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239 - An der Pforte des Hades

239 - An der Pforte des Hades

Titel: 239 - An der Pforte des Hades
Autoren: Mia Zorn
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über die Frontscheibe des Cockpits. Schnee rieselte durch den Riss und ohne Zweifel verursachte die Scheibe die Geräusche. Matts Herz klopfte schneller. Er beleuchtete nacheinander die anderen Fenster. Vor sämtlichen Scheiben türmte sich Schnee. Erst jetzt fiel ihm auf, dass das Heulen des Sturmes nur noch wie durch Watte zu hören war. Großer Gott, wir befinden uns in einem Schneegrab.
    Er weckte Aruula und erklärte ihr die Situation. »Wir müssen irgendwie versuchen, uns Luft zu verschaffen. Außerdem müssen wir mit Schneeeinbruch rechnen, wenn die Frontscheibe nachgibt. Auf jeden Fall wird es ziemlich kalt werden.« In Windeseile zogen sie sich ihre Kleidung über. Während Aruula alles Mögliche zusammen sammelte, was sie für einige Tage zum Überleben brauchten, löste Matt eine Wandplatte neben der Einstiegsluke. Er fand, was er suchte: die Schläuche für die Pneumatik der Verriegelung. Mit seinem Messer schnitt er die armlangen Röhren heraus.
    Doch seine Idee, die Einstiegsluke einen Spalt breit zu öffnen und die Schläuche durch den Schnee nach oben zu schieben, scheiterte daran, dass die manuelle Verriegelung klemmte. So sehr er sich auch bemühte, sie ließ sich nicht öffnen. Dann eben durch eines der Fenster, dachte er. Matt entschied sich für das kleinste neben der Luke. Er lief ins Cockpit und fischte unter einem der Sitze eine kleine Axt aus dem Notfallkoffer. Als er wieder zur Luke zurückgekehrt war, brannten seine Lungen und Schweiß klebte auf seiner Haut.
    War es nur Einbildung, oder wurde die Luft tatsächlich von Minute zu Minute dünner? Ein Grund mehr, sich zu beeilen. Matt fixierte einen Punkt an der Scheibe und schwang die Axt.
    »Warte!«, rief Aruula, die eben noch dabei war, zwischen den hinteren Sitzen eine Barrikade gegen einen möglichen Schneeeinbruch zu bauen. Jetzt kam sie an seine Seite und deutete auf eine Stelle oberhalb der Lukenwand. »Da ist etwas.« Es dauerte ein Weilchen, bis Matt es auch hörte. Ein Scharren und Schleifen. Als ob jemand den Schnee über ihnen wegschaufeln würde. Das Scharren wurde lauter und wanderte die Wand hinunter.
    Matt ließ die Axt sinken. Aruula neben ihm lauschte angestrengt. Das Kratzen und Scharren war nun direkt über der Scheibe der Einstiegsluke. Im Schein der Taschenlampe beobachteten sie, wie Bewegung in den Schneehaufen vor dem Fenster kam. Schließlich fiel Licht durch die gelockerten Flocken. Nicht viel und nicht hell, aber genug, um zu erkennen, dass sich etwas oder jemand durch die Schneebarrikade zu ihnen durchkämpfte. »Ich glaube es ist ein Tier«, flüsterte Aruula.
    »Ganz egal, was es ist, es hat uns das Leben gerettet«, stellte Matt erleichtert fest. Tatsächlich bürstete in diesem Moment eine Tatze über die Scheibe. Einige Augenblicke später eine zweite und das gefleckte Brustfell des Tieres. Neugierig näherten sich Matt und Aruula dem Fenster. Fast gleichzeitig tauchte ein gewaltiger Raubkatzenschädel kopfüber hinter der Scheibe auf. Fingerlange, säbelförmige Zähne hingen über seinen dunklen Lefzen und knirschten über das Glas.
    Instinktiv wichen Matt und Aruula zurück. So schnell wie das Raubtier aufgetaucht war, so schnell verschwand es wieder. Dafür tauchte wenige Minuten später ein in Felle vermummtes Gesicht auf. Nur die Augen waren zu sehen. Und sie waren eindeutig die eines Menschen. Verwundert stierten sie durch das Glas. Als sie die beiden Passagiere entdeckten, schob sich eine große behandschuhte Hand vor das Fenster und deutete nach oben.
    Das Paar überlegte nicht lange. Während Aruula ihr Schwert und die Fellumhänge holte, hieb Matt seine Axt in das große Fenster der Luke.
     
    ***
     
    Dezember 2490
    Chacho stand im offenen Eingang der kleinen Eishütte und beobachtete das Ritual auf dem Platz vor dem großen Gemeinschaftsiglu. Zu seinen Füßen lag Sable, und in seinem Rücken redete Lityi immer noch auf ihn ein. »Jetzt sei nicht dumm! Geh zu den anderen! Von hier aus siehst du doch gar nichts.« Bis unter das Kinn eingepackt in Felldecken lag die Dreizehnjährige auf einer der Bettstätten. Bis gestern hatte sie noch hohes Fieber gehabt, und auch heute war sie zu schwach, um an der Ritualfeier teilnehmen zu können.
    »Ich sehe genug«, entgegnete Chacho. Obwohl das mehr als übertrieben war. »Außerdem habe ich deiner Mutter versprochen, bei dir zu bleiben.« Er warf ihr einen viel sagenden Blick zu. »Und wenn du jetzt endlich Ruhe gibst, können wir beide vielleicht sogar
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