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2429 - Das Terminale Beben

Titel: 2429 - Das Terminale Beben
Autoren: Unbekannt
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in diesem Moment nur noch zwei Scheinwerfer, die ein diffuses Licht verbreiteten. Aus dem feuchten Dschungel trieben erste Dunstschwaden auf die Lichtung, ein Zeichen, dass die Morgenstunden nicht mehr fern waren.
    Die beiden Roganer achteten nicht auf das, was sich über ihren Köpfen ereignete. Ihre Sinne hätten vermutlich nicht einmal mehr den Luftzug wahrgenommen, wenn eine der Scheiben dicht über ihre Köpfe geflogen wäre.
    Wie Gebirge ragten sie auf, Gebirge, die sich bewegten. Sie schienen bis in den Himmel zu wachsen, und sie entfalteten ungeahnte Kräfte. Mit den Händen rissen sie Bäume aus und zerschmetterten Felsbrocken. Ihre Gesichter zeugten von einer Wildheit, die dem Genprox-Analysten einen Schauder nach dem anderen über den Rücken jagte. Die Schädel waren fast haarlos, die Knochen über den Augen weit vorgewölbt. Die fliehende Stirn und das fleischige, vorspringende Kinn taten ein Übriges.
    Am beeindruckendsten fand Ish Conart das Riechorgan, das als dicker Wulst zwischen den Augen entsprang und über dem Mund zu einer breiten Masse mit zwei gewaltigen Öffnungen wurde. Durch jedes dieser Nasenlöcher hätte ein Roganer problemlos einen Genprox-Analysten einatmen können.
    „Schussdistanz erreicht!", meldete der linke Sammler.
    „Freigabe erteilt!", bestätigte Ish. Er heftete seinen Blick auf die Ortungsanzeige. Sie bildete die Positionen der sieben anderen Jets ab. Aus unterschiedlichen Höhen und Distanzen schossen die Sammler ihre Harpunen ab. Armdicke Pfeile waren es, gemessen an den Armen der Genprox-Analysten.
    Für die mutierten Roganer mochten es nicht viel mehr als Nadelstiche sein.
    Nur acht der vierzehn Geschosse trafen, weil die beiden schwankenden Gestalten das Gleichgewicht verloren und in ein Gebüsch fielen. Die Pfeile öffneten sich beim Aufschlag, ihre Spitzen klappten auseinander. Die Innenseiten besaßen scharfe, gebogene Kanten, die Haut und Fleisch abschnitten. Blitzartig schlossen sich die Spitzen wieder, die Geschosse flogen weiter, bis Traktorstrahlen sie ergriffen und zurück in die Jets holten.
    „Und weg hier!"
    Die Scheiben beschleunigten, während die Pfeile einschleusten und in sterile Behälter schwebten. Die Jets gewannen schnell an Höhe – nicht genug für die langen Arme der Riesen. Aber die beiden Roganer hatten alles andere zu tun, als nach oben zu sehen. Und selbst wenn, hätten sie in ihrem Zustand vermutlich wenig erkannt. Sie kämpften mit dem Gleichgewicht. Einer schrie grölend auf, weil er sich scheinbar an einem der Äste verletzt hatte.
    Ish Conart sah zu, wie einer der Automaten eine winzige Probe aus einem Behälter separierte, sie in ein Reagenzglas legte und eine Flüssigkeit darüberlaufen ließ.
    „Die Probe ist brauchbar", meldete die Maschine.
    Ish gab das Kommando zum Aufbruch. Es war schneller gegangen, als er gedacht hatte. Die Scheiben kehrten zum Rand der Insel zurück, schwebten in der schlechten Thermik der zweiten Nachthälfte in geringer Höhe über das Wasser zum Festland. Irgendwann auf halbem Weg gerieten sie in einen Warmluftstrom, der sie hinauf in schwindelnde Höhen sog.
    Mit Ausnahme der Piloten legten sie sich schlafen in dem Gedanken, dass Mirongron ihnen entgegenkam und bald die Küste erreichte.
     
    4.
     
    Das Gefühl, vom Himmel zu fallen, war Ish Conart nicht neu. Im Simulator hatte er es als junger Genprox-Analyst oft geübt, im Einsatz etliche Male erlebt. Er wusste, wie er reagieren musste. Er ließ die Scheibe stürzen, erhöhte nach und nach den Schub des Feldtriebwerks und fing den Jet über dem undurchdringlich erscheinenden Dach des Dschungels ab. Ein Blick der beiden linken Augen auf den Himmel über sich zeigte ihm, dass alle Fahrzeuge das Manöver nachvollzogen. Sie schalteten die Triebwerke ab und gingen in Gleitflug über.
    Das Blätterdach unter Ishs Jet verzerrte sich leicht. Hyperphysikalische Einflüsse tauchten in diesem Stadium vor der Vereinigung zweier Chaotischer Zellen immer wieder auf. Im schlimmsten Fall zerstörten sie Garnisonen und ganze Stöcke der Genprox-Analysten.
    Der Automat des Jets löste Alarm aus. In gefährlicher Nähe zu dem kleinen Verband zeichnete sich eine Strukturverwerfung ab. Die Scheiben änderten ihre Flugbahn und versuchten auszuweichen.
    „Bald ist es so weit", sagte Ish Conart. „Die Phänomene werden stärker.
    Zehn bis zwanzig Tage noch ..." Nach einem erneuten Blick auf die Ortungsanzeige fügte er hastig hinzu: „Wir landen so schnell wie
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