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244 - Der dunkle Traum

244 - Der dunkle Traum

Titel: 244 - Der dunkle Traum
Autoren: Volker Ferkau
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was ihn geweckt hatte. Es klang, als schüttelte jemand eine mit Reis gefüllte Blechdose. Einige Regentropfen liefen über sein Gesicht. Das Dach der Hütte war in den letzten Monaten etwas undicht geworden. Rulfan gähnte und wischte sich das Gesicht ab.
    Er beugte sich über die schlafende Lay. Ihre Haut duftete nach Moos. In ihren kurzen krausen Haaren schimmerte Regenwasser. Rulfan bog seinen Rücken durch, streckte seine Beine und stellte fest, dass er schmerzfrei war. Er hatte verdammt viel Glück gehabt, obwohl er auf seinen Dickschädel gefallen war.
    Eine Gehirnerschütterung? fragte er sich. Er hatte viele Menschen gekannt, die an dieser Verletzung litten. Besonders nach Kämpfen war sie nicht selten. Ein paar Tage schlafen, viel Ruhe, reichlich trinken, mäßig essen, und alles würde gut werden. Die schlimmsten Symptome waren leichte Veränderungen der Wahrnehmung, Schwindel und Übelkeit. Und schlechte Träume…
    Rulfan ließ sich vom Lager gleiten. Auf Zehenspitzen huschte er zum Ausgang und trat in den Regen hinaus. Er reckte die Arme nach oben und ließ das kühle Wasser über seine erhitzte Haut laufen. Binnen Sekunden war er klitschnass. Er schloss die Augen, legte den Kopf in den Nacken und genoss den weichen Regen, den würzigen Duft des Dschungels und dass er sich gesund fühlte. In den Handflächen fing er Wasser auf und spülte sich den Mund aus.
    Dann beugte er sich vor und stützte sich auf die Oberschenkel. Lachen! Er wollte lachen! Eine unendliche Leichtigkeit hatte sich seiner bemächtigt. Er war nicht nur aus einem bösen Traum erwacht, er war daraus hervorgetreten.
    Ein weißer tropfender Vorhang nahm ihm die Sicht. Er richtete sich auf und warf mit einer schnellen Kopfbewegung die langen Haare in den Nacken.
    Chira war ihm gefolgt und legte ihren Kopf an sein Bein. Rulfan kraulte ihren Nacken. Sie machte einen Seitenschritt und schüttelte sich. Wasser spritzte aus ihrem Fell. Dann war sie wieder bei ihm. Ihre Körperwärme tat Rulfan gut. Ich habe dich vermisst, schien sie zu sagen.
    Rulfan ging zurück in die Hütte.
    In einiger Entfernung zur Schlafstatt befahl Rulfan der Lupa, sich hinzulegen. Dann schlüpfte er mit geschmeidigen Bewegungen zu Lay auf die Kissen. Er küsste ihren Rücken. Seine Lippen fuhren über die warme seidige Haut, bis hoch in die Halsbeuge. Einige seiner nassen Haare wischten über ihre Haut. Lay erschauerte wohlig und drehte sich auf den Rücken. Ihre wohlgeformten Brüste reckten sich Rulfan entgegen, während zwischen ihnen ein winziger Schweißtropfen schimmerte. Er beugte sich über sie und küsste die Spitzen. Lay schnurrte wie eine Wildkatze und legte ihre Arme um seinen Hals. Sie griff in seinen Nacken und zog seine Lippen an die ihren. Ihr Kuss war leidenschaftlich und begehrend.
    »Rulfan mich nehmen…«, murmelte Lay schlaftrunken. Und sie liebten sich, brannten wie ein Vulkan, gaben sich gegenseitig hin, erreichten gemeinsam den Höhepunkt ihrer Gefühle und lagen dann erschöpft nebeneinander.
    »Wann gehen?« flüsterte Lay.
    »Was meinst du?«
    »Wann du gehen mit Aldous?«
    »Wohin sollte ich gehen?«, fragte Rulfan, der nicht wusste, was sie meinte. Er lauschte in die Stille. Ein Wassertropfen schien in die Ölflamme getropft zu sein, denn es zischte und milchiger Rauch stieg auf.
    »Du oft gesagt. Gehen mit Aldous. Gehen nach Daa’tan…«
    »Wann um alles in der Welt habe ich das gesagt?«
    »Oft!«
    »Als ich bewusstlos war?«
    »Im Schlaf und Traum. Daa’tan böser Mann. Muss sicher gefangen sein.«
    Rulfan seufzte. »Dummes Gerede. Ich bin hier bei dir und hier bin ich glücklich. Ich bin froh, wenn ich die Wolkenstadt nie mehr wieder sehe.« Die Augen fielen ihm zu. Das Prasseln auf dem Dach der Hütte wurde leiser. Das Rauschen in den Blättern nahm ab. Die Ölflamme erlosch. Rulfan schlief ein.
    ***
    »Ich komme so schnell wie möglich zurück!«, verkündete Rulfan lauthals und schulterte den Rucksack. »Ich werde mit Aldous zur Wolkenstadt gehen. Nur er und ich, und die Valvona. Chira lasse ich hier bei dir. Wir kümmern uns um Daa’tan!«
    »Lay wünscht dir Glück«, erwiderte seine Geliebte. »Und freut sich auf dich. Wenn Rulfan wiederkommt.«
    Der Albino schlug Aldous auf die Schulter. »Lass uns aufbrechen, mein Freund. Wir haben etwas Wichtiges zu erledigen! Wir werden diese Welt ein kleines bisschen besser machen!«
    Die Sonne ging auf, als die Männer die Dorfgemeinschaft verließen. Winda, die Valvona, stelzte neben
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