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2415 - Armee der Mikro-Bestien

Titel: 2415 - Armee der Mikro-Bestien
Autoren: Unbekannt
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keine Sterneninseln namens Hangay, Milchstraße, Andromeda, sondern nur noch die Negasphäre und ihre entsetzlichen Auswirkungen als ein Bollwerk der Chaosmächte.
    Er war dann vielleicht immer noch Ressource für die Erschaffung eines Duals. Eine Ressource, deren Geist längst an der Grenze des Wahnsinns balancierte.
    Wie sehr er jetzt schon diese verdammte Stille hasste!
    In dem Moment durchbrach etwas die Wandung des Konservierungstanks.
    Roi Danton wurde von der aufplatzenden Wand zur Seite gedrückt. Ein Hagel von Bruchstücken ging über ihm nieder, aber zugleich fiel ein Schatten über ihn. Riesige Hände packten zu und bewahrten ihn vor Verletzungen.
     
    *
     
    Einige Sekunden, mehr nahm das alles nicht in Anspruch. Ich war nicht der spontane Sofortumschalter wie Perry, jedenfalls nicht in dieser Situation, die seit geraumer Zeit an meinem Selbstverständnis zehrte. Entsetzen, Panik und Resignation – unglaublich nahe lagen diese Emotionen für mich beieinander, vor allem hatten sie etwas Lähmendes, dem ich mich nur sporadisch entziehen konnte.
    Die Luft wurde mir aus der Lunge gepresst, als zwei monströse Pranken meinen Leib umschlossen und mich in die Höhe zerrten. Ein massiger Arm zuckte haarscharf über mich hinweg und fegte die Überreste des Konservierungstanks beiseite, während mich gleichzeitig eine weitere Hand – jeder der gespreizten Finger schien so dick wie mein Unterarm zu sein – schützte.
    Meine Umgebung blieb ein Konglomerat düsterer Eindrücke und wirbelte viel zu schnell an mir vorbei. Ich wurde gegen einen massigen Brustkorb gedrückt und schrammte über schwarzbraune schrundige Haut, deren Unebenheiten mir Gesicht und Hände aufschürften.
    Sofort schmeckte ich Blut auf den Lippen und spürte es warm über meine linke Schläfe rinnen, aber vielleicht waren das nur Überreste des Konservierungsfluids.
    Ganymed hatte mich aus dem Tank befreit. Obwohl ich herzlich wenig erkennen konnte, zweifelte ich nicht daran, dass es Ganymed war. Die Makro-Bestie hatte also reagiert und mich nicht zurückgelassen, und nun presste sie mich schützend an sich, wie es eine Mutter mit ihrem Kleinkind getan hätte; dieser Vergleich war plötzlich da und fraß sich in meinen Gedanken fest.
    Über Wochen hinweg hatte ich der Makro-Bestie mit dem winzigen Laser Morsezeichen geschickt. Aber nun ...
    ... wir begegneten uns zum ersten Mal sozusagen hautnah. Zu nahe! Falls Ganymed noch fester zupackte, würde er mir das Rückgrat brechen.
    Tränen verschleierten meinen Blick.
    Ich rang nach Luft, glaubte ersticken zu müssen, zumal die Bestie eine beklemmende Ausdünstung verströmte. Salmiak, Blutgeruch und ein fauliges Aroma – dieses Odeur hatte etwas Betäubendes, war wie der Geruch des Todes.
    Einen Herzschlag lang schien sich alles in gleißender Helligkeit aufzulösen.
    Sengende Hitze fauchte heran, die mir vollends den Atem raubte. Ich röchelte nur noch und fragte mich, wie lange die Kolonnen-Anatomen wohl brauchten, um das Genetische Magazin mithilfe ihrer Roboter zu stürmen.
    Ganymeds schneller Lauf schüttelte mich durch, und während sein Aufschrei beinahe meine Trommelfelle zerriss, hatte ich das Gefühl, dass sich mein Magen umstülpte. Die Makro-Bestie tobte durch einen Feuersturm.
    Ich weiß nicht, ob ich ebenfalls schrie, aber ich glaube dennoch, dass ich mein Entsetzen genauso hinausbrüllte, wie ich versuchte, die Bestie zu beeinflussen.
    Beides war sinnlos. Ich erkannte es nur nicht, weil Dantyren in meinen Gedanken Gestalt annahm und mich ablenkte ... weil Yrendir versuchte, mich zu beherrschen ... weil die riesenhafte kristalline Gestalt des Antakur von Bitvelt nach mir griff.
    Dantyren ...! Ich glaubte, einen zwingenden Ruf zu vernehmen. Aber ich war nicht Dantyren – ich nicht! Und meine Kopie lebte nicht mehr. Ihr war die Kralle des Laboraten eingepflanzt worden, und ...
    Woher wusste ich, dass ich selbst keine Kralle im Schädel trug? Viel zu lange hatte ich im Tiefschlaf gelegen, ohne wahrzunehmen, was um mich herum und vor allem mit mir geschah. Vielleicht war ich längst ebenfalls eine Marionette, als billiges Werkzeug der Chaosmächte dazu ausersehen, die Milchstraße zu Fall zu bringen. Ließ man mich gewähren, um mich in falscher Sicherheit zu wiegen?
    Abrupt endete die wilde Bewegung der Bestie, wenngleich mein Empfinden blieb, in einem rasenden Wirbel gefangen zu sein.
    Die Umklammerung lockerte sich. Ich konnte wieder freier atmen und sog die heiße Luft in mich
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