    „Ich möchte dich kurz unter sechs Augen sprechen."
    „Es geht um Mor Frant", vermutete Turagga. „Ich hörte euren Wortwechsel."
    „Frant ist kein Thema. Nicht heute.
    Nein, ich spreche von Doray Celvius.
    Wie beurteilst du seine Entwicklung?"
    „Es ist, als sei ein Wunder geschehen. Vorher war er mürrisch und aggressiv. Jetzt, mit dem Chip im Gehirn, der sein Sprachzentrum reguliert, erleben wir ihn als völlig anderes Wesen. Wie verwandelt."
    „Würdest du sagen, er hat sich nur deshalb Frant angeschlossen, weil er unglücklich war?"
    „Ja."
    „Wie könnten wir
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