2435 - Die Nega-Cypron

wollte.
    Es machte ihn zu einem Fremden.
    Es gab 3500 Gründe, aus denen sich Alaska Saedelaere an Bord der JULES VERNE fremd fühlte. Es gab 3500 Besatzungsmitglieder. Nicht einmal Mondra schaffte es, ihn nicht zu fürchten, ihn und das Cappin-Fragment.
    Nicht einmal Icho Tolot konnte seinen Argwohn überspielen, den er dem Maskenträger gegenüber empfand. Umso mehr die anderen, die, die ihn nicht kannten. Für sie war er in erster Linie ein Freak.
    Als Unsterblicher stand er ohnehin in Distanz zu ihnen und als Friedensfahrer noch mehr, denn diese Organisation war zwar mit Terra verbündet, aber nicht deckungsgleich. Manch einer zeigte ihm deutlich: Du hast gewählt, also lebe damit.
    Alaska drehte sich zur Seite, sodass das Irrlichtern seiner Maske auf den Schrank fiel. Auf den einen Schrank, hinter dem sich etwas verbarg, was hier nichts zu suchen hatte.
    Der Vektor-Helm.
    Geschützt in seinem Etui.
    Er wusste, dass es dazu diente, sich zu orientieren, wo andere Orientierung versagte. Und er wusste, dass es nur einen Teil der Nachtlicht-Rüstung ausmachte.
    Er wusste nicht, auf welcher Technologie das alles basierte. Er kannte die Nebenwirkungen nicht, die auftreten mochten, und er wusste nicht, ob der Helm ein Danaergeschenk war oder nicht.
    Denn womöglich existierte ein und derselbe Helm in dieser Zeit zweimal.
    Irgendwo in Phariske-Erigon, geflüchtet vor den Dieben der LAOMARK und hier, in seiner Kabine, aus der Zukunft mitgebracht.
    Und damit bestand die Gefahr eines Zeitparadoxons, sollten sich die beiden Helme je begegnen.
    Niemand vermochte zu sagen, was dann geschähe.
    Alaska hatte beschlossen, dass der Helm diese Kabine unter keinen Umständen verlassen durfte. An diesem Ort konnte er keinen Schaden anrichten.
    Warum aber war er dann überhaupt an Bord? Wieso hatte er ihn mitgenommen in die tiefe Vergangenheit?
    Oder hatte der Vektor-Helm ihn hierher befohlen? Weil er wusste, dass er gebraucht wurde?
    Es gab nur eine Möglichkeit, das herauszufinden.
    Alaska Saedelaere, der Mann mit der Maske, würde den Vektor-Helm aufsetzen.
    Jetzt.
     
    5.
    27. Dezember
    Erzählung Randa Eiss
     
    Noch 150 Jahre bis zur Vernichtung der Heimat, also vor insgesamt 800 Jahren.
    Das Vibra-Psi nahm erstmals Einfluss auf das Volk der Cypron. Es erzeugte unkontrollierbare Mutationen, die in alle Richtungen wirkten. Tödliche Zellwucherungen waren in den Geburtsbecken ebenso an der Tagesordnung wie die Kreation wundersamer Begabungen.
    Alle Völker Tare-Scharms klagten über ein ähnliches Schicksal. Manche nahmen die Plage als gegeben hin, andere fürchteten sie, wiederum andere sahen sie als Heil, mit dessen Hilfe sie den Truppen TRAITORS etwas entgegenhalten konnten.
    Die Chaotarchenkräfte scherten sich kaum um Telekinetenheere, Trupps von Zündern oder Telepathen. Mit stoischem Gleichmut nahmen sie geringfügig vermehrte Ausfälle an manchen Fronten zur Kenntnis. Der Verlust von Hunderttausenden Arbeits- und Kampfkräften scherte sie genauso wenig wie die Vernichtung technischen Materials.
    Irgendwoher kam ein stetig fließender Strom an Nachschub. Aus einer Quelle, die niemals versiegte. Die Kohorten der Terminalen Kolonne erdrückten die Verteidiger Tare-Scharms, und die für kurze Zeit aufgeflammte Hoffnung, mithilfe paranormaler Kämpfer ein Gleichgewicht der Kräfte herstellen zu können, erlosch bald wieder.
    Diese neue Art der Cypron ...
    Sie kannte keine Kiemenatmung mehr. Binnen weniger Generationen entstanden reine Luftatmer, die sich auch in der Körpergröße von allen anderen Cypron unterschieden. Sie zogen sich in die abgeschiedensten Flecken der alten Heimat zurück. Sie pflegten die Fortpflanzung untereinander, als betrachteten sie sich als elitär.
    Vielleicht hatten sie nur Angst vor den Reaktionen der „normalen" Cypron.
    Sie vermehrten sich. In Maßen, aber stetig. Ihre Population wuchs allmählich, und mit der Zeit kamen neue Wesenszüge zum Vorschein. Unter dem Einfluss des Vibra-Psi wurden sie Geschöpfe eines absolut überlegenen Orientierungsvermögens in den vielfältigen Sphären der Proto-Negasphäre.
    Sie waren den Sphärikern – wie die Cypron der Gegenwart sie kannten – um Potenzen überlegen. Spielerisch entzifferten sie die chaotischen hyperenergetischen Informationen, die in Tare-Scharm allmählich überhandnahmen und herkömmliche Raumschifffahrt erschwerten. Sie mussten keine Signale der Raum-Zeit-Router anzapfen, nein!
    Denn die Proto-Negasphäre war ihr Element. Sie waren